Zu Nr. 38693
Ich habe nun einen weiteren Termin abgemacht, um ein besseres Gefühl zu bekommen. Ich fühlte mich aber beim letzten auch sehr wie ein Kind in der Art, wie ich angesprochen wurde, und das hat mir nicht so gepasst.
Aber es ist scheinbar sehr schwierig, überhaupt einen Therapieplatz zu bekommen; Ich habe mehrere angefragt und es kommen nur Absagen.
Gerade habe ich grosse Mühe mit dem Gefühl, ein schrecklicher Mensch zu sein. Dass ich nur Schaden anrichte und anderen wehtue, dadurch dass ich erinnere/ nicht vergesse/ nicht darüber hinwegsehe.
Ich weiss, dass das nicht rational ist, aber es fühlt sich so stark danach an. Das verstärkt auch das Gefühl dass ich gar keine Existenzberechtigung habe, nie hätte geboren werden sollen und eigentlich einfach eine grosse Belastung bin: Für dir Familie (emotional und finanziell) aber auch für die Gesellschaft (das Gesundheitssystem).
In mir tut es einfach alles so weh.
Unsere Antwort
Ja, es ist schwierig einen Therapieplatz zu finden. Trotzdem sollte er passen. Mir scheint, du bist eine mutige Frau. Und deine Therapeutin ist hoffentlich eine gut ausgebildete Fachperson. Du fühlst dich jetzt verkindlicht. Könntest du nicht (freundlich) sagen: «Die Art wie Sie mit mir sprechen, weckt in mir das Gefühl, ein Kind zu sein. Ich kann dann nicht gut als erwachsenen Frau antworten.» Du nimmst ja mit der Therapie eine Dienstleistung in Anspruch. Bei jeder Dienstleistung steuert man selbst am besten ein wenig mit. Damit das Setting dann für beide passt.
Bei dir steht gerade das Gefühl 'ein schrecklicher Mensch zu sein' im Vordergrund. Und du hast schon erkannt, dass du das nicht bist! Nur haben deine Gefühle diese Informationen noch nicht verstanden. Das ist normal. Gefühle entstehen ohne Denken. Mit dem Denken kannst du den Sinn deiner Gefühle erkennen. Der Weg, den Gefühlen Selbstverständnis beizubringen, ist meistens länger.
Kannst du deiner Therapeutin nicht vorschlagen, dass sie sich mit dir zusammen um den Transfer der Einsicht in die Gefühle kümmert? Dann hättet Ihr was ganz Konkretes zu tun. Wenn deine Gefühle fühlen können, dass das 'schreckliche-Mensch-Gefühl' in früheren Beziehungen entstanden ist, werden sie ruhiger werden. Du dir dann selbst mit mehr Wertschätzung begegnen können. Wahrscheinlich kannst du die Therapeutin dann gut gebrauchen, wenn du verstehen und fühlen willst, wie man wertschätzt und zugewandt bleibt. Wenn man Wertschätzung lange vermisst hat, braucht es oft eine Zeit von Trauer und Schmerz, bis man selbst wertschätzend zu sich selbst sein kann. Auch da könnte die Therapeutin hilfreich sein.
Nimm also deine Therapeutin nicht einfach so wie sie ist, sondern überleg dir immer wieder, was du brauchst und was du ändern willst. Manches wird die Therapeutin können. Manchmal wird sie dich auch falsch verstehen. Manchmal hat sie vielleicht eine andere Meinung als du. Versuch ohne Streit, aber mit starkem Einsatz für dich selbst, deine Therapie zu formen. Wenn du merkst, dass die Therapeutin deine Mitarbeit nicht akzeptieren kann, solltest du dich auf den anstrengenden Weg eines Therapeutinnenwechsels. Pass gut auf, dass du einen Wechsel in dir nicht als dein persönliches Scheitern ablegst. Das ist falsch - sagt deine Vernunft. In dem Fall hätte eine Beziehung nicht gepasst. Das gibt es oft.
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