Schluss mit Gewalt / Keine Übergriffe machen: Facts, Tipps und Regeln:
Niemand denkt gleich über Sex und Beziehungen. Manche Meinungen sind dabei hilfreich, andere schaden dir und deinen Mitmenschen. Hier sind einige Meinungen, die wir gut und sinnvoll finden.
Wieso brauche ich eine eigene Meinung?
Jeder Mensch hat das Recht auf eigene Meinungen zum Thema Sex und Beziehungen. Nicht alle Meinungen aber tun dir und den Anderen gut. Es ist gut, wenn du dir deine eigene Meinung bildest.
Wie komme ich zu einer eigenen Meinung?
Es hilft, wenn du mit Leuten redest, die du magst und denen du wirklich vertraust: Frag sie, was ihre Meinung ist und warum sie diese Meinung haben. Achte darauf, ob es für dich Sinn macht, was sie sagen. Am besten du fragst mehr als eine Person zu einem Thema, denn Meinungen können sich sehr unterscheiden. Wenn du dir unterschiedliche Meinungen anhörst, spürst du am besten, was für dich «stimmt». Du merkst auch, wer ähnlich denkt wie du. Das gibt dir Sicherheit, weil du dann mit deiner Meinung nicht ganz allein dastehst. Wenn dich unsere Meinung interessiert – hier sind einige Meinungen, die wir gut und sinnvoll finden:
Wie viel Sex du haben willst, ist deine Entscheidung
Vielleicht hast du schon gehört, dass «richtige» Männer viel Sex mit vielen Frauen haben sollten. Diese Meinung ist nicht empfehlenswert: So setzt man nämlich sich und Andere unter Druck. Sexueller Genuss hat nichts mit häufigem Sex zu tun. Ein Mann wird auch nicht männlicher, wenn er sehr oft Sex hat. Wer mit dem eigenen Körper zufrieden ist und seine sexuelle Erregung geniesst, wird sich männlich fühlen.
Bei Männern ist nicht der Penis, sondern das Gehirn der Herr im Haus
Vielleicht hast du schon gehört, dass Männer einen unkontrollierbaren Sextrieb hätten, vom Penis oder von ihren Hormonen «gesteuert» seien und sich den Sex mit Anderen deshalb holen müssten. Das stimmt nicht. Viele Jugendliche und junge Männer denken wegen ihren hohen Mengen am männlichen Hormon Testosteron zwar sehr oft an Sex, verspüren viel Lust auf Sex und haben mehrmals am Tag und in der Nacht Erektionen. Aber sie sind trotzdem von ihrem Gehirn gesteuert. Das heisst: Ein richtiger Mann kann immer mit dem Kopf entscheiden, wie er handeln will. Es gibt viele Möglichkeiten, die sexuellen Bedürfnisse auszuleben, wenn keine andere Person da ist, die auch Lust auf Sex hat. Die Selbstbefriedigung ist eine von ihnen. Schau doch mal diese Tipps für bessere Selbstbefriedigung an.
Beim Sex ist die Lust von Mann und Frau gleich wichtig
Vielleicht hast du schon gehört, dass Frauen willig sein sollen und sich beim Sex passiv dem Mann hingeben oder «es ihm besorgen» sollen. Dabei ist die Lust der Frau beim Sex genauso wichtig wie die des Mannes. Wenn eine Frau keine Lust auf Sex hat, dann sollte er das respektieren. Und umgekehrt natürlich auch: Wenn der Mann keine Lust auf Sex hat, sollte die Frau das respektieren. Und für gleichgeschlechtliche Partner gilt das ebenso. Vielleicht interessiert dich auch unser Text «Haben Männer und Frauen verschieden viel Lust auf Sex?».
Nur deine Partnerin oder dein Partner weiss, auf was sie oder er beim Sex Lust hat
Was Menschen beim Sex wollen, ist völlig unterschiedlich. Vorsicht also, wenn du hörst oder liest «Alle Frauen mögen es so» oder «Alle Männer sind so». Denn deine Partnerin oder dein Partner will vielleicht etwas ganz anderes. Es hilft daher sehr, wenn ihr miteinander über Sex redet und einander mitteilt, was ihr möchtet. Und was ihr nicht möchtet. Schau dir auch diese Tipps zum Reden über Sex an.
Es lohnt sich, das Verführen zu üben
Vielleicht hast du schon gehört, dass ein richtiger Mann ein Macho ist. Ein Macho holt sich, was er will, egal was Andere davon halten. Ganz nach dem Motto «Hauptsache Sex – egal wie». Auch wenn der Sex nur mit Druck möglich ist. Damit macht er Andren aber keine Lust, sondern er macht sie nur wütend oder flösst ihnen Angst ein. Und er macht sich strafbar. Um das zu bekommen, was du möchtest, musst du Andere nicht überreden, drängen, erpressen oder zwingen. Viel besser ist es, wenn du dich im Verführen übst. Verführen heisst, Anderen Lust zu machen: auf eine Beziehung mit dir und auf sexuelle Handlungen mit dir. Jeder Mann und jede Frau kann lernen, auf respektvolle und faire Weise zu verführen. Lies dazu bitte unsere Tipps fürs Dating und fürs Verführen. Warum Druck nicht verführerisch ist, erklären wir in diesem Text.
Eine Liebesbeziehung ist kein Freipass für Sex
Vielleicht hast du schon gehört, dass man ein «Recht» auf Sex hat, sobald man in einer Partnerschaft ist. Das ist eine gefährliche Meinung. Denn wer die Partnerin oder den Partner zum Sex drängt, macht einen sexuellen Übergriff. Wenn du einen Partner oder eine Partnerin hast, «besitzt» du diese Person nicht. Sie ist frei und entscheidet für sich selbst, was sie will. Auch wenn sie dich liebt, heisst das noch lange nicht, dass sie gleichzeitig mit dir Lust auf Sex hat. Du musst das akzeptieren. Gleichzeitig kannst du aber versuchen, ihr Lust auf Sex mit dir zu machen. Auch in einer Beziehung ist es daher wichtig, das Verführen zu üben! Lies dazu bitte unsere Tipps fürs Dating und fürs Verführen.
Sex kann man lernen und muss man üben
Tolle Liebhaber und Liebhaberinnen fallen nicht vom Himmel. Bei jeder neuen sexuellen Erfahrung ist man unbeholfen und unsicher. Wenn etwas mal nicht klappt, ist das keine Tragödie. Und es heisst auch nicht, dass du ein Versager oder eine schlechte Liebhaberin bist. Beim Sex geht es – ein Leben lang – darum, auszuprobieren und viel zu üben. Dazu interessieren dich vielleicht auch unsere Texte über die Sexualität der Frauen und die Sexualität der Männer.
Es lohnt sich, sexistische Sprüche zu erkennen
Wenn jemand sagt «Alle Männer können nicht zuhören!» oder «Alle Frauen können nicht einparken!», ist das häufig klar sexistisch gemeint. Es macht wenig Sinn, zu glauben, dass «alle» Männer und «alle» Frauen alle genau so und nicht anders sind. Jeder Mann und jede Frau kann in vielen verschiedenen Dingen gut sein. In diesem Text liest du, wie du dich nicht sexistisch verhältst.