Danke für die ausführende und einfühlsame Antwort auf die Frage Nr. 39615 von 30.03.2025.
Ich habe in der Tat einiges erreicht. Ich habe, entgegen den Erwartungen der Lehrer, eine Matura geschafft und studiere jetzt. Es war defintiv nicht einfach, da ich Panikattacken hatte. Ich studiere zudem und hoffe, meinen Abschluss machen zu können. Ich arbeite und versuche so gut es geht unabhängig zu sein, da ich in Krisensituationen nicht die Unterstützung bekommen habe, welche ich gebraucht habe. Ich habe deshalb vermutlich gelernt, dass es besser ist, wenn ich ich mich auf mich selber verlasse.
Ich habe leider keine wirkliche Vertrauensperson. Von meinen Eltern kriege ich häufig Vorwürfe, wenn ich ihnen meine Gefühlslage erkläre. Ich bekomme Vorwürfe für Mobbing und mir wird gesagt, ich übertreibe, als ich in einer depressiven Phase stecke. Es wird also verharmlost.
Ich habe in meinem Freundeskreis auch niemanden, mit dem ich über meine Erfahrungen sprechen kann. Ich denke deshalb eine Therapie könnte hilfreich sein.
Ich habe einfach die Erfahrung gemacht, dass ich als ich während dem Mobbing in Therapie war, die Therapeutin mit mir angeschat hat, wie ich mit dem Mobbing umgehe. Ich empfand dies als belastend. Ausserdem meinte sie einmal, dass ich erschöpft aussehe und sie auch erschöpfe. Ich kam mir deshalb schuldig vor. Betreffend der Panik meinte sie, ich bräuchte mehr Freizeit. Ich konnte dies aber nicht umsetzten, da ich während der Freizeit auch mit den Mobbing Erfahrungen beschäftigt war. Ich habe die Therapie dann abgebrochen. Heute habe ich noch immer das Gefühl falsch zu sein, da ihre Ratschläge nicht geholfen haben und sie ja Therapeutin ist und es besser wissen muss als ich.
Ich kann mir gut vorstellen, dass da allenfalls eine Traumatherapeutin besser helfen kann im Umgang mit Ängsten. Nun noch zur Frage, wie finde ich eine gute Therapeutin, welche auf Trauma spezialisiert ist?
Unsere Antwort
Du machst dir sehr gute Gedanken. Es ist eine ausgezeichnete Qualität, sich auf sich selbst verlassen zu können. Und die hast du offensichtlich sehr gut ausgebaut.
Es bereichert das Leben, wenn wir uns auch auf andere verlassen können und womöglich möchtest du das mehr erlauben in Zukunft. Es gibt einiges, was du selbst tun kannst. Du hast ja schon ein gutes Gefühl dafür, wem du vertrauen kannst und wem nicht. Deine Eltern sind keine guten Ansprechpersonen für schwierige Erfahrungen, denn dort erfährst du Abwertung. Hinterher geht es dir wahrscheinlich sogar noch schlechter als vorher. Deine Freunde sind auch keine guten Ansprechpersonen. Wieso? Machst du da die gleichen Erfahrungen wie mit deinen Eltern? Oder erwartest du, die gleichen Erfahrungen zu machen und wärst vielleicht überrascht, dass sie anders reagieren? Vielleicht könntest du mal etwas mit ihnen teilen, was persönlich ist, aber noch nicht sehr intim und schauen, was passiert.
Therapeut*innen können eine gute Brücke bauen, um diese Qualität auszubauen, sich anderen anzuvertrauen. Wichtig dafür ist, dass du dich wohl fühlst mit deiner Therapeutin. Nicht immer stimmt die Passung zwischen Therapeut*in und Klient*in. In dem Fall macht es Sinn, weiterzusuchen.
In einer Therapie wirst du sicher wieder anschauen, was du tun und verändern kannst. Es ist aber ebenso wichtig, dass du die Veränderungen bewältigen kannst und dadurch ein Gefühl von Selbstwirksamkeit entstehen kann. Womöglich ist es in der Therapie damals nicht so gut gelungen, dass die Therapeutin die Geschwindigkeit auf dich anpasst. Nun bist du um diese Erfahrung reicher. Du kannst also in deiner nächsten Therapie zu Beginn darauf hinweisen, was es braucht, damit die Therapie für dich erfolgreich werden kann. Du bist die Kundin und bestimmst mit. Sprich also aus, was dir wichtig ist. Du bist ein ganz wichtiger Bestandteil des Therapieerfolgs. Für die Therapeutin sind deine Rückmeldungen sehr wichtig.
Am besten machst du mal einen Termin bei einer Traumatherapeutin aus und schaust, wie du dich mit ihr fühlst. Wenn es sich gut anfühlt, machst du weiter. Wenn es sich nicht gut anfühlt, machst du einen Termin bei jemand anderem.
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