Hallo, ich habe mich nach 12 Jahren Ehe (3 Kinder) von meinem gewalttätigen Exmann getrennt. Ich dachte das wäre schon der schwerste Schritt, aber was dann kam, war die Hölle. Gerichtsverfahren, Kindesentführung, Stalking, etc. Es hat dann noch über 15 Jahre gedauert, bis dass ich etwas zur Ruhe kam. Aber er kam mit allem durch, es gab keine Gerechtigkeit. In der Zwischenzeit hatte ich einem neuen Mann vertraut, ihn geheiratet und zwei Kinder bekommen. Ein drittes verstarb während der Schwangerschaft im 6. Monat. Nach kurzer Zeit ging mein zweiter Mann von heute auf morgen und blieb bei seiner neuen Freundin. Ich musste erneut ein neues Leben aufbauen. Mein 2. Exmann kontaktierte den ersten Exmann und zog die gleichen brutalen Gerichtsverhandlungen durch wie er. Mit Vorwurf Kindesmisshandlung und Gewaltvorwürfe von mir, weshalb ich angeblich nicht zurechnungfähig bin. Zwei narzistische Männer, zwei gruselige Scheidungen, mein verstorbenes Kind. Und trotzdem habe ich nicht aufgegeben und bin für meine Kinder da. Sie bekommen Therapien und gute Unterstützung.
Aber ich habe Depressionen, Angststörungen und Panikattacken. Dadurch wird mein Leben anstrengend. Ohne Medikamente geht es nicht. Alleinerziehend muss ich Geld verdienen und viel arbeiten. Das klappt gut, aber ich habe oftmals kaum noch Kraft. Urlaub gibt es nicht, zu teuer. Was genau kann oder sollte ich für mich tun? Mit diesen Auf- und Abgefühlen, mit den Ängsten etc. ist es so anstrengend, zu leben. Herzlichen für Ihre Unterstützung.
Unsere Antwort
Dir ist es unter schwierigsten Bedingungen gelungen, einen Alltag aufzubauen. Du hast nicht aufgegeben. Deine Kinder werden durch Psychotherapeut*innen begleitet. Diese Unterstützung scheint bei ihnen zu wirken. Hast du schon mal überlegt, für dich selbst eine unterstützende Psychotherapeutin zu suchen? Mit ihr könntest du deine Ängste und Sorgen besprechen. Du könntest dir auch zum Ziel setzen, zusammen mit einer Fachperson Zugang zu deinen Ängsten zu suchen. Welche Gefahren befürchten deine Panik und Angst aktuell? Kamen die früheren Krisen aus „heiterem“ Himmel? Kommen die Angstreaktionen sozusagen vorsorglich? Damit du „auf dem Sprung“ bleibst, falls du wieder überraschend sitzengelassen oder reingelegt oder gedemütigt wirst? Oder wie ist das bei dir? Sagt die Panik, dass du es nicht schaffst oder macht sie dich nieder? Nagt sie an deinem Selbstwertgefühl und macht so dein Leben viel zu anstrengend?
Es braucht etwas Mut, um mit den eigenen unangenehmen oder bedrohlichen Gefühlen Gespräche zu führen. Darum sind begleitende Fachpersonen sinnvoll. Meist stellt sich raus, dass diese etwas festgefahrenen, immer wiederkehrenden Gefühls-Attacken eigentlich unterstützen wollen. Oft gibt es aber die Bedrohung gar nicht mehr, auf die sie dich dauernd vorbereiten wollen. Die Gefühle haben dann sozusagen nicht gemerkt, dass dein Alltag inzwischen sicher ist. Sie warnen einfach regelmässig. Das nimmt dir aber Kraft für den anstrengenden Alltag. Wenn dir dann noch klar ist, dass du nicht mal durch einen Urlaub entlasten kannst, liegt es nah, dass du hoffnungslos wirst. Hoffnungslosigkeit ist auch anstrengend. Du fühlst dich am Ende deiner Kräfte und schon kommt wieder eine sorgenvolle Angst. So entsteht ein Teufelskreis. Im Moment hast du immerhin Entlastung über die Medikamente. Gäbe es, ausser einer unterstützenden Psychotherapie, vielleicht noch andere medizinische Angebote wie eine Erholungskur, die dich vor einem Burnout bewahren können? Wir raten dir, das mit deiner Ärztin zu besprechen. Die Krankenkassen bezahlen solche Leistungen vollständig oder teilweise.
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