Stell deine Frage...

Probleme mit Kindern nach der Trennung

Was, wenn das Kind dir Vorwürfe wegen der Trennung macht? Was, wenn der*die Ex Schwierigkeiten macht? Was, wenn das Kind sich auf die Seite des*der Ex stellt? Hier findest du Tipps zu möglichen Problemen nach der Trennung.

Was tun bei Vorwürfen?

Angenommen, du hast dich getrennt. Vielleicht war es sogar so, dass dein*e Ex die Trennung nicht wollte. Dein Kind macht dir Vorwürfe. Sieh das so: Diese Vorwürfe würde es auch machen, wenn du dich nicht getrennt hättest, sondern ihm zuliebe mit deinem Partner*deiner Partnerin zusammengeblieben wärest. Denn dann würde wie gesagt die Verantwortung für die Beziehung auf dem Kind lasten. Und es würde mitkriegen, dass du es nicht gut in der Beziehung hast und nicht glücklich bist.

Was, wenn der*die Ex nicht mitmacht?

Angenommen, das mit dem Team klappt nicht. Gut möglich, dass der Partner*Partnerin aus deiner Sicht unmöglich mit dem Kind umgeht. Was tun? Wir empfehlen eine Haltung, die die Buddhisten "radikale Akzeptanz" nennen: Akzeptiere das, was ist (oder probiere es zumindest so gut wie möglich). Denn du kannst deine*n Ex nicht ändern. Du kannst auch nicht ändern, was sie*er macht. Du kannst dafür sorgen, dass es deinem Kind, wenn es bei dir ist, möglichst gut geht.

Vielleicht hilft dir dabei das Wissen, dass Kinder mit ganz unterschiedlichen Erziehlungsstilen umgehen können. So unmöglich dein*e Ex ist, wahrscheinlich ist das Kindswohl nicht gefährdet. Mehr dazu liest du in diesem Text.

Mein*e Ex macht mich schlecht

Bei Konflikten zwischen den Eltern kommen Kinder unweigerlich in einen Loyalitätskonflikt. Kinder denken grundsätzlich mal, dass Eltern gut sind. Nun kriegen sie mit, dass die Eltern schlecht übereinander reden. Wenn man Papi zuhört, ist Mami schlecht, und wenn man Mami zuhört, ist Papi schlecht. Das kreiert eine grosse Verwirrung im Kopf des Kindes: Was gilt jetzt? Hat Mami recht? Hat Papi recht? Je jünger das Kind, desto weniger traut es sich da eine eigene Meinung zu. Es muss sich auf die Seite des einen oder der anderen stellen. Oder es steckt in der Mitte – hin und hergerissen. Das ist unglaublich stressig.

Mein Kind schlägt sich auf die Seite des*der Ex

Möglicherweise hörst du von deinem Sohn oder deiner Tochter "Papi/Mami hat recht! Du bist wirklich viel zu streng!" Dein Kind sagt dir, es möchte beim anderen Elternteil leben, bei dir sei das nicht auszuhalten und so weiter. Kein Zweifel, das tut weh. Trotzdem: Lass dich nicht in dieses Spiel verwickeln. Nur weil dein*e Ex dich schlecht macht, bist du noch lang nicht schlecht. Sinke nicht auf sein*ihr Niveau herab. Wir raten, dass du dich nicht verteidigst oder rechtfertigst, und dass du nicht dein*e Ex probierst, schlecht zu machen. Damit machst dus nur noch schlimmer, denn das Kind fühlt sich dann selbst in seiner Loyalität gegenüber deinem*r Ex angegriffen. Du gehst also indirekt auf das Kind los. Es ist auch nicht gut, wenn du, um das Kind für dich zu gewinnen, deinem Erziehungsstil nicht mehr treu bist. Das wäre ziemlich manipulativ.

Für das Kind ist es am besten, wenn es merkt, dass du unbestechlich bist. So schwer es ist: Wir raten dir, dass du verstehst und akzeptierst, dass dein Kind jetzt offenbar so denken muss. Sage dem Kind, dass du das akzeptierst, auch wenn du es anders siehst. Sage ihm, dass du für es da bist und dass du es liebst. Zeige deine Haltung in deinen Handlungen. Lasse ihm den Raum, selbst zu neuen Erkenntnissen zu kommen. Es wird dir möglicherweise später sehr dafür danken.

Mein Kind spielt uns gegeneinander aus

Möglicherweise macht dein Kind zum Beispiel dein*e Ex schlecht. "Papi hat mich nicht spielen lassen!" oder ähnliches heisst es zum Beispiel. Kinder probieren das eben: die Eltern gegeneinander ausspielen, um irgend etwas zu erreichen. Das lädt dich vielleicht ein, dem Kind gegenüber zu sagen und zu zeigen, dass du viel besser als Papi bist. Du verwöhnst es möglicherweise extra, damit Papi schlechter dasteht. Wenn du das tust, belohnst du dein Kind für sein manipulatives Verhalten. Das willst du wahrscheinlich nicht. Auch wenn du vielleicht selbst findest, dass Papi unnötig streng ist, denke an die radikale Akzeptanz. Du könntest deinem Kind sagen, dass sein Erziehungsstil eben ein anderer ist, und dass es unterschiedliche Erziehungsstile gibt.

Mein Kind macht mir ein schlechtes Gewissen

A propos Manipulieren: Sehr gut möglich, dass dein Kind dir auch schlechtes Gewissen machen möchte. Es gehört zur Entwicklung von sozialer Kompetenz, das Manipulieren im eigenen Interesse zu lernen. Dem musst du als Mutter standhalten können. Zeig, dass du seine Gefühle und Gedanken ernstnimmst: "Es tut mir sehr leid, dass es dir schlecht geht, weil wir uns getrennt haben. Ich kann verstehen wenn du traurig und wütend auf mich bist." Das gibt normalerweise schon eine Beruhigung. Nochmal: Wir empfehlen, dass du dich nicht rechtfertigst. Sieh das so: Wenn das Kind hört, was du alles für Konflikte und Schwierigkeiten durchgemacht hast oder durchmachst, belastet es das noch mehr.

Wo finde ich Unterstützung?

Auf unserer Linkliste findest du Links und Adressen von Beratungsstellen für Eltern und Familien. Wenn dein Kind bei deinem*deiner Ex Schaden an seiner körperlichen oder sexuellen Integrität, ist es dringend nötig, dass du dich an eine Beratungsstell der Opferhilfe wendest. Bei vielen Beratungsstellen kannst du dich persönlich, telefonisch oder online beraten lassen.