Sobald du weisst, wofür du dein Gegenüber gewinnen möchtest, kannst du in kleinen Schritten deinem Ziel immer näher kommen.
Überleg dir, was du willst
Du hast jemanden kennen gelernt und möchtest ihn*sie für dich gewinnen. Am liebsten wüsstest du sofort, ob er*sie auch auf dich steht, und willst endlich all die Sachen mit dieser Person machen, die du dir vorstellst. Deine Vorstellungen sind sehr wichtig. Denn bevor du rausfindest, ob und was die andere Person will, finde raus, was du eigentlich willst.
Was möchtest du mit diesem Menschen erleben? Möchtest du eine Beziehung oder Erfahrungen sammeln? Was gefällt dir an ihm? Nimm dir dafür ruhig Zeit und schreib das auch auf. Wenn du weisst, was du willst, wirkst du bestimmter und selbstsicherer. Ausserdem ist es gut, wenn du dich interessant, attraktiv, sexy und liebenswert findest. An dir selbst zu arbeiten ist der beste Tipp für gute Beziehungen.
Wie mache ich den ersten Schritt?
Beim Verführen musst du Schritte auf die andere Person zu machen. Denn wenn du keine Schritte machst, sind die Chancen, ihn*sie für dich zu gewinnen, bei null. Es bringt nichts, wenn du im stillen Kämmerlein sitzt und hoffst, dass er*sie Interesse an dir entwickelt. Du musst dich zeigen, damit er*sie das kann. Wenn du verliebt bist, willst du wahrscheinlich herausfinden, ob der*die andere auch in dich verliebt ist. Das findest du heraus, wenn du Kontakt mit ihm*ihr hast. Wenn du zu zögerlich bist und dich zu rarmachst, vergisst er*sie dich oder gibt die Hoffnung auf. Wenn du mutige Schritte machst, steigen deine Chancen. Also mach den ersten Schritt: Du hast nichts zu verlieren. Ein erster Schritt kann zum Beispiel sein, dass du mit ihm*ihr flirtest.
Wann mache ich den zweiten Schritt?
Ebenso wichtig ist, dass du der anderen Person Raum und Zeit lässt, Lust auf dich zu kriegen. Stell dir vor, jemand bombardiert dich ständig mit Nachrichten. Das wird dir ja auch zu eng. Es bringt viel mehr, wenn du nach jeder Nachricht darauf achtest, ob er*sie dir antwortet. Nach jedem Schritt heisst es : abwarten und ihm*ihr die Möglichkeit geben, von sich aus den nächsten Schritt zu machen. Im Grunde geht es darum, dass immer einer von euch einen Schritt macht und dem anderen die Möglichkeit lässt, selbst den nächsten Schritt zu machen. Ihr seid immer abwechselnd an der Reihe, wie bei einem Spiel, das ihr zusammen spielt. Wenn einer von euch keinen Zug mehr macht, hat er*sie wohl keine Lust mehr zu spielen. Und die Lust zu spielen wird auch nicht grösser, wenn du immer wieder fragst, wann er*sie denn den nächsten Zug macht. Verführen braucht also Geduld. Auch wenn du es kaum noch abwarten kannst, mit dieser Person ins Bett zu gehen.
Wie mache ich jemandem (mehr) Lust?
Das ist ein bisschen so, wie wenn du einer Person Schokoladenkuchen anbietest. Du stopfst ihr nicht gleich den ganzen Kuchen in den Mund – da würde sie ja ersticken. Verführerisch ist, wenn du ihn ihr unter die Nase hältst, damit ihr das Wasser im Mund vor Lust zusammenläuft. Und erst dann gibst du ihr ein – kleines! – Stück. Lass der Person Zeit, es zu schmecken und zu geniessen und dich um das nächste zu bitten. Stell dir vor, du wärest dieser Schokoladenkuchen. Wenn du dich jemandem so schritt- und häppchenweise anbietest – das ist verführerisch. Und du kannst dann auch viel besser darauf achten, ob du der Person gefällst.
Warum Schritt für Schritt?
Nochmal: Statt direkt zu sagen «Ich möchte dich küssen» oder es einfach zu tun, machst du immer wieder kleine Schritte auf ihn*sie zu und wartest ab, wie er*sie sich verhält. Zum Beispiel lächelst du ihn*sie erstmal an. Lächelt er*sie zurück? Wenn er*sie zurücklächelt, sprich ihn*sie an. Entwickelt sich ein interessantes Gespräch, das dir und ihm*ihr Lust auf mehr davon macht? Dann frag nach seiner*ihrer Nummer. Gibt er*sie dir die Nummer gern? Und so weiter, bis ihr euch zu zweit trefft und du ihm sagst «Ich möchte dich küssen». Das kann eine ganze Zeit lang dauern, bis es so weit ist. Aber all die kleinen Schritte vor eurem ersten Kuss sind auch schon spannend. Der Weg ist das Ziel.
