In einer Beziehung sind die Bedürfnisse von euch beiden gleich wichtig. Du bist dafür verantwortlich, mitzuteilen, was deine Bedürfnisse sind und wie sie erfüllt werden können. Andersrum: Schau, ob du geben kannst, was von dir gewünscht wird.
Warum lohnt es sich, zu sagen, was ich möchte?
«Schon die zehnte SMS von Meike heute... Damit geht sie mir echt mächtig auf die Nerven. Vielleicht merkt sie es ja von allein, wenn ich ihr nicht zurückschreibe.» Das ist fies. Oft denken wir, dass der Partner oder die Partnerin doch eigentlich merken sollte, was in uns abläuft und was wir wollen. Doch niemand kann hellsehen und unsere Gedanken lesen. Sie können also nur vermuten, was wir denken. Vermutungen sind sehr oft falsch. Netter ist es, wenn du den anderen wissen lässt, was du dir von ihm wünscht. Dann staut sich auch kein unausgesprochener Frust an.
Wieso brauche ich eine eigene Meinung?
Wer entscheidet bei euch? Und fragst du dich immer mal wieder: Möchte ich das überhaupt so, wie es bei uns läuft? Fragst du dich, was du stattdessen möchtest? Setzt du dich dafür ein? Überlasse ihm oder ihr keine Entscheidungen, die dich auch betreffen. Redet miteinander. Insbesondere wenn du mit jemandem zusammenlebst, brauchst du eine eigene Meinung, damit du für dich und dein Wohlergehen eintreten kannst. Sonst wird das Zusammenleben schwierig.
Warum bringt es nichts, auf Veränderungen zu hoffen?
In jeder Beziehung ist es wichtig, dass du für deine eigene Zufriedenheit sorgst. Vielleicht erfüllt dein Partner oder deine Partnerin in bestimmten Dingen nicht deine Erwartungen. Pass auf, dass du nicht anfängst, ihn oder sie deswegen zu verachten. Wenn du immer das Gefühl hast, dass er oder sie sich nicht genug für dich interessiert, frag dich mal, ob du dir die richtige Person ausgesucht hast.
Wieso kommt er oder sie nicht darauf, anders zu sein?
Sich zu wünschen, jemand sollte sich ändern, bringt nichts – dein Freund oder deine Freundin wird sich nicht so ändern, wie du dir das wünschst. Er oder sie hat eigene Wünsche und Bedürfnisse, die nicht deinen entsprechen müssen. Falls du immer wieder das Gefühl hast, an die Falschen zu geraten, interessiert dich vielleicht dieser Text.
Ärger hilft dir, dich für deine Bedürfnisse einzusetzen
Ärger kann durchaus hilfreich sein. Stell dir deinen Ärger als kleine helfende Figur vor, die dir immer wieder sagt, was du brauchst. Mit diesem Wissen verhandelst du mit deinem Freund oder deiner Freundin über eure Beziehung. Überlege dir, wie du in einer Beziehung behandelt werden möchtest. Du hast immer das Recht, nach passenderen Partnern zu suchen. Tipps dazu findest du in diesem Text.
Wie ermögliche ich ein liebevolles Gespräch?
Vielleicht hast du dir ein Herz gefasst, um auszusprechen, was du dir wünschst. Überlass dabei der anderen Person, selbst zu entscheiden, ob sie deine Wünsche respektieren und umsetzen kann. Ein Gespräch, bei dem ihr gemeinsam eine Lösung schafft, ist erfolgversprechender als wenn du eine Lösung lieferst, zu der die andere Person nur noch Ja sagen muss. Wenn sie merkt, dass du es ehrlich meinst und ihr Möglichkeiten offenhältst, hast du statt einem Streit gute Aussichten auf ein Gespräch, dass euch näher zusammenbringt.
Wie fordere ich, ohne die Beziehung zu belasten?
Ihr seid beide freiwillig in eurer Beziehung und niemand hat automatisch Anspruch darauf, dass der andere seine oder ihre Wünsche erfüllt. Wenn du möchtest, dass sie oder er dich über längere Zeit mag, hörst du auf zu fordern. Du forderst auch, wenn du jedes Mal so weit gehst, bis sie oder er abblockt. Wenn du etwas willst, braucht es kein ständiges Fordern sondern Verführung. Verführen heisst, dass du deinem Partner oder deiner Partnerin Lust auf dich und auf Beziehung mit dir machst. Lies dazu bitte unsere Tipps fürs Dating und fürs Verführen.
Wie mache ich ihm oder ihr Lust darauf, meine Wünsche zu erfüllen?
