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Frage Nr. 38932 von 06.10.2024

Das ist vielleicht etwas theoretisch. Weil ich Erinnerungen an sexualisierte Gewalt habe, aber immer wieder an meinem Kopf/ der Richtigkeit/ meiner Wahrnehmung zweifle und verunsichert bin und dazu auch das Konzept von „false memories“ beiträgt, habe ich mich eingehender damit befasst.
Ich wollte gerne fragen, was eure Haltung zu diesem Thema ist/ bzw. was vielleicht hier so der aktuelle Stand ist.
Ist es normal, seine Erinnerungen grundsätzlich (nicht Details) anzuzweifeln, sich zu fragen, ob man all das irgendwie erfunden hat ohne es zu merken?
Von der Seite von [...] verstehe ich: Erinnerungen können richtig, verzerrt bis falsch sein und sie können kontinuierlich sein, diskontinuierlich sein oder ganz fehlen. „Delayed recall“ ist möglich (und nicht selten), ohne dass der Inhalt weniger korrekt sein muss. (Dazu gibt es gute Studien die 17 Jahre nach dokumentiertem Vorfall mit den Betroffenen durchgeführt wurden. [...])
Was mir aufstösst: Ein vordergründig akademisch geführter Diskurs (bzgl „memory wars“) ist eigentlich viel persönlicher: [...]
Häufig haben die gleichen Menschen, die solche Erinnerungen als unglaubwürdig hinstellen, die Haltung, dass CSA wenn es passiert nicht so schlimm sei.
[Ich kann als Beispiel nennen, aber vielleicht aus der Frage rauslöschen: [...]]

Unsere Antwort

Wenn du Erinnerungen an sexualisierte Gewalt hast, gibt es keinen Grund deine Erinnerungen anzuzweifeln. Allerdings, da hast du recht, findet man bei vielen Opfern von sexualisierter Gewalt Zweifel. Die Zweifel sind verständlich, weil die Erfahrungen verstörend waren. Da denkt man leicht: «Das kann doch nicht wahr sein.» 

False Memory meint aber, dass sich Menschen gar nicht an Gewalttaten erinnern und die Erinnerungen an erlebte Gewalttaten in Psychotherapien induziert werden. Wir haben das bisher kaum erlebt und halten so mächtige Deutungen für unprofessionell.

Du beschreibst das richtig. Erinnerung ist sehr beweglich. Es gibt den «delayed recall» tatsächlich. Verspätete Erinnerungen sind nicht selten. Du hast Erinnerungen in deinem Kopf, die dich beschäftigen. Für dich wäre es sinnvoll, diesen Erinnerungen die Zweifel zu nehmen. Ziel wäre deine Selbstsicherheit, deine Eigenständigkeit und dein Selbstvertrauen. Für eine solche differenzierende Arbeit wäre eine psychotherapeutische Begleitung durchaus sinnvoll. 

Wie haben deine Frage gekürzt. 

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