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Frage Nr. 39501 von 09.03.2025

Hallo Lilli-Profis,

Zunächst einmal entschuldige ich mich, falls ich Fehler auf Deutsch mache. Es ist nicht meine Erstsprache, und ich habe mich zur Unterstützung eines Übersetzungsprogramms bedient, um euch das hier zu schreiben. Ich kann eure Texte jedoch relativ gut lesen, dank Online-Übersetzern. Ich bin auf eure Artikel über romantische Beziehungen gestoßen und habe sie wegen ihrer Informationsfülle und der verständlichen Aufbereitung sehr geschätzt.

Also, hier ist meine Situation: Ich bin ein 28-jähriger Mann und habe wenig Erfahrung mit romantischen Beziehungen. Eigentlich hatte ich noch nie eine Freundin. Ich glaube, dass verschiedene Umstände dazu geführt haben, dass ich bisher keine Beziehung hatte, aber in meinen frühen Zwanzigern habe ich auch nicht aktiv danach gesucht. In den letzten Jahren hat sich mein Leben stark verändert. Ich habe aufgehört, Leistungssport zu betreiben, den ich seit meiner Kindheit intensiv ausgeübt habe (obwohl mein Lebensstil für die meisten wahrscheinlich immer noch als sehr sportlich gilt). Dadurch habe ich ein Stück weit meine sozialen und identitätsbezogenen Bezugspunkte verloren. Außerdem bin ich von meinem Elternhaus in eine Stadt gezogen, um mein postgraduales Studium in einem wissenschaftlichen Bereich zu absolvieren. Kurz gesagt, ich habe einige Zeit gebraucht, um mich neu zu orientieren – ein Prozess, der noch andauert. Aber ich hatte in dieser Zeit wenig Interesse oder emotionale Verfügbarkeit, um eine Beziehung zu suchen.

Psychologisch gesehen hatte ich wohl schon immer gewisse Vorbehalte gegenüber engen Beziehungen wie romantischen Partnerschaften. Ich wollte vermeiden, in einer unausgeglichenen Beziehung zu landen, wie ich sie bei meinen Eltern erlebt habe, wo mein Vater meiner Mutter ständig nachgeben muss (oder dasselbe bei meinen Großeltern). Ich hatte Angst davor, mich in einer Art "Gefangenschaft" wiederzufinden. Ich wünsche mir eine Beziehung, in der ich meiner Partnerin auf Augenhöhe begegnen kann. Mein Verständnis davon ist, dass – basierend auf meinen Erfahrungen mit Freundschaften und anderen Beziehungen – ich viele Eigenschaften, Werte und Interessen mit meiner Partnerin teilen müsste, ähnlich wie mit einem besten Freund.

Nun zu meiner aktuellen Herausforderung: Vor ein paar Wochen habe ich an der Universität eine Frau kennengelernt, deren Persönlichkeit mich stark anzieht. Wir teilen viele intellektuelle Interessen und Denkweisen auf eine bemerkenswerte Weise. Tatsächlich habe ich selten jemanden getroffen, mit dem ich eine derart tiefe gegenseitige Verständigung gespürt habe. Außerdem finde ich sie körperlich sehr attraktiv. Ich weiß noch nicht viel über ihren Lebensstil außerhalb der Universität, aber auf den ersten Blick scheint er sich von meinem zu unterscheiden. Zum Beispiel scheint sie kein besonderes Interesse an Sport und Outdoor-Aktivitäten zu haben und ist gut an das Stadtleben angepasst – im Gegensatz zu mir, der aus einer ländlicheren Gegend stammt.

Ich zögere, sehr direkt mit ihr zu flirten, weil ich unsicher bin, wie kompatibel wir langfristig wirklich wären. Gleichzeitig habe ich einen starken Wunsch, es zu tun – ich habe mich sogar selbst dabei überrascht, wie ich sie spontan zum gemeinsamen Lernen eingeladen und ihr ehrliche Komplimente gemacht habe. Meine Angst ist, in eine Beziehung zu starten, die scheitert und sie verletzt, weil ich meine eigenen Bedürfnisse falsch eingeschätzt habe – oder dass ich damit eine sich potenziell entwickelnde enge Freundschaft zerstöre. Andererseits glaube ich, wie ihr in euren Texten so schön schreibt, dass es nichts gibt, was das Lernen durch reale Erfahrungen ersetzen kann. Deshalb möchte ich mir die Zeit nehmen, in Ruhe darüber nachzudenken, um besser einzuschätzen, ob meine Angst berechtigt ist.

