Ich (w, 31) bin seit 4 Jahren in einer glücklichen Beziehung, doch leider können wir seit gut 3 Jahren kaum mehr Sex haben, denn ich leide unter Vaginismus.
Liebe Mädels und Frauen, die lange mit Vaginismus zu tun haben - ihr seid nicht allein. Für die anderen möchte ich gern aufschreiben und hoffe auf Antwort zu dem, was euch erspart bleiben kann, wenn ihr euch schnell um euren Vaginismus kümmert.
Ich wollte es anfangs mit dem Sex weiter probieren, denn es hat auch manchmal geklappt aber dann zunehmend nicht mehr. Ich hätte eher nein sagen müssen!
Ich hatte verschiedene Sexualpartner bisher. Bei manchen hatte ich keine Probleme, aber bei den etwas besser bestückten schon. Zufällig sind das aber diejenigen, mit denen ich eine längere, feste Beziehung einging. Kann Vaginismus durch emotionale Bindung verstärkt werden?
Selbst bei Frauenärzten ist das manchmal ein Tabuthema. So zuckte meine Ärztin mit den Schultern, als ich Sie um Rat fragte aufgrund von Schmerzen beim Sex. Meine neue Ärztin riet mir vor einem Jahr nach langem hin und her zu einer Sexualtherapie.
Seitdem meine Partner und ich uns also ernster mit dem Thema beschäftigen, ist es schlimmer geworden und wir können gar keinen Sex mit Penetration mehr haben. Mein Partner ist sehr verständnisvoll und hat mittlerweile genau wie ich nur noch selten Lust. Es ist einfach zu frustrierend, obwohl ich auch der Meinung bin, dass Sex ohne Eindringen schön ist und besser ist als kein Sex. Mir fehlt diese sexuelle Nähe und ihm sicher auch.
Nach 5 Sitzungen beim Sexualtherapeuten war mir klar, dass ich so nicht weiterkomme. Er riet mir auch zu viel Übung, z. B. mit Dilatoren. Obwohl das mit den kleinen und mittleren Größen manchmal geklappt hat, kam ich da immer nur mit großer Überwindung ran und kam auch nicht zum Ziel. Warum muss ich mich so überwinden, mich mit meiner Vulva zu beschäftigen? Ich befriedige mich auch fast nie selbst, habe ganz wenig Lust und gar keine sexuellen Phantasien. Habe überlegt, ob das nicht auch an einem Hormonungleichgewicht liegen kann, denn ich kenne auch Zeiten mit viel Lust (z. B. Pubertät, nach Absetzen der Pille). Da meine Regelschmerzen oft stark sind, und sich in meiner Pubertät stark Zysten gebildet haben, wovon eine am Eierstöcke operativ entfernt werden musste, überlege ich auch ob eine Endometriose mit den Schmerzen zu tun haben könnte. Die Schmerzen liegen allerdings eher am Scheideneingang.
Mit meinen Eltern konnte ich nie über intime Themen reden, das war alles eher schambesetzt und ich erinnere mich an eine Szene als Kleinkind, ich war in einer Phase wo ich scheinbar mehr als andere Kinder meinen und andere Körper entdecken wollte. Meine Oma kam herein als ich mit meiner Cousine geguckt habe, was wir da unten haben.. Das war natürlich pfuiiii!!
Zurück zur Gegenwart: Bei einem Beckenbodentraining war ich auch bereits.
Gefühlt hilft nichts so wirklich. Aber ich muss auch gestehen, dass ich mich einfach mehr zum üben zwingen muss, denn ich lasse uns ansonsten ein erfülltes Sexleben entgehen und außerdem möchten wir in nicht allzu langer Zeit auch Kinder.
In Muskelanspannung bin ich gut trainiert, ich habe im Alter von 9 bis 16 Akrobatik betrieben und da war Spannung alles. Vielleicht ein Hinweis auf einen angelernten angespannten Beckenboden, Nacken, Kiefer, etc.... Ich bekam dazu bereits einen Hinweis auf den Feldenkreis Ansatz.
