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Frage Nr. 36786 von 24.04.2023

Hallo liebes Berater*innenteam! Ich bin leider super anfällig für Scheidenpilz. Aktuell behandele ich seit November alle 4 Wochen. Kürzlich habe ich auch eine Woche lang alle 2 Tage Fluconazol eingenommen woraufhin ich für 4 Wochen Beschwerdefrei war. Jetzt hat es mich leider wieder ereilt und ich werde für 6 oder 12 Monate einmal wöchentlich Fluconazol einnehmen.

Zusätzlich habe ich noch ein paar Fragen die ich durch die Aufregung bei meiner Frauenärztin wieder vergessen habe zu stellen.
1.) Ich habe einen Progesteronmangel und deshalb eine relative Östrogendominanz wofür ich gerade Mönchspfeffer teste. Kann das hormonelle Ungleichgewicht auch zum Pilz beitragen und sollte ich deshalb das reine Progesteron einnehmen?
2.) Wenn man ein bisschen recherchiert kriegt man mitunter den Eindruck einer Candida-Superinfektion (scherzhaft gemeint)-also ich habe gelesen, man soll sich rasieren vor Behandlungsbeginn, den Darm sanieren und sogar den Zahnbelag entfernen lassen. Ist da was dran oder übertrieben?
3.) großer Knackpunkt: Oralverkehr- kann über die Mundschleimhaut des Partners der Pilz übetragen oder generell eine Infektion gefördert werden? Ich liebe Oralverkehr für beide Seiten und da würde ich wirklich nur ungern verzichten. Lecktücher gibt es auch eher nicht zu kaufen in meinem Umfeld.
3.) Besagter Panikmacher (Mediziner mit Tipps aus Punkt 2) meinte, man soll zusätzlich zum Fluconazol einmal wöchentlich lokal mit Zäpfchen behandeln. Für mich klingt das viel und unnötig- was meinen Sie?

Ansonsten mache ich schon viel- einmal wöchentlich Döderlein, Sex meistens mit Kondom, nur mit Wasser waschen und anschließend pflegen mit Deumavan oder Vagisan. Ernährung gesund und auch sonst würde ich mich als gesunder Mensch bezeichnen. Hab nur viel Stress aktuell mit 2 Kindern, Studium und Arbeit.

Gegen/Für eine Senkung trage ich ein Pessar, welches ich einmal pro Woche und nach einer Infektion auskoche. Ansonsten nur mit heißem Wasser abwasche und am nächsten Morgen wieder einsetze. Ich freue mich über Hilfe und Anregungen, denn ich bin schon sehr verzweifelt aktuell. Viele Grüße!

Unsere Antwort

Danke für deine Fragen.

1.) Mönchspfeffer ist geeignet bei einer Oestrogendominanz. Ich denke eher nicht, dass das Hormonungleichgewicht mit den Pilzinfektionen im Zusammenhang steht. Eine Progesterongabe ist meines Wissens nach nicht nötig. 

2.) Rasieren würde ich nicht extra empfehlen. Grundsätzlich kann es nämlich durchs Rasieren zu kleinen Hautverletzungen kommen. Über diese können Keime viel einfacher in die tieferen Hautschichten eindringen als wenn die Haut intakt ist. Im Mund wären Pilze nicht unbedingt im Zahnbelag, sondern würden sich als weisse Beläge auf der Mundschleimhaut zeigen. Eine jährliche Zahnbelagentfernung ist sicher eine gute Sache, aber hat meines Wissens nach keinen besonderen Effekt bei vaginalen Pilzerkrankungen.

Ein gesunder Darm ist auf jeden Fall wichtig. Eine gesunde Darmflora hat auch positive Auswirkungen auf die Vaginalflora. Wenn sich im Mikrobiom die Pilze immer wieder vermehren können, sollte man ihnen ihr Lieblingsfutter entziehen: Zucker. Bezüglich Pilzerkrankungen, auch vaginal, macht es einen grossen Unterschied, wieviel Zuckerhaltige Lebensmittel und Getränke du zu dir nimmst.

Bezüglich Ernährung empfehle ich dir Folgendes:

  • Trink keine Süssgetränke sondern idealerweise Wasser oder ungesüsste Tees.
  • Vermeide Zucker oder Nahrungsmittel mit einem hohen glykämischen Index wie alles, was aus Mehl hergestellt ist (Brot, Nudeln), Süssigkeiten. Auch Kuhmilch hat einen hohen glykämischen Index, lass gezuckerte Joghurts weg.
  • Iss den Regenbogen. Das heisst, ernähre dich von viel verschiedenfarbigem Gemüse und Früchten. Auch grünes Blattgemüse ist sehr empfehlenswert, da es die "guten" Bakterien im Mikrobiom füttert wie MIlchsäurebakterien. Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen sind ebenfalls empfehlenswert. Bei den Früchten würde ich bei den sehr süssen Früchten wie Mangos oder sehr reifen Bananen vielleicht etwas zurückhaltend sein, während Kernobst und Beeren super sind.

3.) Früher gingen Expert*innen viel eher vom "Ping-Pong"-Effekt aus. Sie glaubten also, dass Pilze beim Sex übertragen werden können. Inzwischen weiss man, dass es viel mehr auf das Gleichgewicht des eigenen Systems ankommt. Denn Pilze gehören in kleiner Zahl zur normalen Vaginalflora. Wenn das Mikrobiom der Vagina im Gleichgewicht ist, werden die Pilze unter Kontrolle gehalten. Erst bei einem Ungleichgewicht können sich die Pilze stark vermehren und zu Symptomen führen. Manchmal können sich die Pilze dann auch in tiefere Gewebeschichten einnisten, wo sie schwieriger wieder wegzubringen sind. In diesen Fällen kann die Behandlung mit Fluconazol-Tabletten, wie bei dir, hilfreich sein.

Beim Sex musst du dich nicht einschränken, insbesondere beim Oralsex nicht. Vaginal kann es sein, dass durch die mechanische Reibung beim Geschlechtsverkehr die Schleimhäute etwas gestresst werden, weshalb es dann vielleicht auch eher zur Ausbreitung der Pilze kommen kann. Wenn du aber keinen Zusammenhang zwischen deinen Symptomen und dem Sex feststellst, brauchst du dich nicht einzuschränken. Auch Kondome sind meines Wissens nach nicht nötig. 

4.) Eine zusätzliche lokale Behandlung mit Zäpfchen erachte ich zusätzlich zum Fluconazol nicht für nötig. 

Zur Pflege würde ich dir vom Deumavan eher abraten, da es aus Erdöl/Petrol hergestellt ist. Das ist meiner Einschätzung nach für die Haut nicht das hochwertigste Produkt ist. Zusätzlich verschliesst es auch die Hautporen, so dass die Haut nicht mehr richtig "atmen" kann. Deumavan würde ich wenn überhaupt nur als vorübergehenden Fetthautschutz, zum Beispiel vor dem Schwimmengehen, auftragen und dann wieder abwischen. Zur Pflege der Vulva empfehle ich Öle oder fettende Cremes von guter Qualität. Lies dazu bitte auch diesen Text.

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