Es macht keine Lust, wenn du Vorwürfe machst, dass er oder sie zu wenig liebevoll ist. Stattdessen kannst du Dinge tun, die ihm oder ihr Lust machen, liebevoll mit dir zu sein. Diese Lust kommt auf, wenn er oder sie ein bisschen Sehnsucht nach dir entwickeln kann. Diese Sehnsucht hat er oder sie nicht, wenn du ihm oder ihr ständig auf der Pelle hockst. Aber wenn du zeigst, dass du eine selbständige Frau oder ein selbstständiger Mann bist mit eigenen Hobbies und Freunden und Freundinnen.
Wieso entwickelt sich die Beziehung weiter, wenn ich eigenständig bin?
Wenn dein Partner oder deine Partnerin sieht, dass du auch ohne ihn oder sie in den Ausgang gehen kannst und dir selbst zu helfen weisst, dann vermisst er oder sie dich wieder etwas mehr, weil du nicht ständig da bist und mehr von ihm oder ihr willst. Und dann bietest du dich Häppchenweise an und schaust, was passiert. In diesem Text schreiben wir mehr darüber, wie du in einer Beziehung eigenständig bleibst.
Auf Bedürfnisse zu verzichten, ist auf Dauer keine Lösung
Wenn ihr euch vertragt, nur «um den lieben Frieden» zu wahren, steht ihr immer wieder vor den gleichen Fragen und seid frustriert. Schliesslich nehmt ihr eure Bedürfnisse nicht ernst. Es kann ja sein, dass er oder sie keinen Sex mehr will, nicht mehr verreisen will, kein Theater mehr besucht oder bestimmte Sportarten aufgibt. Es kann aber nicht sein, dass er oder sie damit auch über dein Leben bestimmt, wenn du das nicht möchtest.
Freies Wünschen und Äussern
Hier führt nicht das ärgerliche, enttäuschte oder drohende Klagen (zum Beispiel «Ich habe ein Recht auf...») zum Erfolg. Verhandelt stattdessen ernsthaft miteinander. Nämlich so, dass ihr beide frei äussern könnt, was ihr euch wünscht.
Wie wird unsere Beziehung besser?
Eine Beziehung wird besser, wenn beide zufrieden sind. Du setzt dich für deine Bedürfnisse ein und die andere Person setzt sich für ihre Bedürfnisse ein. Du wirst nur so zufrieden, wie du bereit bist, dich für deine Zufriedenheit einzusetzen. Bleibe in Kontakt mit dem, was du willst und brauchst. Dabei geht es nicht um «damit kann ich irgendwie umgehen» oder «das kann ich schon aushalten». Dein eigentliches Ziel ist ja, dass es ideal für dich wird.
Wie kommen wir zu Lösungen, ohne dass jemand hintenansteht?
Du kannst beim gemeinsamen Verhandeln immer noch vertretbare Abstriche machen. Sei ehrlich zu dir. Wenn du eine Wahrheitspille schlucken würdest, welche Dinge stören dich in der Beziehung? Sprich darüber und finde eine Lösung. Eine Sache nach der anderen. Beobachte, ob du zufrieden bist mit der Lösung.
Wische Störendes nicht beiseite
Wenn dich etwas in der Beziehung stört oder nicht loslässt, wische es nicht beiseite, sondern bleib dran, Lösungen zu finden. Du kannst lernen, wie du deine eigenen Anliegen angemessen vertrittst und dich auf Kompromisse nur soweit einlässt, dass du nicht unzufrieden wirst und auch dein Partner oder deine Partnerin nicht unzufrieden sein muss.
Wie sind wir uns nah und eigenständig zugleich?
Dann könnt ihr euch nah sein und trotzdem jeder bekommen, was er sich wünscht. Für sich selbst einstehen, ohne Beziehungen aufzugeben – wenn du das kannst, ist das sehr hilfreich. Du brauchst das praktisch überall: in Liebesbeziehungen, in der Schule oder am Arbeitsplatz.
Schlussmachen ist eine Lernerfahrung
Eine schlechte Beziehung ist NICHT besser als gar keine Beziehung. Stell dir vor, du wartest immer ab, ob sich Dinge von allein verändern. Ihr trefft immer mehr Entscheidungen, die euch aneinander binden. Vielleicht heiratet ihr und habt gemeinsame Kinder. Wenn du dann erst merkst, dass es Dinge gibt, mit denen du auf Dauer nicht leben kannst, ist es viel schwerer, sich zu lösen. Ansprüche an einen Partner oder eine Partnerin verändern sich mit der Zeit.
Was nehme ich persönlich nach einem Beziehungsaus mit?
Manche Dinge lassen sich trotz vieler Gespräche nicht bewältigen und ihr werdet beide immer unzufriedener. Deshalb ist es okay und gut, wenn du mit jemandem Schluss machst. Schluss machen ist kein Zeichen von Schwäche. Es zeigt, dass es in der Beziehung etwas gab, dass dir so wichtig war, dass du nicht bereit bist, darauf zu verzichten. Du hast etwas über dich gelernt. Mehr zum Thema Trennung findest du in diesem Kapitel.