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Frage Nr. 39533 von 15.03.2025

Hi
Da ich niemanden habe, mit der/dem ich das besprechen kann frage ich hier.
Ich habe eure Texte zur sexuellen Orientierung gelesen und auch, dass es nicht immer so trennscharf und klar ist.
Ich bin 26 cis Frau. Ich glaube ich bin queer, aber das ist sehr neu und ich habe Angst, den Begriff falsch für mich zu verwenden, deshalb meine Frage…
Ich fühle mich nicht „einfach so“ sexuell von anderen angezogen. Ich habe sexualisierte Gewalt in der Kindheit erlebt, was das alles verkompliziert. Hatte nie konsensuelle Sexualkontakte.
Jetzt als Erwachsene finde ich hetero und lesbisch zu eng. Ich glaube auch nicht ganz, dass ich asexuell bin (aber möglich wäre es). Ich kann mir Liebe mit Frauen vorstellen und auch mit Männern oder genderqueeren Menschen. Ich war aber nie verliebt und weiss nicht, wie das dann in der Realität ist oder sein wird.
Und weil ich mich weder hier noch dort einordnen kann, würde ich mich am ehesten als queer bezeichnen. Was denkt ihr dazu?

Manchmal habe ich Angst, dass das alles nie kommen wird: Liebe, Beziehung, Sexualität. Ich fühle mich langsam „alt“. Ich arbeite an meinem Trauma in einer Therapie, aber das geht sehr sehr langsam…

Unsere Antwort

Queer ist eine Selbstbezeichnung. Es geht darum, in irgendeiner Form von der Norm abzuweichen bezüglich sexueller Orientierung und/oder Geschlechtsidentität. Wenn du den Begriff für dich verwenden möchtest, kannst du das tun. Es gehört für viele Menschen dazu, dass sich der Begriff zunächst seltsam anfühlt und Fragen auftauchen, ob die Bezeichnung wirklich passt. Du kannst erstmal auswählen, welchen Menschen in deinem Umfeld du davon erzählen möchtest, dass du glaubst, das die Bezeichnung queer für dich passt. Mit vertrauten Menschen fällt das leichter. Denn ihnen kannst du auch deine Unsicherheiten rund um den Begriff mitteilen.

Du schreibst von einer schwierigen Vorgeschichte. Die Aufarbeitung braucht Zeit. Hast du denn das Gefühl, dass du vorankommst in deiner Therapie? Bemerkst du Veränderungen in deinem Erleben und deinem Verhalten?

Ich könnte mir vorstellen, dass es dir ergänzend gut tun würde, dich gezielter mit deiner Sexualität und deinem Körper auseinanderzusetzen. Gerade nach Gewalterfahrungen ist die Beziehung zum eigenen Körper häufig beeinträchtigt und das kann es auch schwierig machen, sich auf andere Menschen einzulassen. Wie ist das bei dir?

Machst du Selbstbefriedigung? Hast du sexuelle Fantasien? Du könntest deine Erregungstechnik entdecken und mit dir selbst Sexualität im sicheren Rahmen entdecken, bevor du dich an Sexualität mit anderen Menschen heranwagst.

Du schreibst, du hast sexuelle Grenzüberschreitungen in der Kindheit erlebt. Möglicherweise hast du in dieser Zeit gleichzeitig ein Beziehungstrauma erlebt. Wer war für dich da? Wer hat dich getröstet? War es eine Person, die du eigentlich geliebt hast, die dir sexuelle Gewalt angetan hat?

Verliebtsein ist eine sehr verletzliche Phase. Es könnte sein, dass du dir einen Schutz zugelegt hast, um dich vor dieser Verletzlichkeit zu schützen. Das passiert häufig als Reaktion darauf, dass in der Kindheit emotional überfordernde Erlebnisse gemacht wurden, in denen wichtige Bezugspersonen einem Leid zugefügt haben.

Ich möchte dich dazu einladen, dass du uns dazu nochmal schreibst. Gib dann bitte die Nummer dieser Frage an.

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