Verhütung und Safer Sex / Sexuell übertragbare Infektionen: Schutz und Behandlung / Chlamydien: Übertragung, Symptome, Behandlung, Vorbeugung
Chlamydien: Übertragung, Symptome, Behandlung, Vorbeugung
Chlamydien-Infektionen gehören zu den häufigsten STI. Oft wissen Menschen nicht, dass sie sie haben. Denn bei vielen treten keine Krankheitszeichen auf. Unbehandelt können sie bei Frauen und Männern zu Unfruchtbarkeit und zu Komplikationen in der Schwangerschaft führen.
Was sind Chlamydien?
Chlamydien sind Bakterien, die Infektionen auslösen können. Es gibt viele Untergruppen oder Serotypen. Verschiedene Serotypen lösen verschiedene Arten von Infektionen aus. Jedem Serotyp ist ein Buchstabe des Alphabets zugewiesen. Die Serotypen D bis L können bei sexuellen Handlungen übertragen werden. Eine Infektion kann die Krankheit Chlamydiose auslösen.
Wie häufig sind Chlamydien?
Sie gehören zu den häufigsten sexuell übertragenen Infektionen. Das hängt mit zwei Dingen zusammen: Sie sind leicht übertragbar. Und Menschen, die Chlamydien haben, wissen oft gar nicht, dass sie sie haben. Etwa 3 bis 10 Prozent der sexuell aktiven Menschen in der Schweiz sind infiziert. Im Jahr 2018 haben Fachpersonen in der Schweiz 11'102 bestätigte Chlamydiose-Fälle gemeldet. Die Infektion tritt vor allen bei Frauen im jugendlichen und jungen Erwachsenenenalter auf.
Wo am Körper findet man Chlamydien?
Die Bakterien vermehren sich in den Schleimhäuten, also in der Harnröhre, in der Vagina, den Bindehäuten der Augen, im Enddarm und im Rachen. Sie kommen in Vaginalflüssigkeit und Sperma vor. Fachpersonen haben auch geringe Mengen im Urin und Lusttropfen gefunden.
Wie werden Chlamydien übertragen?
Die Bakterien werden bei allen Sexpraktiken übertragen, wo Schleimhäute direkt aufeinandertreffen. Deswegen stecken sich Menschen hauptsächlich beim ungeschützten vaginalen Geschlechtsverkehr (Penis in Vagina) und Analverkehr (Penis in After) an. Auch über Sextoys, Handtücher und wenn deine Finger zuvor die erkrankte Schleimhaut berührt haben, kannst du dich infizieren.
Gibt es ein Risiko beim Oralsex und Küssen?
Es ist möglich, dass sich Chlamydien beim ungeschützten Oralsex übertragen. Dabei können die Bakterien den Rachen zwar besiedeln, sie lösen dort aber keine Erkrankung aus und verschwinden in der Regel nach einigen Wochen wieder. Hinzu kommt auch, dass die Mundschleimhäute stabiler und widerstandsfähiger sind als die vom Enddarm oder von der Vagina. Du steckst dich beim Küssen nicht an.
Kann ich mich mit Chlamydien anstecken, wenn wir Sexspielzeuge teilen?
Ja, das kann passieren. Wenn ihr Sexspielzeuge oder Gleitmittel teilt, die von Chlamydien besiedelt sind, könntet ihr die Bakterien unbeabsichtigt untereinander verteilen.
Können sich Chlamydien über Hände übertragen?
Du kannst dich anstecken, wenn du mit deiner Hand eine infizierte Stelle an der anderen Person berührst und die Bakterien in einer deiner Schleimhäute verteilst. Das heisst also, wenn du nach dem Berühren einer infizierten Stelle mit der Hand deine Harnröhrenöffnung berührst oder die Hand in die Vagina oder den After einführst, dir die Augen reibst oder wenn du die Hand in den Mund nimmst. Du steckst dich aber nicht beim Händeschütteln an.
Wie lange dauert es, bis Krankheitszeichen auftreten?
Nicht immer bemerkst du die Krankheitszeichen. Falls du nach der Ansteckung Krankheitszeichen bemerkst, treten diese nach einer bis drei Wochen auf, es kann aber auch mal sechs Wochen dauern.
Was können die Krankheitszeichen sein?
