Hallo liebes Lilli-Team. Ich bin 32 Jahre alt und seit einem halben Jahr in einer Beziehung (sie ist 30 Jahre alt), bei der das meiste sehr gut läuft, nur im Bett gibt es immer wieder Probleme meinerseits. Das heisst, ich habe oftmals Probleme damit, eine Erektion zu bekommen bzw. zu halten.
Wenn ich mich selbst befriedige, ist dies nie das Problem. Da geht es aber auch wirklich nur darum, dass ich möglichst zum Samenerguss komme, der Weg dorthin ist mir oftmals egal. Ich schaue immer Pornos dazu - und denke, dort liegt schon einmal ein Grund des Problems. Ich kann fast keine Lust mehr verspüren, ohne dieses Mittel und denke, ich sollte den Pornokonsum einschränken, obwohl ich mich sonst nicht als Pornosüchtig anschaue, kann auch einmal einen Tag ohne damit leben.
Meine Freundin ist eher dominant im Alltag, sie kann immer genau sagen, was sie möchte und ist sehr direkt, was ich auch sehr gut finde. Manchmal spricht sie etwas so direkt an, was sie stört, wie ich es mich nicht gewohnt bin aus früheren Beziehungen. Auch im Bett ist es so, dass sie sofort sagt, wenn ihr eine Berührung von mir nicht gefällt, dadurch werde ich schnell unsicher.
Eigentlich habe ich mich bisher als sehr einfühlsam eingeschätzt und es hat im Bett auch immer geklappt in früheren Beziehungen, wo ich auch eher der dominante Part übernahm, sei es beim Sex oder auch sonst. Diese Rolle hat sich ein wenig geändert und ich fühle mich oft unsicher.
Lust habe ich eigentlich immer auf meine Freundin, fühle mich stark von ihr angezogen und erachte sie als sehr attraktiv und sexy, an dem liegt es nicht. Manchmal habe ich euch ein wenig Angst, sie zu enttäuschen, obwohl sie mir schon oft während oder nach dem Sex gesagt hat, dass ich der Wahnsinn sei. Dies versuche ich mir dann, wenn es einmal wieder nicht klappt mit der Erektion, in Erinnerung zu rufen - leider funktioniert es nicht meistens.
Mit meiner Freundin habe ich auch schon oft darüber geredet, sie meint natürlich, dass es an ihr liegt und ich sie zu wenig anziehend finde, dabei ist eher das Gegenteil der Fall. Immer mit ihr darüber reden ist anstrengend für uns beide und auch nicht sehr sexy. Ich weiss, dass wir uns gegenseitig lieben und wir viele gemeinsame Interessen haben, das Thema Sex beschäftigt mich einfach dermassen, dass ich manchmal Angst habe, sie deswegen zu verlieren und verkopfe mich sehr, obwohl ich weiss, dass ich es eigentlich "gut kann".
Momentan kann ich einfach nicht so recht den Kopf abschalten und geniessen und setzte mich selbst sehr fest unter Druck. Mit meinen Kollegen oder Familie will ich nicht darüber reden, das wäre mir peinlich. Können Sie allenfalls eine Seite mit Adressen empfehlen, bei der man sich professionelle psychologische Hilfe holen kann?
Ich habe auch schon viel über das Thema Bauchatmung und Becken-/Hüftbewegung gelesen und versuche, das mehr anzuwenden. Aber eigentlich denke ich, es ist wirklich hauptsächlich ein mentales Problem und ich muss diesen Teufelskreis durchbrechen und zwar möglichst schnell, da es mich sehr belastet, weil ich Sex in einer Beziehung als sehr wichtig erachte und es auf Dauer auch in anderen Bereichen Probleme gibt, wenn es dort nicht läuft. Vielen Dank für eure Ratschläge im Voraus.
Unsere Antwort
Ich sehe das nicht so wie du, dass das vor allem ein mentales Problem ist. Ich sehe das so: Das eigentliche Problem ist, wie du gelernt hast, dich sexuell zu erregen. Deine Technik eignet sich nicht für die Paarsexualität, und die Probleme mit der Erektion sind völlig verständlich.
Die Probleme mit der Erektion verunsichern dich dann natürlich. Und die Verunsicherung wirkt sich dann wiederum negativ auf deine Erektionsfähigkeit aus. Das ist ein Teufelskreis, den sehr viele Männer mit Erektionsschwierigkeiten kennen.
Nehmen wir an, diese Männer mit Erektionsschwierigkeiten machen dann eine Psychotherapie. Und sie gehen ihr Problem auf mentaler Ebene an. Dann gehen sie die eigentliche Ursache des Problems trotzdem nicht an: ihre Erregungstechnik. Ich schlage vor, dass du die eigentliche Ursache angehst und deine Erregungstechnik veränderst. Denn wenn deine Erregungs- und Erektionsfähigkeit gut verankert sind, profitiert deine männliche Selbstsicherheit davon und du bist viel weniger anfällig für Verunsicherungen in der Beziehung. In den nächsten Abschnitten erkläre ich mehr dazu, was ich damit meine.
Pornos an sich sind kein Problem, das Problem ist, wie man sie einsetzt. Das Hauptproblem bei dir ist, dass du mit deiner Aufmerksamkeit überhaupt nicht bei deinem Penis bist. Bei sehr jungen Männern ist das kein Problem, da sie sehr viel Testosteron ausschütten und die Blutgefässe so elastisch sind, dass der Penis kaum Stimulation braucht, um sich mit Blut zu füllen. Die sexuelle Erregung funktioniert vielfach wie von selbst. Das beginnt sich ab etwa 25 zu ändern.
Für eine wirklich gute Erregungsfähigkeit ab 25 brauchst du eine gute Wahrnehmung für das, was in deinem Penis abläuft. Du hast schon Texte von uns gelesen. Und es ist super, dass du versuchst unsere Tipps anzuwenden. Ich schlage dir vor, dass du da gezielt für dich selbst übst. Ich empfehle dir unbedingt auch diese Übungstipps. Mit ihnen kannst du deinen Penis an die Stimulation gewöhnen, die die Scheide ihm bietet. Ausserdem findest du in diesem Text Tipps, wie du die Wahrnehmung in deinem Penis trainieren kannst.
Bevor du dir fachliche Unterstützung holst, möchte ich dir dieses Buch ans Herz legen. Es kann dich bei deinem Übungsprojekt gut begleiten. Das Buch setzt einen Fokus auf das Thema männliche Selbstsicherheit, auch in der Beziehung. Falls du allein nicht weiterkommst, wäre eine Sexualtherapie sicher sinnvoll. Ich empfehle dir jemanden, der auch mit der Methode des Sexocorporels arbeitet. Adressen findest du auf dieser Seite.
Übrigens: Du hast uns nochmal geschrieben und gefragt, warum wir deine Frage noch nicht beantwortet haben. Wir beantworten Fragen nicht der Reihe nach. