Guten Abend,
ich bin 20 Jahre alt und weiblich.
Mein Vater hat mich einmal, nach einem Vatertag wo er viel Bier getrunken hat, begrabscht. Ich war damals zwölf und ich habe mich neben ihn auf die Treppe gesetzt, im Schlafanzug und wollte mich mit ihm unterhalten und da hat er mich am bekleideten Intimbereich berührt. Ich bin dann aufgestanden und gegangen. Mein Vater hat davor und danach nie mehr so etwas gemacht. Ich hab ihn am nächsten Tag darauf angesprochen und er konnte sich nicht mehr erinnern. War an dem Abend sehr betrunken und hat mehrmals das gleiche gesagt. Ist gut möglich das er mich an diesem Abend gar nicht als seine Tochter wahrgenommen hat. Mein Vater ist kein schlechter Mensch. Ich kann mich mit ihm über unterschiedliche Themen unterhalten. Er ist eher ein angepasster Mensch, leicht zwanghaft. Meistens mag ich ihn auch wenn ich ihn manchmal als Mensch innerlich hinterfrage, seine Ratschläge anzweifle auch wenn sie Sinn machen und auch manchmal innerlich den Respekt verliere, wenn ich an die Situation damals denke. Ich habe darauf gelernt bei betrunkenen Männern vorsichtig zu sein und Abstand zu halten. Soll ich lernen die Vergangenheit zu vergessen, weil es nur einmal passiert ist?
Bitte die Frage kürzen falls sie zu lang ist.
Unsere Antwort
Ich bin kein Fan von Vergessen auf Kommando. Ich behaupte sogar, dass das nicht geht. Es ist viel hilfreicher, wenn du etwas dafür tust, dass du das Geschehene verarbeitest und sauber als friedliche Erinnerung in der Vergangenheit ablegen kannst. So eine Erinnerung überschattet und beeinträchtigt dich nicht mehr. Möglicherweise braucht es noch eine innerliche Auseinandersetzung mit deinem Vater, damit du das Vergangene wirklich als Vergangenes loslassen kannst.
Ja, es ist "nur" einmal passiert, dass dein Vater dich begrapscht hat. Aber einmal ist nicht keinmal. Und es ist entscheidend, wie er danach damit umgegangen ist. Wie hat er reagiert, als du ihn darauf angesprochen hast? Ich weiss, er hat gesagt, dass er sich nicht mehr erinnerte – aber was hat er sonst gesagt? Ist er erschrocken? War er bestürzt über sich? Hat er sich bei dir entschuldigt? Hat er dich gefragt, was du brauchen könntest, um das besser zu verarbeiten? Und dann: Hat er dich dabei unterstützt, das zu verarbeiten?
Du schreibst, dass du deinen Vater als Mensch manchmal innerlich hinterfragst. Was meinst du damit konkret?
Hast du das eigentlich auch deiner Mutter erzählt? Wenn nein, wieso nicht? Wenn ja, wie hat sie reagiert?
Du kannst uns gern nochmal schreiben. Gib dann einfach die Nummer deiner Frage an.
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