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Frage Nr. 38989 von 30.10.2024

Halli Hallo Lilli,
Ich bin w20, habe schrecklich Angst vor jeglicher Form von Penetration, weiss aber nicht genau warum. Ich hatte noch nie penetrativen Sex, war noch nie bei der Frauenärtz*in für einen Abstrich, und kann nicht ohne viel Überwindung/Vorbereitung einen Tampon einführen (bis jetzt nur einmal geschafft und hat die ganze Zeit gedrückt) .
Mir wird schlecht beim Gedanken, das etwas in mir drin ist. Als ich mal ein Video über einen Abstrichablauf geschaut habe bin ich ohnmächtig geworden. Ich weiss aber das ich es bei der Frauenärtz*in irgendwann mal muss, und bei Sex eigentlich auch gerne mal ausprobieren würde. Ich masturbiere sehr selten weil ich meistens keine Lust verspüre (eventuell alle 6-12 Monate 1x), und wenn ich probiere Finger einzuführen tut es weh, im allgemeinen schmerzt/wird mir Masturbieren schnell zu viel.
Irgendwie fühle ich mich ganz alleine damit, sobald ich erzähle wie es bei mir so funktioniert sind die Reaktionen immer als wäre ich der abnormalste Mensch, weil ich noch nie einen Orgasmus hatte und so ziemlich nie masturbiere.
Habt ihr Tips gegen die Angst/Hämmungen und gegen den Schmerz? Wie finde ich zur Lust? Ich habe Angst das zukunftige Partner kein Verständnis für meinen tiefen Libido haben werden.

Unsere Antwort

Du beschreibst eindrücklich, wie deine Angst die Regie übernommen hat. Mit der Angst erhöht sich die Spannung in deiner Rumpfmuskulatur, zu der auch der Beckenboden gehört. Da du Angst hast, merkst du das nicht, sondern kannst nur noch die Angstgedanken denken. Das macht die Spannungssituation schlimmer. Den Beweis, dass deine Angst recht hat, findest du im Schmerz. Ein Beckenboden, der nicht nachgeben kann, schmerzt bei Penetration. Deiner Angst ist es inzwischen auch gelungen, dass du nicht viel übst. Dadurch bleibt deine Erfahrung mit Penetration an Schmerzen gebunden. Ein Lustgefühl hat gar keinen Platz.

Jetzt kommen andere Gefühle dazu: Dir wird schlecht, wie jeder Person, wenn sie Dinge aufnehmen soll, die sie nicht mag. Wenn etwas nicht schmeckt, wird uns schlecht. Auch Schmerzen können Ekel hervorrufen. Viele Menschen haben Angst vor dem Zahnarztbesuch. Viele Frauen haben Angst vor dem Besuch bei der Frauen*ärztin. Und auch Operationen machen Angst. Etliche Menschen wird vorher so übel, dass sie erbrechen. Langsam wird das Penetrationsproblem übermächtig. Es nimmt viel Raum in deinem Leben ein. Dann ist verständlich, dass du dich allein fühlst. Es ist für alle Frauen eine Frage der Übung, etwas in ihren Körper aufzunehmen. Die meisten werden vorher Befürchtungen haben. Wenn die sexuelle Erregung wichtig und angenehm genug ist, werden die Befürchtungen leicht überwunden. Wenn nicht, werden viele Ähnliches erleben wie du. Die meisten reden darüber gar nicht oder nicht gern, weil sie oft das Gefühl haben, etwas Wichtiges nicht zu können oder keine 'richtige' Frau zu sein. Diese Gedanken und Gefühle helfen auch nicht bei der Überwindung der Angst.

Wir raten dir zu einer Beckenbodentherapie, in der du mit einer Physiotherapeutin oder einer Sexualtherapeutin zusammen lernst, deinen Körper wahrzunehmen und deinem Beckenboden zu helfen, sich zu entspannen. Du kannst lernen dich bei der Penetration als aktiv Aufnehmende zu erleben. Und nicht als eine Frau, die sich passiv penetrieren lassen muss. Und vergiss nicht: Sexualität wird im Laufe des Lebens gelernt. Das ist bei allen Fähigkeiten, die du bisher erworben hast so. Mehr Infos findest du in unseren Texten zum Thema «Vaginismus».

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