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Krätze (Scabies): Übertragung, Symptome, Behandlung, Vorbeugung

Krätze ist eine ansteckende, stark juckende Krankheit. Sie wird durch Krätzmilben ausgelöst. In den letzten Jahren tritt sie wieder vermehrt auf. Krätze wird aber oft verkannt, weil es als alte, ausgerottete Krankheit gilt. Dem ist aber nicht so. Krätze kommt weltweit vor und betrifft Personen unabhängig von Herkunft, Alter, Sexpraktiken und Geschlecht.

Was löst Krätze aus?

Parasiten rufen Krätze, auch bekannt als Scabies, hervor. Im Fall von Krätze sind das Krätzmilben (Sarcoptes scabiei), die zu den Spinnentieren zählen. Die weibliche Krätzmilbe lässt sich auf der menschlichen Hautoberfläche von den Männchen, die sich nur dort aufhalten, begatten. Das befruchtete Weibchen dringt durch die Oberfläche in die Haut ein und gräbt mehrere Zentimeter lange Gänge in deren Hornschicht. Das Weibchen verbleibt 4 bis 6 Wochen im gegrabenen Gangsystem. Es legt täglich Eier und hinterlässt Ausscheidungen. Aus den Eiern schlüpfen neue geschlechtsreife Milben. Sobald sich diese neuen Milben verpaaren, beginnt der Zyklus erneut.

Wie häufig ist Krätze?

Fälle von Krätze gibt es weltweit. In Europa kommen auf 1000 Einwohner*innen ungefähr 0,5 bis 2 Fälle. In vielen Ländern mit tropischem Klima gilt Krätze als Massenerkrankung. Hier sind bis zu 15 Prozent der Gesamtbevölkerung von Krätze betroffen.

Wo tritt Krätze auf?

Praktisch überall. Krätze kann in Gemeinschaftseinrichtungen auftreten, zum Beispiel in Schulen, Kindergärten, Alten- und Pflegeheimen, Obdachlosenheimen und Flüchtlingsunterkünften. Beengte Wohnverhältnisse und Hygienemängel können die Ausbreitung begünstigen.

Warum bleibt Krätze lange unbemerkt?

Krätzemilben sind mit blossem Auge praktisch kaum wahrnehmbar. Sie sind kleiner als 0,5 Millimeter. Gerade zu Beginn der Erkrankung können Menschen Krätze nur schwierig feststellen. Viele Ärzt*innen verbinden die Krankheit zudem eher mit Personen mit geringem Einkommen oder anderer Herkunft, weswegen sie oft nicht an Krätze denken. Ausserdem kann die Krätzmilbe unterschiedliche Veränderungen bewirken, die oft anderen Hauterkrankungen ähneln. Viele Menschen zeigen zu Beginn noch keine Krankheitszeichen. Dann wissen Menschen gar nicht, dass sich andere auch infiziert haben.

Wie sieht Krätze aus?

Charakteristische Hautveränderungen sind Hautrötung (Erythem), Knötchen (Papeln), Bläschen (Vesikel) oder Krusten (Pusteln). Nach kurzer Zeit entwickelt sich ein Brennen der Haut und lästiger, intensiver Juckreiz, der nachts besonders stark ist. Oft können Infizierte innerhalb von wenigen Tagen nicht mehr ruhig schlafen und kratzen sich ständig. Die Hautveränderungen können einzeln oder zusammen auftreten. Zusätzlich können sich verletzte Hautstellen entzünden, wenn du dich viel kratzt. Diese verletzten Hautstellen können dann leicht zu weiteren Infektionen führen. Bei längerem Krätzemilben-Befall kann sich ein grossflächiger, juckender, allergischer Hautausschlag (Exanthem) entwickeln. Dein Körper reagiert hier auf die Milben-Ausscheidungen (Eier und Exkremente) oder auf deren nach Absterben zerfallende Körper.

Wie stecke ich mich an?

Die meisten Menschen stecken sich über engen Körperkontakt, also auch beim Sex, an. Darum zählt Krätze auch zu den sexuell übertragbaren Infektionen (STI). Der enge Körperkontakt muss zwischen 5 bis 10 Minuten dauern, damit die Milben von dem einem auf den anderen Körper krabbeln können. Übers kurze Umarmen und übers Händeschütteln kannst du dich nicht infizieren. Bei der Pflege von Kleinkindern oder bedürftigen Menschen aber schon. Die Krätzemilben bohren sich so tief in die Haut ein, dass du sie mit Wasser und Seife nicht erreichen kannst. Daher kann auch eine sehr saubere Person Krätze haben. Sie überleben auch mehrmals tägliches Waschen oder Baden. Über gemeinsam genutzte Kleidung, Handtücher, Küchentücher, Bettwäsche, Schuhe steckst du dich eher unwahrscheinlich an. Wenn die Erkrankung erstmal ausgebrochen ist, kannst du dich leicht wieder an dir selber anstecken. Daher musst du bei Befall deine gesamte Kleidung, deine Bettwäsche bei 60 Grad Celsius waschen und deine Schuhe wechseln.