Auf dem Weg nach einer Lösung frage ich mich, ob eine Psychotherapie helfen könnte (Thema Selbstliebe, Schutzmechanismen, evtl. Traumaübertragung - ich erfuhr vor 2 Jahren dass, meine andere Oma als Kind von Bruder und Vater sexuell mißbraucht wurde, sie war traumatisiert und depressiv)
Aber was mich zuletzt am meisten zum Grübeln gebracht hat: ich werde sogut wie immer feucht, neulich hatte ich mit meinem Partner ein wundervolles Vorspiel, hatte so viel Lust wie lange nicht mehr, fühlte mich entspannt und: Sein Penis ging trotzdem überhaupt nicht hinein. Tür und Tor verschlossen. Es war meine letzte Hoffnung, dass es mit großer Lust doch funktionieren würde, jetzt sind wir noch verzweifelter.
Ich realisierte gerade, wie komplex mein Fall ist, da gibt es sicher viele Ansatzpunkte, aber das überfordert mich :(
Liebes Lilli Team, ich freue mich auf eure Antwort. Vielen Dank!
Unsere Antwort
Vaginismus kann sehr einfach zu beheben sein, manchmal ist es aber komplizierter. Du fragst dich, ob Vaginismus durch emotionale Bindung verstärkt werden kann. Geh dem mal nach: Was ist emotionale Bindung? Und wie könnte emotionale Bindung mit Vaginismus zusammenhängen? Klar ist: Hier sagt die Vagina «nein», weil die Frau nicht «nein» sagt. Was sind die Gründe für das «Nein» der Vagina? Und was sind die Gründe für das ausbleibende «Nein» der Frau?
Schmerzen am Scheideneingang deuten auf hohe Muskelspannung hin, nicht auf Endometriose. Ich rate dir, den Hormonen nicht so viel Gewicht zu geben. Die Schmerzgeschichte im Rahmen der Menstruation spielt sicher eine viel grössere Rolle. Und in diesem Zusammenhang spielt deine sexuelle Lerngeschichte auch eine wichtige Rolle. Wir erleben das immer wieder: Eine Frau, die ihr Geschlecht gut angeeignet hat und mit angenehmen Wahrnehmungen und Gefühlen verbindet, steckt schwierige körperlich-medizinische Zustände viel besser weg als eine Frau, deren Beziehung zu ihrem Geschlecht nicht so gut ist.
Ich denke daher, dein Weg kann sein, dass du eine gute Beziehung zu deinem Geschlecht aufbaust. Dabei könnte dir eine einfühlsame Sexualtherapeutin sicherlich weiterhelfen. Ich empfehle dir eine, die (auch) nach dem Ansatz des Sexocorporel arbeitet. Bis jetzt hast du nur die Erfahrung gemacht, dass die Sexualtherapie zum Ziel hatte, dass du (für die Männer) besser funktionierst. Ich glaube nicht, dass das dein Weg ist. Dein Weg geht in die Emanzipation, in die weibliche Selbstsicherheit.
Und das bringt mich auch zum Thema Mutterschaft. Du schreibst «außerdem möchten wir in nicht allzu langer Zeit auch Kinder». Was heisst das genau? Wann? Was willst du? Schwanger sein? Ein Kind austragen? Ein Kind gebären? Für dieses Kind dasein? Ich empfehle dir, dass du das kritisch beleuchtest. Denn Vaginismus kann auch das Gefühl der Angst und Überforderung rund um das Kinderkriegen und Muttersein widerspiegeln. Gut möglich, dass das bei dir nicht so ist, aber es ist vielleicht eine gute Idee, dass du da mal «über die Bücher» gehst.
Ja, du kannst sicher auch eine Psychotherapie machen. Wie deine Grossmutter mit dem umgegangen ist, was ihr passiert ist, hatte eine Auswirkung auf ihre Kinder. Und wie diese mit dem umgegangen sind, hatte eine Auswirkung auf deren Kinder. Ich empfehle dir aber, dass du dort ansetzt, wo es am nächsten ist: bei dir, in der Gegenwart. Von dort aus kannst du in die Kindheit schauen und allfällig Altlasten bearbeiten, falls und wo dies nötig ist.
Du kannst auch verschiedene Fachpersonen gleichzeitig zur Hilfe ziehen. Ich fände es ausgesprochen sinnvoll, wenn du auch etwas machst, wo der Körper im Zentrum stehen kann. Feldenkrais ist tatsächlich sehr gut. Es ist eine hervorragende Methode, dir selbst näher zu kommen, dich ganzheitlich besser zu verstehen und dein ganzes System besser zu managen.
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