Die Vorsorgeuntersuchung bei der Frauenärztin besteht aus zwei Teilen – einem Gespräch und der gynäkologischen Untersuchung. Sie dient der Vorbeugung des Gebärmutterhalskrebses und der Früherkennung von Brustkrebs.
Warum sollte ich zur gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung?
Junge Frauen und Personen mit Vagina, die sexuell aktiv sind, sollten sich regelmässig von der Frauenärztin untersuchen lassen. Dies dient vor allem der Vorbeugung des Gebärmutterhalskrebses. Auch Brustkrebs können Fachpersonen so frühzeitig erkennen. Die Grundversicherung der Krankenkasse in der Schweiz übernimmt mindestens alle 3 Jahre die Untersuchung inklusive Krebsabstrich. In Deutschland wird der Krebsabstrich einmal pro Jahr von der Kasse übernommen.
Wie oft sollte ich zur gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung?
Seit 2018 gelten in der Schweiz neue Empfehlungen, dass der Vorsorgeabstrich nur noch alle 3 Jahre erfolgen muss, falls das Abstrichresultat jeweils normal war. Der erste Abstrich erfolgt normalerweise dann, wenn du sexuell aktiv bist. HPV wird über die Haut übertragen. Es reicht für eine Infektion daher schon aus, wenn du dich nackt an einer anderen nackten Person reibst. In Deutschland ist seit 2020 auch ein neues Vorgehen eingeführt. Zwischen 20 und 34 Jahren gibt es den jährlichen Abstrich. Ab 35 Jahren erfolgt alle 3 Jahre ein kombiniertes Screening aus Abstrich und HPV-Test. Bei Auffälligkeiten ergeben sich jeweils weitere Untersuchungen.
Wie lang dauert die gynäkologische Vorsorgeuntersuchung?
Die körperliche Untersuchung dauert etwa 10 bis 15 Minuten, das Vor- und das Nachgespräch etwa 30 Minuten, dazu kommen noch 5 bis 10 Minuten im Labor. Es ist also gut, wenn du für den Besuch der Ärztin etwa eine Stunde Zeit einberechnest.
Wenn du einen Behinderung oder Beeinträchtigung hast, bei der Ausziehen, Anziehen, Umsetzen und Bewegen im Raum mehr Zeit in Anspruch nehmen, informiere das Praxisteam. So können Sie für deinen Termin mehr Zeit einplanen und du musst dich nicht hetzen. Die Zeit, die du brauchst, ist die Zeit, die du brauchst!
Urinprobe und Blutentnahme
Zunächst wirst du gebeten, dass du im WC etwas Urin in einen Becher gibst. Anschliessend wirst du im Labor gebeten, auf eine Waage zu steigen. Auch messen die Fachkräfte deine Grösse. Ausserdem bekommst du den Blutdruck gemessen. Möglicherweise nehmen dir Fachkräfte von einem Finger etwas Blut. Das Blut untersuchen sie auf eine Eisenmangelanämie hin, den Urin auf Harnwegsinfekte, Blasen- oder Nierenprobleme.
Sollte das Wiegen und die Urinprobe aufgrund einer Beeinträchtigung nicht in der Praxis möglich sein, kannst du dich vorab zu Hause wiegen lassen. Mit einem Urinbecher aus der Apotheke kannst du auch schon vor dem Termin etwas Urin abgeben und es in die Praxis bringen.
Gespräch mit der*dem Ärzt*in
Danach wirst du wahrscheinlich wieder ins Wartezimmer gebeten, und die Ärztin wird dich irgendwann begrüssen. Zunächst gibt es ein kurzes Gespräch. Die Ärztin fragt dich über deinen Menstruationszyklus und deine Periode. Sie fragt dich vermutlich, ob du Beschwerden hast und ob du Fragen zur Verhütung oder zur Sexualität hast, und ihr werdet über die Laborergebnisse reden. Es ist gut möglich, dass bei der allerersten Vorsorgeuntersuchung nur ein Gespräch stattfindet, keine Untersuchung.