Wo ist der Befall?

Die Milben siedeln vor allem an warmen Hautbereichen mit dünner Hornhautschicht an. Das sind also vor allem die Bereiche zwischen Fingern und Zehen, an Handgelenken und Fussknöcheln, in Leisten und Achseln, an Ellbogen, Brust, Nabel und in der Anal- oder Genitalregion. Bei Säuglingen, Kleinkindern und bettlägerigen Personen können auch Rücken, Handinnenflächen, Fusssohlen, Gesicht, Nacken und behaarte Kopfhaut befallen sein. Ein geschwächtes Immunsystem begünstigt oft den Ausbruch der Erkrankung. Bei starkem Befall kann sich an deinem ganzen Körper ein schmerzhafter Ausschlag zeigen.

Wie lange dauert es, bis Krankheitszeichen auftreten?

Meist treten die Krankheitszeichen erst nach 6 bis 10 Wochen auf. Wegen der langen Zeiträume können Personen oft nur schwer feststellen, wann sie sich angesteckt haben. Sie können auch nur schwer nachvollziehen, wen sie selber alles unwissend angesteckt haben könnten.

Wie entdecken Fachpersonen Krätze?

Die erste Hürde ist es, dass du überhaupt an Krätze denkst. Schildern dir mehrere Personen die Juckreiz-Symptomatik? Geh dann bitte so früh wie möglich zu einem*einer Ärzt*in. Er*sie kann mit einem Dermatoskop (einer Art Lupe) die Milbengänge in der Haut entdecken. In abgeschabtem Material kann er*sie oft auch Krätzemilben sowie deren Eier und Ausscheidungen nachweisen. Die richtige Diagnose können Ärzt*innen aber schwieriger stellen, wenn du zuvor juckreiz- oder entzündungsstillende Medikamente (wie zum Beispiel Cortison-haltige Salben) auf deiner Haut angewendet hast. Diese lindern in vielen Fällen die Symptome. Die Milben selber bleiben jedoch auf der Haut.

Wie wird Krätze behandelt?

In der Regel läuft die Behandlung der Krätze in wenigen Tagen ab. Sie besteht immer aus einer Kombination aus medikamentöser Therapie (mit Tabletten oder mit Creme) und umfassenden Hygienemassnahmen. Folgende Wirkstoffe kommen in Frage: Permethrin, Benzylbenzoat und Crotamiton. Die Behandlung mit Creme ist weniger schädlich für die Leber und effektiver. Die Tabletten dürfen bei einer geplanten Schwangerschaft weder der werdende Vater noch die werdende Mutter einnehmen. Bei einer Behandlung mit Permethrin kannst du nach 7 Tagen nochmal nachbehandeln. Einige Eier erwischst du bei der ersten Behandlung unter Umständen nicht. Wenn du nochmal nachbehandelst, sterben die kleinen Larven.

Wann dürfen Kinder wieder in den Kindergarten und wann können Erwachsene wieder arbeiten?

Im Normalfall bereits am Tag danach. Wenn du schon länger Krätze hast, ist es besser mehr Tage zu warten.

Welche Regeln und Tipps sollte ich einhalten?

Die Krätzmilben überleben auch einige Tage ausserhalb des Menschen, zum Beispiel in Kleidung, Bettwäsche, auf Polstermöbeln oder auf Fußböden. Daher musst du folgende Hygienemassnahmen einhalten:

