Hallo Lilli
Ich bin weiblich und 21 Jahre alt. Seit mehr als 2 Jahren bin ich in einer Beziehung mit einem Mann der älter ist als ich (9 J. unterschied).
Wir wohnen seit über 1.5 Jahre zusammen und lieben uns sehr. Wir reden über alles und verbringen viel Zeit miteinander. Ich schätze es vor allem sehr, dass wir wirklich über alles reden können sowie auch die Sexualität. Er ist ein Mann, der wirklich jeden Tag das Bedürfnis hat, Geschlechtsverkehr zu haben und auch mit viel Abwechslung und action. Ich bin da eher anders...
Seit längerer Zeit kam das Thema auf, in Swingerclubs zu gehen oder privat Paare/Frauen/Männer zu treffen. Am Anfang war ich geschockt und konnte das nicht verstehen, da ich aus eher langweiligen Beziehungen komme. Trotzdem hatten wir viele Gespräche darüber, wobei ich selber auch gefunden habe, wir können es ja ausprobieren, denn ich finde es nicht toll etwas auszuschliessen, obwohl ich nicht weiss, ob es mir gefallen könnte oder nicht. Wir haben dann auf einer Plattform ein Profil gemacht und waren auch in Swingerclubs aber es gab immer schwierigkeiten. Am Angang musste ich nach einem Besuch weinen da ich mich so eklig gefühlt habe und danach auch die nähe meines Freundes nicht mehr haben wollte. Trotzdem wollte ich alles nicht einfach sein lassen, da ich mich oft automatisch sehr nach ihm richte damit es nicht zu Schluss der Beziehung kommt.
Da das Thema jetzt sehr präsent ist in der Beziehiung hatten wir auch schon oft Streit denn auch nach x Gesprächen mit ihm hatte ich immer wieder bedenken und meinungsschwankungen gegenüber diesem Thema welche dann bemerkbar wurden. Da er oft narzisstisch ist und nur das von sich sieht oder sehen möchte, endet vieles direkt in grossem Streit. Wenn ich ihm sage das Thema zu präsent ist in der Beziehung und es mir so nicht gefällt dann kommt er direkt "ich lösche jetzt unser profil direkt auf dieser plattform und hören mit allem auf". Und genau das möchte ich nicht. Auf die eine Seite gefällt es mir gedanklich wenn ich an Swingen denke oder Sex mit anderen zusammen. Aber im Realen leben fühle ich mich jetzt schnell abgeneigt zu meinem Partner weil ich irgendwie das gefühl habe, nur noch dieses Thema muss sein damit wir zusammen bleiben und ich probiere einfach mitzumachen damit wir unsere Beziehung nicht beenden.... wenn ich daran denke, dass ich eigentlich einfach mitmache und probiere ein lachen aufzusetzen bei diesem Thema dann wird mir klar das das nicht ok ist gegenüber mir selber. Wiederrum denke ich aber wieder daran, dass es vielleicht nur am anfang so ist, dass es mir nicht gefällt und dass es bestimmt noch kommt etc.
Ich weiss einfach nicht, wie ich mich gegenüber diesem Thema verhalten soll :( ich möchte nicht schluss haben und weiss auch, dass er nicht einfach schluss machen würde. Aber ich weiss, dass das Verhältnis direkt anderst sein wird und es irgendwann zu Schluss oder Fremdgehen führt, da er sehr sehr sehr viel wert auf den Sex legt. Und wenns nicht so ist, wie er möchte dann ja... wars das...
Unsere Antwort
Dein Freund und du haben andere Bedürfnisse, was Sex angeht. Er wünscht sich oft Sex und mit anderen Leuten, dir gefällt etwas anderes. Du hast auf diese Situation bisher reagiert, dass du dich deinem Freund anpassen wolltest. Dir war es wichtig, nicht einfach so Nein zu etwas zu sagen, das du nicht kennst. Das war mutig und eine schöne Geste. Du hast einiges ausprobiert, dabei aber gemerkt, dass dir gewisse Dinge nicht gut tun und gewisse Dinge nicht zu dir passen. Jetzt ist es vermutlich Zeit, deine Strategie zu ändern.
Es ist gut, wenn man im Leben ab und zu seine Komfortzone verlässt. Ständig ein Leben ausserhalb des eigenen Wohlfühlbereiches zu führen, tut aber nicht gut. Und im Moment wirkt es so, als ob das bei dir der Fall wäre.
Wenn du mit deinem Freund über die Situation redest, dann gibt es Streit und er macht Druck. Er gibt dir das Gefühl, dass du nur dann mit ihm zusammen sein kannst, wenn du das machst, was er will. Das ist keine gute Basis für eine Beziehung. Denn in eurer Beziehung soll es um beide gehen, nicht nur um einen.
Niemand ausser du selbst kann und darf bestimmen, welche Sexualität schön und richtig ist für dich. Mehr Sex und ausgefallener Sex zu haben ist nicht besser. Es ist einfach anders. Und dein Freund sollte genau so offen sein für deine Bedürfnisse, wie du für seine.
Lies doch mal den Text «Wieso Eigenständigkeit gut für die Beziehung ist». Dort erfährst du, warum es gut ist, verschieden zu sein und warum es wichtig ist, dass man sich für die eigenen Bedürfnisse einsetzt. Auch der Text «Hilfreiche Meinungen über Männer, Frauen und Sex» könnte dir weiterhelfen. Auch dort geht es um unterschiedliche Bedürfnisse und wie man damit umgeht. So oder so gilt: Die Bedürfnisse von andern ernster zu nehmen als die eigenen ist keine gute Strategie. Vor allem nicht, wenn es um Dinge geht, die einem nicht gut tun.
Das Wichtigste ist vermutlich, dass du weisst, dass du keinen Sex oder keine bestimmte Art von Sex mit deinem Freund haben musst, nur weil ihr euch liebt und weil ihr zusammen seid. Ihr sollt das zusammen teilen und erleben, was ihr beide wollt. Wenn du dich stattdessen ständig ihm anpassen willst, dann geht dir irgendwann die Puste für die Beziehung aus. Für sich selbst zu sorgen ist also nicht egoistisch, sondern gut und wichtig für die Beziehung.
Es klingt so, als ob du eigentlich ganz gut spürst, was dir gut tut und was nicht. Hör auf dieses Gefühl und sag deinem Freund, wo deine Grenzen liegen. Das wird vermutlich Mut und Energie brauchen. Aber wenn dich dein Freund nicht mit deinen Bedürfnissen und Grenzen annehmen kann und ernst nimmt, dann ist das auf Dauer keine gute Situation. Wenn ihr unterschiedliche Dinge wollt, dann seid ihr beide dafür verantwortlich, dass ihr eine Lösung findet und nicht nur du allein.
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