Wenn du Unterstützung beim An- und Ausziehen und dem Umsetzen auf den Untersuchungsstuhl benötigst, erzähle das der*dem Ärzt*in. Tu das bitte auch, wenn du Bedenken hast, ob du es allein schaffst. Oftmals kann sowohl die*der Ärzt*in als auch die Praxishelfer*innen unterstützen. Sollte das nicht gehen, bring zur nächsten Untersuchung eine Vertrauensperson mit, die dich dabei unterstützen kann.
Gynäkologische Untersuchung: Lass dir einen Spiegel geben
Die gynäkologische Untersuchung findet auf dem Untersuchungsstuhl statt. Wenn du das erste Mal zur Frauenärztin gehst, lass dir erklären, um was es bei der Untersuchung geht. Zudem sollte sie dir während der Untersuchung immer sagen, was sie gerade tut. Wenn du willst, bitte deine Ärztin, dir einem kleinen Spiegel zu geben oder bring selbst einen Taschenspiegel zur Untersuchung mit.
Untersuchung des äusseren Genitale
Die Gynäkologin wird dich bitten, Hose oder Jupe und Unterhose auszuziehen. Sie wird dir Zeit lassen, dich auf dem Untersuchungsstuhl bequem einzurichten und zu entspannen. Üblicherweise sieht sich die Ärztin zuerst an, ob das äussere Geschlecht gesund ist – also die Vulva mit Klitoris, äusseren und inneren Lippen, Harnröhrenmündung, Vaginaeingang, Hymen (Jungfernhäutchen), Damm und After. Du kannst die Untersuchung mit dem Handspiegel verfolgen.
Wenn du aufgrund einer Behinderung oder Beeinträchtigung nicht auf einem gynäkologischen Untersuchungsstuhl liegen kannst, kannst du die*den Ärzt*in fragen, ob sie dich auch auf einer Untersuchungsliege untersuchen kann. Dies ist meistens für die Ärzt*innen nicht optimal, weil sie dich da nicht so gut untersuchen können, aber einige lassen sich darauf ein.
Einführen des Spekulums in die Vagina
Danach führt die Ärztin ein Spekulum in die Vagina ein. Das Spekulum sieht aus wie ein Entenschnabel und besteht aus zwei Löffeln (oder Branchen), die die Ärztin spreizen kann. Es gibt verschiedene Grössen, je nach Grösse der Vagina. Die Ärztin führt das Spekulum mit geschlossenen Branchen ein. Es ist vorgewärmt und mit Gleitmittel bestrichen. In der Vagina spreizt sie die Branchen. So werden der Gebärmutterhals und die Vaginawände sichtbar und untersuchbar. Du spürst das Spreizen als leichten Druck in der Vagina. Vielleicht ist der Druck für dich ungewohnt, aber unangenehm sollte er nicht sein. Wenn du möchtest, frag, ob du das Spekulum selbst einfügen kannst. Mit dem Taschenspiegel kannst du die anschliessende Untersuchung mitverfolgen und selbst in die Vagina hineinsehen – bis hin zum Gebärmutterhals.
Wenn du eine Beckenschiefstellung hast, teile es der*dem Ärzt*in mit und bitte sie*ihn darum, vorsichtiger mit dem Spekulum umzugehen.
Der PAP-Test oder Krebsabstrich
Mit dem Wattetupfer entnimmt die Ärztin ein bisschen Vaginalflüssigkeit, die sie anschliessend unter dem Mikroskop auf Entzündungserreger untersucht. Die Ärztin schabt zudem ein wenig Gewebe vom Gebärmutterhals ab für den Zellabstrich. Man nennt ihn auch PAP-Test, PAP-Abstrich oder Krebsabstrich. PAP steht kurz für Papanicolaou-Test. Papanicolaou hiess der Arzt, der ihn eingeführt hat. Fachpersonen untersuchen den Abstrich anschliessend in einem Labor nach Veränderungen in der Zellstruktur. Das ist wichtig für die Vorsorge von Gebärmutterhalskrebs, der nach HPV-Infektionen auftreten kann. Mögliche Zellveränderungen können Fachpersonen so in einem frühen Stadium erkennen. Wenn es nötig ist, kann die Ärztin Krebsvorstufen durch Laser oder Operationen behandeln. Das passiert in der Regel auch oft noch, bevor überhaupt Krebs entsteht. Manche Frauen erleben den Abstrich als ganz kurzes unangenehmes Gefühl im Gebärmutterhals, andere spüren ihn kaum oder gar nicht.
