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Frage Nr. 38916 von 03.10.2024

Ich leide in der Folge von sexuellen Missbrauch in meiner Jugend an Vaginismus. Den sexuellen Missbrauch selbst habe ich schon in einer Psychotherapie psychisch recht gut aufgearbeitet. Die körperlichen Folgen wurden dadurch aber nicht besser. Meine Beziehung leidet darunter, dass ich seit Langem keinen penetrativen Sex haben kann, auch wenn mein Partner sehr verständnisvoll und liebevoll ist.
Jetzt habe ich mit Beckenboden- und Dilatorentraining angefangen, aber es wird wirklich nur sehr langsam besser und ich verliere immer wieder den Mut und Willen weiter zu machen.
Neulich ist er beim Petting aus Versehen in mich eingedrungen und danach hatte ich einen totalen Aggressionsausbruch, bei dem ich wild wütend geschrien und Kissen geschlagen haben. Wie kann ich an diese in mir körperlich gespeicherten Agressionen rankommen? Und wie kann ich damit am besten umgehen?

Unsere Antwort

Falls du noch in Psychotherapie bist, könntest du die schweren Aggressionen, die dich noch bewegen, dort bearbeiten. Grundsätzlich bist du aber auf gutem Weg.

Du merkst, dass es besser wird. Du merkst aber auch, dass das langsam geht. Dein Beckenboden wirkt noch wie ein Bodyguard. Er verhindert durch seine Verkrampfung jeden Kontakt. Vielleicht kannst du deine Übungen so erweitern, dass dein Beckenboden dich als Chefin akzeptiert. Dein Partner ist dir gegenüber schon verständnisvoll und liebevoll. Sei du es auch. Du brauchst Selbstverständnis, d.h. wenn du dich selbst verstehst, wirst du dich konstruktiv begleiten.

Deine Vagina muss nicht gedehnt werden. Für den Geschlechtsverkehr brauchst du eine innere Aufnahmebereitschaft, die deine Vagina durch deine Hand lernen kann. Der innere Bodyguard schliesst im Moment noch jeden aus, auch den Partner, den du dir selbst gewählt hast. Bring dem Beckenboden bei, dass du jetzt selbst aufpasst. Du wählst, mit wem du Sex machst. Das ist anders als in der Missbrauchszeit. Da konntest du nicht wählen. Deine Wut zeigen und dich befreien, konntest du auch nicht. Eigentlich hat der Bodyguard damals richtig reagiert. Heute ist sein Dienst nicht mehr sinnvoll.

Ein Fortschritt ist, dass du bei „Übergriffen“ sehr wütend werden kannst. Nicht ganz so fortschrittlich ist, dass dein Partner die Wut abbekommen hat. Dein Beckenboden braucht also deine Unterstützung und Entscheidung. Wenn du Ja sagst, soll er aufmachen. Da er ein Teil deines Körpers ist, wirst du die Kontrolle übernehmen können. Es braucht regelmässige Übung, freundliche Geduld und eine unerschütterliche Absicht, dir deine Sexualität zu eigen zu machen.

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