Verhütung und Safer Sex / Wie entsteht eine Schwangerschaft und wie zeigt sie sich?:
Spermien brauchen die günstigsten Bedingungen, damit sie einige Tage lang eine Eizelle befruchten können. Fachpersonen geben nur unter diesen Bedingungen an, dass Spermien eine Eizelle noch 5 Tage nach dem Geschlechtsverkehr befruchten können.
Wann können Spermien eine Eizelle befruchten?
Wir bekommen viele Fragen dazu, wie lang Spermien überleben und eine Eizelle befruchten können. Wir haben schon einige Texte dazu geschrieben: «Wie lang überleben Spermien ausserhalb des Körpers?», «Wie kann eine Frau schwanger werden?» Wir haben den Text, den du gerade liest, geschrieben, um die letzten möglichen Unklarheiten zu klären. Wir beschreiben die lange «Reise» von Spermien, bis sie tatsächlich zu einer Eizelle gelangen.
Spermien müssen vor dem Eisprung in Gebärmutter und Eileiter gelangen
Besonders interessant ist die Frage, wie viele Tage vor dem Eisprung ungeschützter Geschlechtsverkehr zu einer Schwangerschaft führen kann. Und das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Eins kannst du dir schon mal merken: Wenn Spermien vor dem Eisprung nicht durch den Muttermund in die Gebärmutter gelangen, kommt es sicher zu keiner Schwangerschaft.
Was macht Spermien beweglich?
Die Hoden bilden Spermien, und die Spermien reifen in den Nebenhoden. Die Reifung ist wichtig, denn sie macht die Spermien erst dazu fähig, dass sie eine Eizelle befruchten können. So reifen die Spermien in den Nebenhoden auch zu beweglichen Zellen. Nur wenn sich die Spermien bewegen können, können sie bis zur Eizelle wandern und in das Innere der Eizelle gelangen.
Wie lässt sich untersuchen, wie beweglich die Spermien sind?
Spezialisten können Spermien im Labor danach untersuchen, ob sie sich bewegen können, und wie sie sich fortbewegen. Sie können auch noch genauer untersuchen, wie die Spermien den Muttermund passieren können, und ob sie durch die Schutzhülle der Eizelle gelangen können. Solche Auswertungen sind sehr schwierig und aufwendig. Und die Untersuchungen finden im Labor ausserhalb des Körpers statt. Deshalb kann niemand genau sagen, was mit den Spermien im Körper passiert. Das heisst: Niemand kann genau sagen, was mit den Spermien passiert, wenn sie in die Vagina (Scheide) einer Frau gelangen.
Gibt es Richtwerte?
Die Fachwelt gibt als Richtwerte an, dass Spermien 2 bis 5 Tage in Gebärmutter und Eileiter überleben können. Dort «warten» sie auf eine Eizelle, die sie befruchten können. Ganz selten überleben Spermien länger. Die Spermien können sich dann noch eine Weile lang bewegen. Aber nicht gut genug, um eine Eizelle zu befruchten. Das heisst: Sie überleben vielleicht noch einige Tage, aber sie können nichts mehr machen und sterben schliesslich ab. Du kannst diesen Richtwerten trauen. Sie gelten als überprüft und gesichert. Freilich können Forscher nur schwer sagen, wie lange genau ein ganz bestimmtes Spermium im Körper der Frau überleben und eine Eizelle befruchten kann.
Wie gelangen Spermien überhaupt zur Eizelle?
Um zur Eizelle zu gelangen, ist es natürlich wichtig, dass sich die Spermien bewegen können. Die Gebärmutter und Hormone der Frau können die Spermien zusätzlich unterstützen, dass sie vorwärtskommen. So löst die Gebärmutter eine Massenbewegung von Spermien aus, dadurch dass sie ihre Muskeln einsetzt. Die Muskeln schieben die Spermien immer weiter ins Innere der Gebärmutter. Hormone wie Östrogene und Oxytocin unterstützen diese Bewegung noch weiter. So können sich die Spermien zu einem Eileiter hinbewegen und auf eine Eizelle «warten».
Schaffen es alle Spermien überhaupt bis zu Gebärmutter oder Eileiter?
Es kommen nicht alle Spermien in die Gebärmutter oder einen Eileiter. Entscheidend ist nicht nur, ob Spermien lange überleben und eine Eizelle befruchten können. Es kommt auch darauf an, wie weit der Gebärmutterhals geöffnet ist und wie der Zervixschleim zusammengesetzt ist. Der Zervixschleim ist ein Schleim, den der Gebärmutterhals absondert. Zervix ist ein Fachwort für Gebärmutterhals. Der Zervixschleim verändert sich während dem Menstruationszyklus. Die günstigsten Bedingungen für Spermien sind nur kurz vor dem Eisprung. Nur dann öffnet sich der Gebärmutterhals weit genug, damit Spermien durchkommen, und der Schleim ist durchlässig für Spermien.
Was macht den Zervixschleim durchlässig für Spermien?
Während der Zeit kurz vor dem Eisprung ist der Zervixschleim basisch, das heisst er hat einen höheren pH-Wert als das saure Scheidenmilieu. Das ist am günstigsten für die Spermien, damit sie überleben. Der Zervixschleim schützt sie vor dem sauren Scheidenmilieu (pH 3.8 bis 4.5). Im sauren Scheidenmilieu sterben Spermien schon innerhalb von einer halben bis drei Stunden ab. Der Zervixschleim erleichtert Spermien kurz vor dem Eisprung auch den Aufstieg in die Gebärmutter. Du erkennst durchlässigen Zervixschleim daran, dass er in der Zeit glasig, fadenziehend, dehnbar und spinnbar ist. An Tagen fern ab vom Eisprung ist er zäh, klumpig, trüb, undurchsichtig, weisslich und nicht für Spermien zu durchdringen. Auf der Seite von mynfp findest du Fotos vom Zervixschleim zu den einzelnen Zyklusphasen.
Was ist das nun entscheidende Zeitfenster?
Du merkst: Spermien brauchen die günstigsten Bedingungen, damit sie einige Tage lang eine Eizelle befruchten können. Fachpersonen geben nur unter diesen Bedingungen an, dass Spermien eine Eizelle noch 5 Tage nach dem Geschlechtsverkehr befruchten können. Nur ganz selten ist der Zeitraum länger. Eine Eizelle kann nach dem Eisprung nur rund einen Tag überleben. Wenn du also die 5 Tage plus 1 Tag zusammennimmst, hast du 6 Tage. So lange sind Spermien und Eizelle gemeinsam «fruchtbar». Das heisst, unter diesen Voraussetzungen kann es nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr bis zu 5 Tagen vor dem Eisprung und 1 Tag nach dem Eisprung zu einer Schwangerschaft kommen.
Wo kann ich das ganz genau nachlesen?
Unsere Infos richten sich nach dem aktuellen medizinischen Wissen. Es gibt Fachbücher zu diesen Themen. Wir verlinken dir hier und hier zwei Fachbücher. Fachbücher sind teuer. Du findest mit den Links aber die Buchdaten und kannst dir bei Bedarf die Bücher in einer Fachbibliothek ausleihen. Auf der Seite von My Fertility Matters gibt es weitere Info zum Zyklus und der Fruchtbarkeit von Eizelle und Spermium.