Untersuchung des Gebärmutterhalses
Nach Entnahme des Abstrichs betupft die Ärztin die Oberfläche des Gebärmutterhalses um den Muttermund herum mit verdünnter Essiglösung oder Jod. Das kann kurz ein bisschen brennen, muss aber nicht. Mit der Flüssigkeit macht sie mögliche Zellveränderungen sichtbar. Die Ärztin schaut sich den Gebärmutterhals durch das Kolposkop, ein spezielles Mikroskop, sehr genau an. Das nennt man Kolposkopie. Das Kolposkop platziert die Ärztin vor dem Vaginaeingang, führt es also nicht in die Vagina ein. Danach schliesst sie die Branchen des Spekulums und entfernt es wieder aus der Vagina.
Tastuntersuchung der Gebärmutter und der Eierstöcke
Nach Entfernung des Spekulums tastet die Frauenärztin mit einem oder zwei Fingern in der Vagina und zugleich der anderen Hand auf dem Unterbauch nach der Gebärmutter und den Eierstöcken. So beurteilt sie die Grösse, Beweglichkeit, Lage und Oberfläche der Gebärmutter und schaut, ob die Eierstöcke Zysten haben. Diese fallen ab einer gewissen Grösse beim Tasten auf. Auch bei dieser Tastuntersuchung ist es gut, wenn du dich entspannst, denn so können diese Organe besser gespürt werden. Manchmal ist auch ein Abtasten des Afters sinnvoll.
Ultraschall bei Auffälligkeiten
Wenn die Ärztin irgendetwas Unklares oder Auffälliges getastet hat, führt sie zusätzlich eine Ultraschalluntersuchung durch. Bei dieser führt sie eine dünne Sonde in die Vagina ein. Diese Untersuchung verursacht manchmal etwas Druck an verschiedenen Stellen in der Vagina, sollte aber auch nicht schmerzhaft sein.
Tastuntersuchung von Brust und Achselhöhlen
Zur Vorsorge von Brustkrebs tastet die Ärztin schliesslich auch deine Brüste und Achselhöhlen ab. Anschliessend gibt es noch ein kurzes Gespräch.
Brauche ich einen PAP-Abstrich, wenn ich keinen Sex mehr habe oder in einer monogamen Beziehung bin?
Einige Frauen schätzen ihr HPV-Risiko sehr gering ein, wenn sie keinen Sex mehr mit anderen haben oder monogam leben. Es gibt aber trotzdem ein Risiko von Zellveränderungen aufgrund früherer HPV-Infektionen. Ein HP-Virus kann Monate oder viele Jahre inaktiv bleiben, wenn der Körper ihn nicht erfolgreich bekämpfen konnte. Dann vermehrt er sich manchmal plötzlich ohne erkennbaren Grund. Darum sind regelmässige Vorsorgeuntersuchungen wichtig, damit Ärzt*innen frühzeitig handeln können.
An welchem Zyklustag sollte ich die Vorsorgeuntersuchung machen?
Den PAP kann die Fachperson zu jedem Zeitpunkt im Zyklus machen und beurteilen – ausser während der Blutung. Das heisst, die Resultate des Labortests werden immer richtig sein. In der fruchtbaren Zeit des Zyklus, wenn der Schleim klar und durchsichtig und der Hals weit offen ist, kann die Fachperson aber besonders gut kolposkopieren – das heisst, den Muttermund und vor allem die Übergangszone zum Hals anschauen und so beurteilen. Deshalb machen die Gynäkolog*innen die Jahreskontrolle dann besonders gern. Du brauchst das aber nicht extra beachten, wenn du einen Termin bei der Frauenärztin vereinbarst. Es gibt ja viele Frauen, die haben keinen Menstruationszyklus haben, weil sie hormonell verhüten oder älter sind oder aus anderen Gründen. Wichtig ist nur, dass du am Termin nicht gerade blutest.