Hallo liebes Lilli Team.
Ich (w, 26) glaube, dass ich vielleicht Vaginismus habe. Aber ich kann mich mit den Beschreibungen nicht so ganz identifizieren.
Ich kann keinen vaginalen GV haben, weil mir das wehtut. Aber ich habe KEINE plötzliche Kontraktion beim Versuch von Penetration oder so etwas. Ich bin auch nicht in einem angespannten Zustand. Ganz im Gegenteil, ich kann zum Beispiel ganz entspannt einen Finger einführen und meine Vaginalmuskeln zusammenziehen und dann die Muskeln wieder locker lassen. Diese Veränderung spüre ich dann auch sehr deutlich.
Dennoch merke ich durch Tasten mit dem Finger, dass die Muskeln (besonders das "U" rund um die ersten cm der Vagina) sehr fest sind. Aber ich würde nicht sagen, dass sie angespannt sind. Sie sind einfach selbst im entspannten Zustand noch sehr fest und nicht sehr dehnbar und etwas größeres als mein Finger (also ein Dildo oder Penis) tun dann natürlich weh beim Einführen.
Kann das Vaginismus sein?
Unsere Antwort
Du hast schon einiges selbst erkundet und kannst deine Beobachtungen zur Muskelspannung in deiner Vagina sehr gut beschreiben. Das hilft sehr beim Beantworten deiner Frage.
Die Anspannung muss beim Vaginismus nicht "plötzlich" geschehen. Beim Vaginismus spannen sich die Beckenbodenmuskeln um den Eingang deiner Vagina sehr an. Das passiert, ohne dass du das bewusst beeinflusst. Die Vagina macht sozusagen «zu». Das, was den Vaginismus ausmacht, ist dass du das Anspannen nicht bewusst steuern kannst. Das ist bei jungen Frauen, die noch nicht vertraut sind mit ihrem Geschlecht, gar nicht so selten.
Viele Frauen erleben die Muskeln im Beckenboden als eher angespannt. Es ist auch so, dass nicht wenige Frauen (die keinen Vaginismus haben!) beim Sex Schmerzen haben, weil diese Muskeln angespannt sind. Wir haben dazu einen Text geschrieben.
Offenbar gelingt das Aufnehmen von einem Finger ganz leicht, nur mit dem Penis oder einem Dildo geht es nicht. Denn das bereitet dir Schmerzen. Wenn es mit mehr als einem Finger schmerzt, ist das ein klares Anzeichen dafür, dass die Spannung hoch ist. In Anspannung ist der Beckenboden nicht mehr so elastisch. Ein elastischer Beckenboden ist aber wichtig für eine gute Funktion. Wie ein Gummiband lässt er sich mühelos dehnen und wieder loslassen. Deine Beschreibungen klingen so, als gäbe es da noch was zu Erkunden, was die Bandbreite von Anspannen und Loslassen angeht.
Stell dir vor, wir messen deine Muskelspannung auf einer Skala von 0 bis 10. Du hast vielleicht immer eine Muskelspannung von 5. Dann spannst du an und hast eine Muskelspannung von 10. Du spürst also einen Unterschied. Nach unten Richtung Entspannung wäre zusätzlich noch ein großer Spielraum. Nämlich alles von 0 bis 5. Diesen Bereich kennst du gerade noch nicht so gut.
Beim Beckenbodentraining kannst du deinen Spielraum erkunden, und entdecken was es da noch gibt. So ist irgendwann mehr Platz zwischen deinem Gefühl von «mein Beckenboden ist komplett angespannt» und «mein Beckenboden ist komplett entspannt». Mehr dazu steht in unserem Text Beckenbodentraining für Frauen für den Sex.
Du beschreibst, dass deine Beckenbodenmuskeln sich fest anfühlen. Auch wenn das für dich der Normalzustand ist, sind deine Muskeln nicht entspannt. Du kannst mit deinen Fingern erkunden, wie sich das Gewebe anfühlt. Vielleicht hilft dir der Vergleich mit angespannten und gelösten Schultern. Diesen Unterschied in der Festigkeit des Gewebes gibt es auch bei den Beckenbodenmuskeln. Du kannst ein neues Gefühl dafür bekommen, was entspannt heißt, wenn du größere Entspannung erlebt hast. Am besten, wenn du das wiederholst und dir Zeit nimmst, bewusst die Unterschiede wahrzunehmen. Das geht zum Beispiel indem du dir vor dem Üben Zeit nimmst, den Zustand deiner Muskeln zu spüren und danach auch nochmal Zeit dafür nimmst.
Gehe beim Erkunden deiner Entspannung langsam und behutsam vor. Ein erster Schritt könnte sein, dass du die Anspannung noch mehr erkundest. Also diesem festen "U" noch etwas mehr neugierige Aufmerksamkeit schenkst. In aller Regel haben wir Gründe für Anspannung, wenn wir der Anspannung wiederholt liebevolle Aufmerksamkeit schenken, kann sie sich leichter auflösen.
Es ist aus der Ferne nicht ganz leicht, zu sagen, ob es sich bei dir um Vaginismus handelt. Wir können dir aber viele Tipps geben, was du tun kannst, wenn die Muskelspannung hoch ist. Dazu empfehle ich dir, unser Kapitel zum Vaginismus zu lesen. Bei dir ist die Spannung nicht sehr stark ausgeprägt, und daher werden die grundlegenden Übungen dir einfach vorkommen. Die Ziele sind aber auch bei dir: 1) Kennenlernen und Kontrolle der Beckenbodenmuskulatur, 2) dich mit deiner Vagina vertraut machen, 3) Lernen, dich durch Vaginalstimulation zu erregen, 4) lernen, mit deiner Vagina aktiv etwas aufzunehmen. Weitere Texte mit Tipps habe ich dir oben in meiner Antwort verlinkt.
Schau mal, wie du damit weiterkommst. Schreib uns einfach wieder, wenn du irgendwo anstehst. Gib dann bitte die Nummer dieser Frage an.
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