Bevor ich sie kennengelernt habe, dachte ich, dass die wichtigste Eigenschaft einer Partnerin für mich wäre, dass wir uns charakterlich gut verstehen. Rational betrachtet hätte ich Sportlichkeit als zweitwichtigste Eigenschaft angesehen, zumindest auf einem geringen Niveau, um einen ähnlichen Lebensstil zu teilen – da dieser Aspekt für mich doch eine gewisse Bedeutung hat. Allerdings habe ich bislang noch keine sportliche Frau getroffen, mit der es auf persönlicher Ebene so sehr "geklickt" hat. Ich möchte rational und überlegt an die Sache herangehen, ohne mich jedoch zu sehr an meine bisherigen Vorstellungen zu klammern – denn möglicherweise habe ich die Bedeutung einzelner Aspekte falsch eingeschätzt. Schließlich ist mein aktueller Lebensstil nicht nur ein Produkt meiner Interessen und Werte, sondern auch dessen, worauf ich bisher in meinem Leben gestoßen bin.

Wie kann ich realistisch einschätzen, ob eine romantische Beziehung mit dieser Frau funktionieren könnte (vorausgesetzt natürlich, dass sie ebenfalls interessiert wäre)? Hättet ihr Ratschläge für mich, um meine Gedanken dazu besser zu ordnen?

Vielen Dank!

Unsere Antwort

Ich sehe, dass du dir viele Gedanken machst. Und ich höre auch deine Angst: Angst vor dem Ungewissen, dem Unbekannten; Angst davor, verletzt zu werden oder jemand anderen zu verletzen. All das ist total normal, aber lass dich davon nicht lähmen. Du schreibst, du möchtest „rational und überlegt“ sein, aber letztendlich ist Liebe nicht nur rational. Und wir können nie mit Sicherheit wissen, ob eine Beziehung klappen wird oder nicht, wenn wir es nicht ausprobieren. Liebe ohne Risiko gibt es nicht. Sie geht immer einher mit Verletzlichkeit. Mach dir bewusst, dass deine vielen Gedanken auch ein Ausdruck von Angst sind und ein Versuch deines Gehirns, dich zu schützen. Letztendlich kannst du bei diesem Thema aber wahrscheinlich nur durch Ausprobieren und Erfahren weiterkommen, nicht durch Nachdenken.

Wenn du diese Frau magst und den Eindruck hast, dass ihr gut zueinander passen könntet, dann probier doch mal, wie es ist, mit ihr zu flirten. Wenn sie auch romantisches Interesse an dir hat, ist das eine gute Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln. Bedürfnisse verändern sich ohnehin im Laufe des Lebens. Und manchmal schätzen wir auch falsch ein, worauf es in einer Partnerschaft wirklich ankommt. Sportlichkeit ist dir wichtig, aber es muss dennoch nicht entscheidend sein für eine gute Beziehung. Es ist gut, wenn beide Personen auch ihre eigenen Interessen haben. Das muss nicht alles gleich sein. Außerdem kann sich sowas ja auch ändern, sowohl bei dir als auch bei ihr. Mit wem wir unser Leben teilen, verändert schließlich oft auch etwas an unseren Interessen und Hobbys. Ganz davon abgesehen, können auch kurze Beziehungen sehr wertvoll sein. Probier daher mal, ein bisschen mehr in der Gegenwart zu sein und weniger zu versuchen, die Zukunft vorherzusagen. Wenn du merkst, dass da Angst bei dir hochkommt, hilft dir vielleicht auch das tiefe Atmen. Schau dazu mal in diesen Text: Wie lerne ich tief atmen?

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