Antwort auf die Frage: 36282
Ich habe mir deinen empfohlenen Text durchgelesen, und merke, dass auch ich mich in meinem Elternhaus angepasst habe. Ich musste es auch, da es um mein überleben ging.
Mir wurde von meinen Eltern früh klar gestellt, ca. in der 5. Klasse, dass ich in Sachen schule auf mich alleine gestellt bin, da meine Eltern aus dem Ausland kommen, und mir somit nicht helfen konnten. Dennoch wurde ich von meinen Eltern fertig gemacht, warum ich nicht gut in der Schule war. Jetzt weiß ich auch warum ich nicht so gut in der Schule war, da ich keine Unterstützung bekommen habe, und ich mit ca. 12 Jahren schon die komplette Verantwortung übernehmen musste, und auf eigene Faust mich durchkämpfen musste, gute Noten in der Schule zu schreiben. Doch das konnte ich nicht, und das war auch zu viel Verlangt von meinen Eltern. Wie kann ich mit 12 Jahren denn gut in der Schule sein, wenn meine Eltern beide nicht die Deutsche Sprache beherrschen und selber nicht gut in der Schule war. Beide meiner Eltern haben einen Hauptschlussabschluss. Ich wurde immer fertig gemacht, wurde als dumm betitelt, und wurde mit anderen Freunden verglichen, die deutlich besser in der Schule waren. Kein Wunder, dass ich Probleme immer auf mich beziehe, mich selber fertig mache, und deshalb mein Selbstwertgefühl so schlecht ist, denn ich verkuppelt mein Selbstwertgefühl an Erfolg, und das ist nicht gut! Leider habe ich das in der Kindheit gelernt. Ich sollte mich eigentlich so akzeptieren, so wie ich bin, und bin sozusagen gut genug, auch wenn ich in der Schule nicht gut war.
( Zum Glück war ich in der 11. und 12. Klasse ziemlich gut in der Schule, weshalb ich dort ein normales Selbstbewusstsein hatte. Ins Fitnessstudio zu gehen, hat mir auch extrem geholfen (Zur der Zeit), alles Mental zu verarbeiten. Ich war sehr sehr lange nicht mehr im Studio, und sollte unbedingt damit wieder anfangen, da es mir halt gibt, mein Selbstwert stark verbessert, mir gut tut, und ich meinen Kopf frei bekomme. )
Deshalb wurde oft geschrien, meine Eltern haben sich selber nicht zurecht gefunden, und haben sich gegenseitig angeschrien. Ich habe dann gelernt das einfach hinzunehmen, da reden auch nicht funktioniert hat. Ich habe dann viel Video spiele gespielt, was mein Ausweg war. Ich merke heute auch noch, dass ich bei schwierigen Situationen dazu neige, super viel in Social Media zu konsumieren, und mich zu betäuben, mich der Situation zu fliehen, wie in der Kindheit. Doch ich erkenne das Muster, und sage mir dann, ich muss da trotzdem durch, und danach bin ich auch froh, dass ich mich gepusht habe, denn sonst handle ich nicht, und komme auch nicht im Leben voran.
Woher meine Eltern kommen, da spricht man nicht offen über Gefühle, und wenn man offen über etwas kommuniziert, ich möchte zum Beispiel nicht Fußball spielen gehen. (Ich wurde immer gezwungen Fußball spielen zu gehen, als Kind obwohl ich das nie gemocht habe, und es auch so kommuniziert habe. Das war schon ca. in der 3. Klasse!), wird es immer ignoriert. Man spricht immer gegen eine Wand. Das merke ich tatsächlich heute auch noch, dass ich nicht offen meine Gedanken und Gefühle preisgebe möchte, da es wieso gegen diese "Wand" spreche, und es wieso nichts bringt. Ich habe zum Glück das Muster erkannt und spreche nun über meine Gefühle, offen mit Freunden, und merke, dass sie das akzeptieren, was ich zunächst sehr komisch fand, da das so leicht geht. Meine Eltern hätten das nie akzeptiert, beziehungsweise hätte ich meine Gefühle kommuniziert, wäre ich wieso nicht verstanden worden, hätten mich als dumm betitelt, ich soll nicht so schwach sein oder es wird ein Kommentar abgelassen; Ich musste damals ohne Schuhe zur Schule gehen, und dass 30 Kilometer, und du beschwerst dich, dass du neue schuhe haben möchtest (Meine Schuhe waren Stark abgenutzt), wie kann ich mich nur beschweren?!
Mein Vater hat sich zum Glück stark geändert. Ich vermute, da er super viel Kontakt mit Leuten hier hat, hat er jetzt mehr Verständnis und hat eventuell seine angelernten Muster von seinen Eltern durchbrochen, was sehr angenehm ist. Meine Mutter ist leider immer noch so, und ich merke auch, wie mein Selbstwertgefühl stark darunter leidet. Wenn sie nicht da ist, ist alles entspannt, doch wenn sie von der Arbeit zurück kommt, lässt sie vieles an mir aus, wenn sie unzufrieden mit ihrem Leben ist. Sie kann auch kaum selber denken, sie ist so stark in ihren gelernten Mustern drin. Wenn ich ihre Thesen infrage Stelle, und sie ins stolpern kommt, dann ignoriert sie mich, da ich recht habe, doch sie es nicht zugeben möchte. Wahrscheinlich aus schwäche. Wenn man etwas nicht weiß, gilt das als schwäche, laut ihrer Vergangenheit. Das habe ich leider auch so übernommen, doch weiß ich nun, dass jeder Mensch gleich viel Wert ist, ob Doktor oder Gärtner. Es kommt nicht drauf an was man im Leben erreicht hat, sondern wer man als Mensch ist, wie über andere Menschen denkt (sieht man sie als feinde, freunde oder nur Menschen?), beziehungsweise die innere Einstellung.
Ich denke, wenn ich bald ausziehen werde, dann wird es mir auch mental besser gehen, und ich merke auch, dass ich die gelernten Muster durch Reflektion durchbrechen kann. Wenn ich ein Muster erkannt habe, und dazu eine passende Lösung gefunden habe, kann ich mir die Lösung immer wieder abrufen, beziehungsweise den Gedankengang, der mir dabei half, die Situation zu überwinden.
Tatsächlich habe ich auch was gutes von meinen Eltern übernommen: Egal wie schlecht die Situation ist, man muss trotzdem immer weiter machen. Ist zwar das Arbeiter denken von damals, doch ist hilft trotzdem echt gut. Falls ich mal Kinder haben sollte, dann sorge ich auf jeden Fall, dass es mir Mental gut geht, und dass ich die Bedürfnisse meiner Kinder nicht ignoriere sondern wirklich ernst nehme, und das man mir offen reden kann.
Die Kindheit war zwar hart, doch ich konnte dadurch lernen, was ich nicht in Zukunft machen sollte, damit ich nicht so verbittert wie sie ende. Klingt zwar hart, doch aus Erfahrungen lernt man.
Unsere Antwort
Dein Schreiben hat mich bewegt und beeindruckt. Ich freue mich, dass du mit diesem Text so viel anfangen konntest. Du schreibst so viel Einsichtiges, Gescheites, Reifes, Klares. Das ist wunderbar. Mehr habe ich dazu gar nicht zu sagen. Falls du mal wieder anstehst oder weitere Fragen hast, schreib uns einfach wieder.
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