Brauchen manche Menschen von Natur aus mehr Sex, um glücklich zu sein, als andere, in dem selben Sinn, in dem manche Menschen mehr sozialen Kontakt zu anderen brauchen? Besteht da ein Zusammenhang?
Ich kenne Personen, die freiwillig fast keinen sozialen Kontakt zu anderen Personen haben und damit zufrieden sind, oder zumindest behaupten, damit zufrieden zu sein. Ich habe mit Personen gesprochen, die während der Pandemie nicht besonders darunter litten, dass sie fast keinen Kontakt zu anderen Personen hatten.
Bei mir ist das dagegen ganz anders. Ich litt sehr stark darunter, dass ich so wenig sozialen Kontakt hatte und hatte so starke Depressionen deshalb, dass ich nichts mehr arbeiten konnte und jeden Tag aufgrund der Depressionen stundenlange am Tag im Bett liegen musste und komplett verzweifelt war, obwohl ich nicht einmal wohnte. Letztendlich musste ich deshalb Psychopharmaka nehmen, was auch nur begrenzt half.
Als ich ein Kind war, war es auch schon so, dass ich am liebsten jeden Tag fast den ganzen Tag mit meinen Freund*innen verbracht hätte.
Deshalb verwundert es mich sehr, dass es Personen gibt, denen es trotz der selben sozialen Isolation in dieser Zeit um so viel besser ging als mir.
Kann es sein, dass manche Menschen von Natur aus mehr sozialen Kontakt brauchen und daher bei sozialer Isolation auch viel stärker leiden? So ähnlich, wie es extrovertierte und introvertierte Menschen gibt.
Gilt dasselbe für Sex, da Sex eine Form von intensivem sozialen Kontakt ist? Leiden Personen, die mehr sozialen Kontakt brauchen, um glücklich zu sein, auch stärker, wenn sie keinen Sex haben?
Ich kenne viele Personen, die schon seit längerem keinen Sex haben und die aber scheinbar nicht besonders darunter leiden und auch kaum Motivation haben, jemanden kennenzulernen, mit dem sie Sex haben können.
Ich leide sehr darunter, wenn ich länger keinen schönen, erfüllenden Sex habe. Allerdings habe ich das Gefühl, als ob das die meisten Leute, mit denen ich spreche, nicht nachvollziehen können, dass man so darunter leidet. Kann es sein, dass ich deshalb stärker leide, weil ich diesen Kontakt zu anderen Menschen stärker brauche als andere?
Unsere Antwort
Ja, Menschen sind da sehr unterschiedlich. Sowohl was sozialen Kontakt angeht, als auch was Sex mit anderen Personen angeht.
Mir ist nicht bekannt, ob es da einen direkten Zusammenhang gibt. Ich vermute, es gibt auch Menschen, die zwar sehr viel sozialen Kontakt wollen, aber keinen Sex und umgekehrt. Entscheidend ist, dass bei dir beides zusammen auftritt. Und das darf auch unabhängig davon wahr sein, ob das bei anderen auch der Fall ist.
Du scheinst neugierig darauf zu sein, wieso das mit dem Leiden und dem Brauchen bei dir so ist.
Was bedeutet brauchen für dich? Wozu brauchst du es? Gibt es Bestätigung, dass du okay bist? Welche Bedürfnisse erfüllt der soziale Kontakt und der Sex? Ist es Anerkennung, ist es Zuneigung...? Hilft es gegen Gefühle von Einsamkeit? Wenn du mehrere Strategien hast, wie du dir diese Bedürfnisse erfüllen kannst, bist du unabhängiger von etwas, was dir nicht immer zur Verfügung steht.
Es kann auch ein Wünschen sein. Und es kann gegen das Leiden helfen, sich das Wünschen zu erlauben. Ich vermute, weil du von Leiden schreibst, dass dein Körper derzeit eher zusammensinkt beim Wünschen. Und das macht etwas mit deiner Stimmung. Viele Menschen haben als Kinder nicht gelernt, ihre Wünsche selbstbewusst zu verfolgen.
Manche Menschen lassen die Körperempfindungen, die mit dem Wünschen einhergehen, sich ausbreiten. Sie holen sich die schönen Gefühle, die sie mit dem Wunsch verbinden schon zu sich in der Vorstellung. Ja, ich wünsche mir Sex, weil es so schön ist, wenn... Ja, ich wünsche mir sozialen Kontakt, weil ich es mag, wenn... Sie erlauben sich das Tagträumen. Wünschen kann mit einem Ausdehnen in deinem Körper einhergehen, mit freigesetzter Energie. Das könntest du dir angewöhnen. Du könntest spielerisch grosse Bewegungen mit deinen Armen machen und dabei aussprechen "Ich wünsche mir Sex und sozialen Kontakt.". Teste mal, welchen Unterschied es macht, ob du das so sagst oder in einer eher zusammengesunkenen Körperhaltung. Du könntest auch mal schauen, wie du deine Aufmerksamkeit wieder etwas anderem zuwenden kannst, wenn sie sich an dem Gedanken, was dir fehlt, festgehängt hat.
Interessant fände ich, wie es dir besser gehen kann mit den Umständen. Wünschst du dir dazu Unterstützung? Gibt es etwas, wobei wir dich begleiten können? Dann schreib uns einfach wieder und gib bitte die Nummer dieser Frage an.
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