Ist Verführen nicht Manipulation?
Es wird immer Leute geben, die deinen Schokoladenkuchen nicht mögen. Sie gehen nicht auf deine Verführungsversuche ein. Das liegt aber nicht daran, dass dein Kuchen schlecht ist, sondern dass er einfach nicht nach ihrem Geschmack ist. Genauso stehen nicht alle Männer oder Frauen auf dich, auch wenn du dich ihnen noch so verführerisch präsentierst. Wenn eine Person dich nicht will, liegt das daran, dass es jetzt für sie einfach nicht stimmt. Du stehst ja auch nicht auf alle Menschen. Es bringt überhaupt nichts, wenn du anderen etwas vorspielst und Sachen erzählst, die gar nicht stimmen, einfach weil du das Gefühl hast, das werde von dir erwartet oder gefalle ihnen. Das nennt man Manipulation: Du probierst, jemand um den Finger zu wickeln und machst ihm*ihr dabei was vor. Verführen dagegen ist ehrlich. Wie schätzt du dich ein – zeigst du ein ganz ehrliches Bild von dir? Wenn du merkst, dass du dich anders darstellst, als du wirklich bist, kannst du lernen, mehr zu dir zu stehen.
Wie kann ich sicher sein, wo die Grenzen sind?
Dating ist da ein gutes Lernfeld, denn du bekommst Rückmeldung zu deinem Verhalten und kannst lernen, zu erkennen, wo Grenzen sind. Und du lernst, Grenzen auszuloten. Die einzige Voraussetzung ist: Du musst Grenzen respektieren. Du kannst im Vorhinein nicht ganz sicher sein, wo die Grenzen sind. Und es ist okay auch mal Grenzen zu übertreten. Das passiert. Das gehört zum Miteinander mit anderen Menschen. Also trau dich, Erfahrungen zu sammeln und vertraue auf deine Fähigkeit, andere zu lesen. Übe es, andere nach Rückmeldung zu fragen. Übe zu reden, wenn du unsicher bist. Du kannst jederzeit nachfragen: "War dir das gerade zu viel?". Dein Weg zum Ziel führt raus aus der Komfortzone.
Ich hab selbst nur schlechte Erfahrungen gemacht...
Vielleicht bist du in einem schwierigen Umfeld aufgewachsen. Wenn du selbst häufig übergriffiges Verhalten erlebt hast, hast du zwei Dinge gelernt: Übergriffiges Verhalten ist die Normalität und übergriffiges Verhalten fühlt sich schlecht an. Das erzeugt einen Konflikt in dir. Du kennst vielleicht noch nicht so viele Alternativen zu übergriffigem Verhalten. Gleichzeitig willst du es anderen Menschen ersparen, dass sie die Gefühle erleben müssen, die du bei Übergriffen hattest. Die gute Nachricht ist: Du hast gelernt, Menschen gut einzuschätzen und zu "lesen". Denn je schwieriger das Umfeld, desto mehr musstest du das, um gut zu überleben. Trau dir also zu, Menschen gut genug zu lesen. Wenn du einen falschen Schritt machst, wird die Person es dich wissen lassen.
Nimm das dankend an und respektiere es. So kannst du einen respektvollen Umgang lernen und auch lernen, grenzüberschreitendes Verhalten zu vermeiden. Du brauchst dich deshalb nicht völlig zurückzuziehen, du kannst vorsichtig dranbleiben. Interessiere dich für die Grenzen anderer Menschen und wahre sie.
Ich habe Angst, eine Person zu belästigen...
Eine Person zu belästigen bedeutet, dass du ihre Wünsche, Bedürfnisse oder ihr Wohlbefinden nicht respektierst. Jemand, der andere belästigt, setzt sich aktiv darüber hinweg, was die andere Person will. Wenn du eine Person verführst, machst du ihr Lust auf etwas. Du respektierst aber, wenn sie nicht will. Das ist ein Riesenunterschied.
Verführen heisst: offen und ehrlich sein und sich interessieren für die andere Person und ihre Bedürfnisse – und akzeptieren, wenn sie beim Verführungsprojekt nicht mitmacht.