Verhütung und Safer Sex / Sexuell übertragbare Infektionen: Schutz und Behandlung / Syphilis (Lues): Übertragung, Symptome, Behandlung, Vorbeugung
Syphilis (Lues): Übertragung, Symptome, Behandlung, Vorbeugung
Syphilis wird durch ein Bakterium hervorgerufen. Die Infektion verläuft in drei Stadien. Es kommt zu Geschwüren und Veränderungen der Haut. Während des ersten und zweiten Stadiums ist Syphilis durch ein Antibiotikum heilbar.
Was löst Syphilis aus?
Das Bakterium Treponema pallidum ruft Syphilis hervor.
Wie häufig ist Syphilis?
In der Schweiz ist die Anzahl Neuerkrankungen mit Syphilis in den letzten Jahren stark angestiegen. Ein Grossteil der Infizierten sind Männer, davon wiederum mehrheitlich Männer, die Sex mit Männern haben. 2018 haben Fachpersonen 885 neue Fälle gemeldet. Die Zahlen scheinen derzeit auf einem hohen Niveau anzuhalten.
Was sind die Krankheitszeichen und Folgen?
Die Erkrankung verläuft in verschiedenen Phasen:
Primärstadium/Stadium I: Primärgeschwür oder Harter Schanker
Zuerst entwickelt sich nach etwa 14 bis 24 Tagen – manchmal auch bis zu drei Monaten – an der Haut-/Schleimhautstelle, an der die Infektion stattgefunden hat, ein schmerzloses hartes Geschwür, manchmal auch mehrere Geschwüre. Man nennt das auch Primärgeschwür oder harter Schanker. Es kann sein, dass du das Geschwür gar nicht bemerkst, wenn es zum Beispiel in der Vagina oder im Rachenraum ist. In dem Geschwür sind sehr viele Erreger. Du kannst jetzt leicht jemanden anstecken. Die Lymphknoten in der Nähe des Geschwürs sind geschwollen. Zur gleichen Zeit strömen im Blut schon unzählige Erreger durch deinen Körper. Das Geschwür bleibt einige Wochen und heilt dann von selbst ab.
Sekundärstadium/Stadium II: Hautauschlag am ganzen Körper
Nach ungefähr 4 bis 10 Wochen haben sich die Bakterien im ganzen Körper verteilt. Lymphknoten schwellen an, und du bekommst einen Hautausschlag – rötlich-bräunliche Flecken. Du kannst auch grippeähnliche Krankheitszeichen bekommen – Fieber, Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen. Die Flecken werden mit der Zeit derber und etwas grösser und können aufgehen und nässen. In den nässenden Hautstellen befinden sich viele Bakterien, so dass du auch in diesem Stadium leicht jemanden anstecken kannst, mit dem du intensiven Körperkontakt (auch ohne Sex) hast. Die Hauterscheinungen können sich immer wieder verändern und heilen nach mehreren Wochen ab. In dieser Zeit kann sich auch deine Kopfhaut verändern bis hin zum Haarausfall. Am Hals gibt es manchmal Hautstellen, die ihre natürliche Farbe verlieren (auch als Halsband der Venus bezeichnet). Ebenso kann sich deine Mundschleimhaut verändern.
Latente Syphilis (Lues latens): Lange Phase ohne Symptome
Nach dem Sekundärstadium kommt eine Zeit ohne Symptome, die Monate, einige Jahre bis mehrere Jahrzehnte dauern kann. Bei einigen Personen ruht die Syphilis auch ein Leben lang. Du bist in der Zeit der latenten Syphilis beschwerdefrei. Die Bakterien sind aber im Körper. Und du kannst immer noch andere anstecken. Eine Spontanheilung ist möglich. Auch ist möglich, dass die Erkrankung wieder aktiv wird.
Tertiärstadium/Stadium III: Gewebezerstörung im ganzen Körper
Bei etwa 70 Prozent der unbehandelten Personen mit Syphilis geht diese nach ein paar Jahren bis mehreren Jahrzehnten ins Tertiärstadium über. In dieser Phase haben die Erreger die Strukturen oder Organe im ganzen Körper angegriffen. Es bilden sich gummiartige Geschwüre (Gummen). Dort wo Gummen auftreten, können sie das Gewebe völlig zerstören. Es können alle Gewebe befallen sein: Knochen, Muskeln, Darm, Herz, Nerven, Gehirn, Gefässe und vieles mehr. Das kann tödlich enden. Ansteckend ist eine Person im Tertiärstadium nicht mehr. Wenn die Gummen das zentrale Nervensystem befallen, sprechen Fachpersonen von Stadium IV oder von einer Neurosyphilis.