  • Finger-/Zehennägel kurzhalten und sorgfältig reinigen.
  • Viele Menschen baden vor dem Eincremen, damit die Haut aufweicht und sie die Milben besser erreichen.
  • Du hast gerade die Medikamente angewendet? Dann ziehe bitte unbedingt frische Kleidung an, da sich in der getragenen Kleidung Hautschuppen mit Krätzemilben befinden können. Die Creme sollte am besten über Nacht mindestens 8 Stunden einziehen. Nach dem Eincremen solltest du auf keinen Fall deine Hände waschen. Solltest du dies versehentlich oder aus einem wichtigen Grund tun, musst du die Creme anschliessend erneut auf die gewaschenen Stellen auftragen. Sonst krabbeln die Krätzmilben einfach an die Stellen, wo keine Creme ist und überleben dort.
  • Viele Menschen finden es daher nützlich, wenn sie nach der Behandlung Baumwollhandschuhe anziehen. Auch solltest du die Handschuhe nicht ausziehen, wenn du zum Beispiel Geschirr abwäschst oder auf der Toilette warst. Ziehe in solchen Fällen einfach weite Gummihandschuhe über die Baumwollhandschuhe drüber.
  • Bettwäsche und die in den letzten 4 Tagen benutzten Handtücher, Socken und Unterwäsche wäschst du bitte bei 60 Grad Celsius in der Waschmaschine.
  • Du hast Gegenstände, die du nicht waschen kannst und mit denen du länger in Berührung warst? Das sind zum Beispiel eine Blutdruckmanschette, Uhren, Kopfhörer, Schuhe, Plüschtiere, Thermometer oder Kleidung, die du nicht bei 60 Grad waschen kannst. All diese Dinge musst du für eine Woche luftdicht in Plastiksäcke verschliessen. Die Säcke lagerst du am besten an einem trockenen, warmen Ort. Einige Menschen machen sich einen Plan, wann sie welche Anziehsachen wieder tragen dürfen. Das macht besonders Sinn, wenn sie nicht so viel Kleidung haben.
  • Nutze bitte wegen der Ansteckungsgefahr keine Wäsche, Handtücher, Polstermöbel, Kissen, Decken, Kämme oder ähnliches gleichzeitig mit anderen Personen. Desinfektionsmittel wirken gegen Krätzemilben nicht.

Warum juckt es manchmal weiterhin?

Leider juckt es nach der Behandlung oft immer noch. Das kann daran liegen, dass du noch Krätze hast. Es kann aber auch daran liegen, weil die abgetöteten Krätzemilben, Eier und Ausscheidungen noch eine Weile unter der Haut verbleiben, bis sie dein Körper abbaut. Gegen fortbestehenden Juckreiz kannst du eine äusserliche Behandlung mit Steroiden (zum Beispiel Hydrocortison) oder innerlich angewandte Antihistaminika (zum Beispiel Cetirizin, Loratadin) nutzen. Mach dir bitte bewusst, dass es auch sein kann, dass du weiterhin infiziert bist. Mit pflegenden Feuchtigkeitscremes aus der Apotheke kannst du ein eventuelles Austrocknen der Haut nach der Krätze-Behandlung verhindern.

Wie sieht die Nachkontrolle aus?

Den Behandlungserfolg kontrollieren Ärzt*innen spätestens nach 14 Tagen. Oft müssen Infizierte die Behandlung wiederholen. Das ist sehr zeit- und nervenaufreibend. Wenn es blöd läuft, kann sich sowas über Monate hinziehen. Aber gib nicht auf. Auch nach langem Befall schaffen es Menschen, sich von den Milben zu befreien. Weitere Nachuntersuchungen sind in 14-tägigen Abständen bis mindestens 4 Wochen nach der letzten Behandlung üblich.

Gibt es schwere Formen von Krätze?

Grundsätzlich musst du bei der gewöhnlichen Krätze keine schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen befürchten. Der starke Juckreiz ist nur sehr unangenehm. Problematisch ist allerdings eine schwere Verlaufsform von Krätze. Fachpersonen sagen dazu «krustöse» Scabies (Scabies crustosa), die auch Borkenkrätze genannt wird. Sie ist hochansteckend und betrifft vor allem Patient*innen mit einem geschwächten Immunsystem, zum Beispiel bei HIV-Infektion, Leukämie, Arthritis, Diabetes oder nach einer Organtransplantation. Es kommt zu ausgeprägter Krustenbildung, Schuppung und unzähligen Krätzemilben auf der Haut. Erkrankte müssen im Krankenhaus behandelt und isoliert werden und können an der Erkrankung versterben.

Ich habe den Verdacht auf Krätzmilben – was kann ich tun?

Geh bitte zu Ärzt*innen. Erkläre ihnen ausführlich, warum du auf diesen Verdacht kommst. Krätze ist sehr schwer zu diagnostizieren. Dein*e Partner*in muss sich unbedingt auch untersuchen und gegebenenfalls behandeln lassen.

Wie kann ich mich vor Krätzmilben schützen?

Tatsächlich kannst du dich nur schwer vor Krätzmilben schützen. Ähnlich wie Kopflausbefall ist Krätze in der Behandlung und Vorbeugung sehr aufwendig für alle Beteiligten. Damit meinen wir unter anderem auch, dass einige Menschen bei einem Krätzebefall stark emotional reagieren. Manche wollen anderen in ihrer Umgebung die Schuld zuweisen. Leider führt dieses Verhalten häufig dazu, dass Personen aus Scham mögliche Kontaktpersonen nicht rechtzeitig informieren. Dann breitet sich die Infektion ungehindert aus. Sprich daher mit den Personen, bei denen du schläfst oder mit denen du Sex hast. Vielleicht bist du einer Person körperlich viel und oft nahe. Diese bemerkt juckende Hautveränderungen. Dann ermutige die Person, dass sie das Jucken an den Hautbereichen abklärt.