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Frage Nr. 39376 von 27.01.2025

Hallo liebes Lili Team, ich bin 17 und weiblich
meine Frage ist etwas seltsam aber sie beschäftigt mich jetzt schon sehr lange. Also ich stand immer auf Jungs, und dann vor ein paar Monaten hab ich wirklich plötzlich Angst bekommen dass ich lesbisch sein könnte, dass war wirklich aus dem nichts. Es war wirklich schlimm ich habe die ganze Zeit darüber nachdenken müssen und dadurch habe ich mich dann die ganze Zeit total komisch gefühlt, so als ob ich gerade gar nicht ich bin weil ich ja wie gesagt davor immer ganz klar auf Jungs stand. Ich konnte zum Beispiel nicht mal mehr normal einen Film gucken, weil ich dann immer, wenn ich eine Frau gesehen habe, mich selber „geprüft“ habe, ob ich sie irgendwie attraktiv finde. Dann kamen teilweise auch Phasen, wo ich das dann sozusagen wieder „vergessen“ habe, und in der Phase fand ich dann ganz normal zum Besipiel die Jungs aus meiner Schule toll, die ich halt davor auch schon toll fand. Allgemein passiert es oft dass ich einen Jungen sehe, und ihn attraktiv finde, mir dann aber ein paar Sekunden später die Frage stelle „finde ich ihn wirklich toll oder ist dass nur eine Art Gewohnheit oder halt das was ich mir aufzwinge. Ich fühl mich teilweise auch unwohl bei meinen Freundinnen weil ich mich da auch immer fragen muss, steh ich vielleicht auf sie, verhalte ich mich gerade seltsam. Das macht mir mein Leben, so dramatisch es klingt, gerade echt schwer. Ich denk gerade auch immer nach ob ich mich irgendwie „lesbisch“ anziehe oder aussehe. Am schlimmsten ist es wenn ich auf TikTok oder Instagramm irgendein Video von zwei Frauen die zusammen sind oder halt irgendeinem lesbischen Mädchen sehe. Dann muss ich wirklich obsessiv darüber nachdenken ob mir das gefällt, ob mich das irgendwie „anmacht“, ob ich mir das auch vorstellen könnte. Teilweise bin ich mir dann auch wirklich unsicher, ob ich wirklich dieses oder jenes Mädchen auf die oder die Art hübsch finde. Wenn ich mich dann so beobachte, erscheinen mir Typen, die ich vor ein paar Wochen noch attraktiv fand dann irgendwie nicht mehr besonders, was dann alles schlimmer macht. Ich will einfach, dass ich wieder sicher über mich weiß, dass ich auf Typen stehe, dass ich normal über irgendeinen Jungen nachdenken kann, ohne mich dabei zu hinterfragen und ich will einfach auf TikTok so ein Video sehen können, ohne direkt wieder mit dem Gedankenkreis anfangen zu müssen. Weil ich fühle mich wirklich unwohl mit mir selber gerade und wie gesagt auch in meinem Unfeld
Liebe Grüße und danke im Voraus für eure Zeit

Unsere Antwort

Du steckst in einem Angstkreislauf. Obsessive Gedanken und Selbstbeobachtung sind ein Symptom von Angst – sie sind der Versuch, das wovor man Angst hat zu kontrollieren. Aber sie führen leider immer nur noch tiefer in die Angst. Das hast du ja schon gemerkt.

Ich frage mich: Wäre es denn schlimm für dich, lesbisch oder bi zu sein? Du beobachtest das scheinbar nicht neugierig, sondern sehr ängstlich. Woher kommt das?

Und eine andere Frage: Kennst du starke Ängste auch in anderen Bereichen?

Ganz generell gesagt, musst du überhaupt noch nicht wissen, auf wen du stehst. Du bist noch sehr jung und wenn ich dich richtig verstehe, dann hattest du bisher noch keine romantische Beziehung. Du hast also noch kaum Erfahrungen damit und kannst dementsprechend auch noch gar nicht viel darüber wissen. Das ist völlig in Ordnung und normal. Du scheinst dir aber nicht zu vertrauen, dass du merken wirst, ob du jemanden sexuell anziehend findest – was übrigens nicht dasselbe ist, wie jemanden hübsch oder attraktiv zu finden. Man kann ganz viele Menschen hübsch oder attraktiv finden, ohne dass man irgendwas Romantisches oder Sexuelles mit ihnen tun will. Dass du dich so stark hinterfragst, ist ein weiteres Symptom der Angst.

Ich denke daher, es geht hier viel weniger um sexuelle Orientierung als um Angst. Richte deine Energie daher nicht darauf, herauszufinden, worauf du stehst, sondern darauf, mit deiner Angst anders umzugehen. Wenn das nächste Mal so ein Gedanke kommt wie „Ich bin vielleicht lesbisch“ dann sag dir: "Ich habe gerade den Gedanken, dass ich vielleicht lesbisch bin.“ Das erzeugt schon mal Distanz. Du bist nicht deine Gedanken und deine Gedanken sind nicht die Wahrheit. Deine Gedanken müssen dein Verhalten nicht diktieren. Gedanken zu ändern ist sehr schwer, aber beim Verhalten geht das viel leichter. Statt also in eine Gedankenspirale zu kippen, verhalte dich bewusst anders: Leg das Handy weg. Mach ein paar tiefe Atemzüge. Atme länger aus als ein – das beruhigt das Nervensystem ganz direkt und reduziert Angst. Beweg dich dann ein bisschen. Steh auf und lauf herum oder tanz ein bisschen zu deinem Lieblingslied. Mach noch ein paar tiefe Atemzüge. Beschäftige dich mit etwas anderem, etwas, was dir Spaß macht oder dich beruhigt. Welche Aktivitäten könnten das sein?

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