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Frage Nr. 35738 von 07.10.2022

Hallo,
Es ist etwas das als Erinnerung wieder hochkommt und ich frage mich wie ich das einordnen kann. Ich bin nichtbinär und 36 Jahre alt. Es wäre schön wenn die geschilderten Details anonymisiert werden.
Ich frage mich ob ich sexuelle Belästigung oder Gewalt erfahren habe.
Das weniger weit zurückliegende war mit 21 auf dem Abiball des Jahrgangs unter mir auf den ich eingeladen war. Da bin ich auch auf eine ehemalige Mitschülerin gestoßen. Wir hatten uns gut verstanden und sie hatte schon Alkohol getrunken. Als wir aus den Saal gingen packte sie mich am Po und presste mich an die Wand. ...
Das andere passierte in der Grundschule.
Zum einen haben andere Kinder aus der Klasse mir beim Umziehen in der Sportumkleide mir immer wieder versucht und auch geschafft mir die Unterhose runterzuziehen... Ich hatte das meiner Lehrerin und Eltern gesagt. Ich wurde nicht ernst genommen bzw. Mir wurde gesagt ich soll mich nicht ärgern lassen, da ich mich aufrege machen die das nur.
Das andere was passierte war auch nach Sport in der dritten Klasse. Wegen der oben beschriebenen Situation hatte ich gewartet bis ich alleine war. Ich war auf der Toilette und am weinen und das dann auch in der Umkleide. Die Sporthalle wurde auch von der angrenzenden Haupt- und Realschule genutzt. Es war ein älterer Junge da, den ich kannte, ...Er bot mir an dass er mich tröstet. Ich war einverstanden da ich auch bei wenig Kontakt zu ihm aufgeblickt hatte. Er hatte mir zugehört. Dann begann das was ich jetzt hinterfragen. Er wollte wissen was ich mache wenn ich mich umziehe und das ich das zeigen sollte, was ich in der Situation tat. Er versprach mir mit meinen Mitschülern zu reden, damit die aufhören. Ganz aufgehört hatten sie nicht, es wurde aber weniger. Er hatte danach noch die Bitte, dass ich ihm in der Hose so in den Schritt greifen soll, wie es bei mir gemacht wurde. Das dann über einen längeren Zeitraum in dem Moment. Auch das hatte ich in dem Moment nicht hinterfragt. Ich gebe zu, dass ich noch immer verwirrt bin, dass diese Erinnerungen jetzt da sind. Wie kann ich das Ganze einordnen.
Ich möchte jetzt aber auch nicht, dass diese Erinnerungen schöne Erinnerungen an sexuelle Erlebnisse überlagern, an die ich in passenden Momenten gerne zurück denke.

Viele Grüße

Unsere Antwort

Du hast einen guten Plan: die Erinnerungen an sexuelle Übergriffe sollen deine guten sexuellen Erfahrungen nicht überlagern. Vergiss deinen Plan nicht.

Du beschreibst zwei eindeutige Gewaltsituationen. Auf dem Abiball macht eine Schulkollegin heftige sexuelle Übergriffe. In der Grundschule wurdest du von Mitschüler*innen durch sexuelle Demütigungen gemobbt. Die dritte Situation beschreibst du weniger eindeutig. Der ältere Junge tröstet dich zunächst. Dann nützt er aber deine Situation für sexuelle Handlungen aus. Und er macht das ziemlich geschickt. Darum ist verständlich, dass du damals verwirrt warst. Er hat dich aufgefordert, an ihm das zu zeigen, was die Mitschüler*innen mit dir machen. Das scheint mir geheucheltes Interesse zu sein. Seine Absicht war wohl das sexuell übergriffige Verhalten.

Wir raten dir, deinem Gefühl zu folgen. Wenn du die Situation übergriffig erlebt hast, waren das sexuelle Übergriffe. Frag deinen Körper, was er erinnert. So wie du uns deine Erlebnisse beschreibst, war das Trösten verabredet, das Zeigen und Anfassen aber nicht. Für die körperlichen Berührungen hattet ihr keine Erlaubnis verabredet. Wenn die Erlaubnis fehlt, ist das Verhalten übergriffig. Lass du dich nicht in der Verwirrung stecken, die der ältere Junge damals hergestellt hat, um dich auszunützen.

Wir haben deine Frage etwas gekürzt und anonymisiert.

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