Selbst wenn mit deinen Hoden gerade alles in bester Ordnung ist, lohnt es sich, diesen Text zu lesen, damit du Anzeichen für Krankheiten an deinen Hoden besser erkennst.
Krampfadern (Varicocele testis)
Etwa jeder fünfte 20jährigen Mann hat eine Varicocele an einem Hoden. Die vom Hoden wegführenden Blutgefässe (Venen) bilden am Samenstrang ein Geflecht. Bei einer Krampfader kommt es zur Erweiterung dieser Venen bei zurückfliessendem Blut oder verlangsamten Abstrom des Blutes. Links ist dies viel häufiger (90%), da die Vene in einem anderen Winkel einmündet als rechts. Mann kann die gestauten und geschlängelten Venen tasten. Sie liegen oberhalb und hinter dem Hoden im Hodensack. Meist ist diese Veränderung schmerzlos. Es kann aber auch ziehende Schmerzen in Hoden und Leistengegend geben.
Behandelt werden sollte die Varicocele bei Beschwerden, wenn sie gross ist, wenn das Spermiogramm schlecht ist und man gleichzeitig einen Kinderwunsch hat. Man kann die Vene dann in lokaler Betäubung vom Hodensack aus sklerosieren (veröden); unter Narkose gibt es verschieden operative Techniken (Schnitt in der Leiste oder etwas höher, mit Bauchspiegelung usw).
Hodenentzündung (Orchitis)
Bei einer Hodenentzündung hast du starke Schmerzen am Hoden, der Hoden ist geschwollen, du hast hohes Fieber. Oft besteht gleichzeitig eine Allgemeinerkrankung zum Beispiel Mumps. Du solltest sofort zu Ärzt*innen gehen, wo die Behandlung festgelegt wird.
Wasserbruch (Hydrocele testis)
Zwischen dem Hodensack und dem Hoden gibt es noch Hodenhüllen. Diese können sich mit Flüssigkeit füllen. Oft kennt man den Grund nicht, warum das passiert. Es kann angeboren sein, nach Entzündungen und Verletzungen usw. auftreten. Es tritt dann eine langsam zunehmende Schwellung auf einer oder auf beiden Seiten im Hodensack auf. Schmerzen sind dabei selten. Es kann ein Druck- oder Schweregefühl empfunden werden. Eine Operation ist nur dann erforderlich, wenn die Hydrocele Beschwerden macht.
Hämatocele/Hodentrauma
Nach einem schweren Trauma (Verletzung/Gewalteinwirkung) z.b. durch Tritte, beim Sturz auf eine Velostange usw. kann es zu Verletzungen des Hodens und/oder der Blutgefässe des Hodens kommen. Die Verletzung wird in verschiede Schweregrade unterteilt und geht von Prellung oder Quetschung bis zur völligen Zerstörung des Hodens. Wie es um den Hoden steht, kann man von aussen nur vermuten. Bei starken Schmerzen, die länger dauern als eine Stunde, solltest du auf jeden Fall zu Urolog*innen gehen. Die untersuchen dich, machen einen Ultraschall vom Hoden und entscheiden dann, was zu tun ist. Alles, was schlimmer ist als eine Prellung oder Quetschung, muss operiert werden. Unter Umständen muss der Hoden operativ entfernt werden. Es kann auch sein, dass der Hoden soviel Schaden nimmt, dass er nach Abheilung seine Funktion (Spermienbildung und Testosteronbildung) nicht oder nicht voll wieder aufnehmen kann, und dass er verkümmert.
Hodentorsion (Verdrehung des Hodens)
Dabei treten plötzlich, zum Beispiel beim Sport, oder häufig auch nachts aus dem Schlaf heraus, heftigste Schmerzen im Hoden auf, die bis in die Leiste ziehen. Der Hoden verdreht sich dabei an seinen Blutgefässen so, dass die Blutgefässe wie abgeschnürt werden und der Hoden nicht mehr richtig durchblutet ist. Die Hodentorsion kann bei Jungen und jungen Männern auftreten, nach dem 25. Lebensjahr tritt sie in der Regel nicht mehr auf. Wenn du solche Schmerzen bei dir bemerkst, geh sofort ins Spital/Krankenhaus. Das ist ein urologischer Notfall. Wer zu lange wartet, verliert seinen Hoden. Eine Hodentorsion muss so schnell wie möglich operiert werden. Die Operation muss spätestens innerhalb von 4 bis 6 Stunden erfolgen, damit sich der Hoden wieder erholen kann. Der Hoden wird in der Operation wieder zurück gedreht und im Hodensack festgenäht, damit er sich nicht wieder verdrehen kann.
Hodentumor/Hodenkrebs
Bei Hodenkrebs haben 70 Prozent der betroffenen Männer nur eine schmerzlose Schwellung des Hodens (nicht des Hodensacks), oft kann man noch eine sehr harte Zone am Hoden tasten. Es gibt verschiedene bösartige Tumoren des Hodens, die auch in verschiedenen Altersstufen auftreten. 70 Prozent aller Hodentumoren treten zwischen dem 20-40 Lebensjahr auf. In Industrieländern erkrankt etwa jeder 3330ste Mann. Insgesamt haben Hodentumoren eine sehr gute Heilungschance. Es ist deshalb sinnvoll, bei jeder Verhärtung und Vergrösserung, die du an deinem Hoden tasten kannst, eine*n Urolog*in aufzusuchen. Meist wird er*sie dann etwas anderes feststellen und du kannst dich beruhigen, dass es nichts schlimmes ist. Wenn du deinen Hoden regelmässig abtasten willst, reicht 1 mal pro Monat aus.