Es ist gut möglich, dass du nicht bemerkst, dass du dich angesteckt hast, weil die Infektion oft ohne Symptome (Krankheitszeichen) verläuft. Oder die Symptome sind sehr schwach. Falls Frauen Krankheitszeichen haben, kann das ein eitriger Ausfluss aus der Vagina sein, Brennen beim Pinkeln, Jucken, Unterbauchschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Blutungen beim oder nach dem Geschlechtsverkehr. Bei Männern sind mögliche Symptome eine Harnröhrenentzündung, Ausfluss aus der Harnröhre oder Schmerzen und Brennen beim Pinkeln. Gelegentlich kann es bei Männern wie Frauen auch zu einer Proktitis (Entzündung der Rektumschleimhaut) kommen.
Was können die Folgen sein?
Oft heilen Chlamydien-Infektionen ohne Behandlung aus. Sie machen dann keine Folgeschäden. Folgeschäden sind wahrscheinlicher, wenn du eine schwere Chlamydien-Infektion mit Symptomen (Fachwort Chlaymdiose oder mehrfache Chlamydieninfektionen hast. Früher dachten Fachpersonen, dass das Risiko für Folgeschäden bei einer symptomfreie Chlamydien-Infektion so hoch ist wie bei einer symptomatischen Chlamydien-Infektion. Daher steht das auch manchmal noch so im Internet. Unter mögliche Folgeschäden zählen: Entzündungen im Beckenraum, bei denen die Eileiter so vernarben und verkleben, dass eine Schwangerschaft auf natürlichem Weg nicht mehr möglich ist. Oder es kommt zu einer Eileiterschwangerschaft oder einer Schwangerschaft in der Bauchhöhle oder im Eierstock. Die Erkrankungen kann auch auf das ungeborene Kind übertragen werden und stört dessen Entwicklung. Bei Männern kann es zu Nebenhodenentzündungen oder anderen Entzündungen in der Genitalregion kommen. Diese können die Fruchtbarkeit verringern. Eine unbehandelte Chlamydien-Infektion mit Symptomen;kann auch zu einer Gelenkinfektion führen. Wünschst du dir ausführliche Info zu Chlamydien-Infektionen? Dann empfehlen wir dir die Seiten des Bundesamts für Gesundheit (BAG) und Robert-Koch-Instituts.
Was tun bei Verdacht auf Chlamydien-Infektion?
Such bitte eine*n Ärzt*in auf, damit du dich bei Bedarf behandeln lassen kannst. In der Praxis macht der*die Ärzt*in einen Test. Der Test ist ein Abstrich vom Gebärmutterhals oder von der Harnröhre, der nach 7 bis 21 Tagen nach der stattgefundenen Infektion möglich ist. Und der Urin wird untersucht. Lies dazu bitte «STI: Wann und wo sollte ich mich testen/untersuchen lassen?». Wenn du dich angesteckt hast, bekommst du Antibiotika. Die Erkrankung heilt so aus. Wenn die Behandlung rechtzeitig war, heilt sie auch folgenlos. Wenn du infiziert bist, sollten sich auch die Person oder die Personen, mit denen du in den letzten 6 Monaten Sex hattest, untersuchen und behandeln lassen. So verhindert ihr, dass ihr euch immer wieder erneut gegenseitig ansteckt
Wie kann ich mich vor einer Ansteckung mit Chlamydien schützen?
- Safer Sex bietet teilweise Schutz vor einer Ansteckung. Mit Kondomen kannst du beim Geschlechtsverkehr, Fellatio (Mund an Penis) oder Analsex und mit Femidomen beim Geschlechtsverkehr das Risiko sehr stark senken, dich zu infizieren. Ganz ausschliessen kannst du die Infektion nicht.
- Mit Lecktüchern kannst du das Risiko einer Infektion beim Cunnilingus (Mund an Vulva) verringern.
- Sprich mit den Personen, mit denen du Sex hast. Wenn sie ungeschützten Sex mit anderen Menschen hatten, besteht das Risiko, dass sie eine Chlamydien-Infektion haben. Das Risiko ist höher, je höher die Anzahl ihrer Sexpartner*innen war. Das gilt auch schon für Jugendliche.
- Denk dran, dass Chlamydien-Infektionen oft ohne Krankheitszeichen verlaufen. Ärzt*innen können aber trotzdem feststellen, ob du oder dein*e Partner*in infiziert ist.
- Wenn du mit mehr als zwei Personen pro Jahr Sex hast, lass dich mal bei Ärzt*innen testen.
- Wenn dein*e Partner*in infiziert ist, solltet ihr keinen Sex haben, bis die Behandlung vorbei ist.
- Wir empfehlen dir auch sehr, dass du mal den Safer-Sex-Check machst. Der gibt dir konkrete Tipps, wie du dich grundsätzlich vor STI schützen kannst und die Tipps sind persönlich auf dich zugeschnitten.