Quartärstadium/Stadium IV: Neurosyphilis
Gerade wenn das Immunsystem wie bei einer unbehandelten HIV-Infektion geschwächt ist, gelangt der Erreger ins zentrale Nervensystem. Neurosyphilis entsteht aber auch ohne vorliegende HIV-Infektion. Bei ungefähr 20 Prozent der Betroffenen im Tertiärstadium verschlechtert sich die Erkrankung zu sehr schweren neurologischen Störungen. Im zentralen Nervensystem lösen entzündliche Reaktionen der Hirnhäute und Gefässe auf den Erreger von Syphilis die klinische Symptomatik aus. Die Folgen sind sehr schlimm: Die Person kann verbluten, erblinden, schwerste Schmerzen haben, eine fortschreitende Lähmung erleiden, geisteskrank oder dement werden und vieles anderes mehr. Meist endet die Neurosyphilis mit dem Tod.
Wie wird Syphilis übertragen?
Menschen mit Syphilis im Stadium I oder II sind hochansteckend. Die späteren Stadien sind nicht mehr ansteckend. Grundsätzlich gilt: Das Bakterium kann die intakte Hautschicht nicht durchdringen. Die oberste Hautschicht muss verletzt sein, damit es zur Infektion kommt. Diese Verletzung kann aber so klein sein, dass du es nicht siehst. Du kannst dich anstecken beim ungeschützten Geschlechtsverkehr, Oralverkehr oder Analsex. Falls der Infekt im Primärstadium im Mund ist, kann auch Küssen ansteckend sein. Wenn der oder die Erkrankte im Sekundärstadium ist, kannst du dich auch anstecken, indem du intensiv mit seiner oder ihrer Haut in Berührung kommst. Allerdings muss deine Haut auch eine kleine Verletzung haben. Ist dein*e Partner*in infiziert? Dann liegt die Wahrscheinlichkeit, dass du dich beim Geschlechtsverkehr ansteckst, bei 30 Prozent. Bei Erkrankungen in der Schwangerschaft kann die Frau Syphilis auf den Fetus übertragen. Falls der Fetus an den Folgen nicht stirbt, kommt ein schwer geistig und körperlich geschädigtes Kind zur Welt.
Wann sollte ich mich auf Syphilis testen lassen?
Wenn du Verdacht auf eine Syphilis-Infektion hast, lass dich bei einem*einer Ärzt*in oder einer Teststelle auf Syphilis testen. Ein Abstrich ist nach etwa 3 Wochen möglich. Lies dazu bitte Genaueres in diesem Text. Listen von Teststellen in der Schweiz siehst du auf lovelife.ch oder bei der Aids-Hilfe Schweiz. Der Test ist nicht teuer; umso mehr lohnt es sich, ihn bei wechselnden Sexualpartner*innen regelmässig (einmal im Jahr) zu machen, das gilt insbesondere dann, wenn du als Mann Sex mit Männern hast. Es empfiehlt sich auch, wenn du Sexarbeiter*innen besuchst.
Wie ist die Syphilis-Behandlung?
Wenn der Test positiv ist, bekommst du ein Antibiotikum. Wenn die Syphilis während des ersten oder zweiten Stadiums behandelt wird, ist sie heilbar.
Wie kann ich mich vor Syphilis schützen?
- Sprich mit den Personen, mit denen du Sex hast. Wenn sie ungeschützten Sex mit anderen Menschen hatten, besteht das Risiko, dass sie eine sexuell übertragbare Infektion haben – das Risiko ist höher, je höher die Anzahl ihrer Sexpartner*innen war.
- Schau genau hin, ob dein*e Partner*in Hautveränderungen hat, die vielleicht auf Syphilis zurückzuführen sind – aber denk dran: Wenn du nichts siehst, heisst das nicht unbedingt, dass die Person keine Syphilis hat.
- Halte dich an die Safer-Sex-Regeln: Mit dem Gebrauch von Kondomen oder Femidomen kannst du das Risiko einer Ansteckung mit Syphilis vermindern. Wenn die Geschlechts- und Analregion mit dem Mund berührt wird, bieten Lecktücher einen Schutz.
- Wenn du Sexarbeiter*innen besuchst oder wechselnde Sexpartner*innen hast – insbesondere, wenn du als Mann Sex mit unterschiedlichen Männern hast –, lass dich einmal pro Jahr auf Syphilis testen.
- Wir empfehlen dir auch sehr, dass du mal den Safer-Sex-Check machst. Der gibt dir konkrete Tipps, wie du dich grundsätzlich vor STI schützen kannst und die Tipps sind persönlich auf dich zugeschnitten.