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Frage Nr. 38272 von 11.05.2024

Liebes Team von lilli! Ich bin 30 Jahre und weiblich. Mein Problem ist eine große Angst vor gynäkologischen Erkrankungen die einen Frauenarztbesuchen nötig machen könnten. Aufgrund von negativen Erfahrungen in der Vergangenheit (mit Ärzt*innen/Geburtshelfer*innen) möchte ich diese Körperteile gut schützen. Das führt nur leider dazu dass ich sehr beobachte (ph-wert messen, Situationen meiden die eine Infektion fördern könnten wie Schwimmbad, oralsex etc.). Wenn es mich dann doch erwischt und ich wie neulich wegen einer bakt. Vaginose zu meiner Frauenärztin musste, erlebe ich heftige Angstgefühle. Ich schäme mich, habe Angst vor negativen Kommentaren und dass ich mich einfach unwohl und ausgeliefert fühlen könnte. Ich hatte mal eine Zeit mit hartnäckigem scheidenpilz. Das war mir so schrecklich unangenehm, also dass ich dauernd kommen musste. Ich fühle mich dann als nervige Patientin und frage mich was die Leute dort wohl von mir denken. Ich würde diese Ängste gerne los lassen und wieder mehr vertrauen und entspanntheit in dem Bereich erlangen. Haben Sie einen Rat für mich wie das gelingen kann? Viele Grüße!

Unsere Antwort

Es tut mir leid, dass du schlechte Erfahrungen gemacht hast. Und es ist schön, dass du dich trotzdem aktiv damit beschäftigst und deine Angst nun überwinden möchtest.

Für mich hört es sich so an, als hättest du dein Genitale versachlicht, also zu einer Art Objekt gemacht. Im Gegensatz dazu ist der Rest des Körpers lebendiger. Da das Genitale nicht mehr so richtig mit einbezogen wird, musst du es "von aussen" kontrollieren, damit es nicht aus dem Ruder läuft. überall da, wo Leben in deinem Körper ist hast du die Kontrolle, da wo du die Lebendigkeit abziehst, entsteht eine Leere und du hast keinen direkten Zugriff mehr darauf. Es wäre also von Vorteil, wenn dort auch wieder Leben einziehen könnte und dein Genitale wieder ein ganz normaler Teil deines Körpers wird. Wie machst du das jetzt am Besten? Spüre erst einmal deine Angst und versuche sie nicht loszuwerden. Mit spüren meine ich auch wirklich körperlich spüren. Wo sitzt sie genau? Brustraum? Bauchraum? Woanders? Wie fühlt sie sich genau an abschnürrend, stechend, warm, vibrierend und so weiter. Spüre ob sie dreidimensional ist und wie gross ihre Ausdehnung ist. Was deine Gedanken in der Zeit machen, ist egal. Sie werden wahrscheinlich denken: das nützt nichts, ich darf nicht krank werden, das ist doch alles Quatsch, wie kann ich bloss die Infektion verhindern, habe ich heute schon den ph gemessen etc. Konzentriere dich immer wieder auf das Gefühl der Angst in deinem Körper und dann versuche es zu vergrössern, so dass es auf einer grösseren Fläche oder in einem grösseren Volumen in deinem Körper spürbar wird. Konzentriere dich weiter darauf und versuche es zu verschieben im Körper. Experimentiere ein wenig und lass dich nicht entmutigen, wenn die Gedanken  versuchen dich immer wieder abzulenken, das ist normal. Dann versuche dieses Gefühl der Angst so zu verschieben oder auszudehnen, dass du es im Genitale fühlen kannst. Wiederhole das immer wieder bis es gut klappt. Es hört sich vielleicht absurd an, aber dadurch wird mit der Zeit der Teil deines Körpers nicht mehr ausgeschlossen sondern wieder mit dem ganzen Rest verbunden und du bekommst wieder mehr Zugriff darauf. Gleichzeitig kannst du das auch unterstützen indem du dich aktiv mit deinem Genitale beschäftigst. Das heisst zum Beispiel, dass du Beckenbewegungen erlernst. Und du kannst auch schauen wie gut dir Bauchatmung helfen könnte. Probiere ein wenig aus. Der Fokus sollte sich insgesamt mit der Zeit vom übers Genitale nachdenken, ins Fühlen verlagern. Wenn du weitere Fragen hast, schreibe uns gerne wieder unter Angabe dieser Fragennummer.

Falls du alleine nicht weiterkommen solltest, könntest du dich auch an eine*n Psychotherapeut*in wenden. 

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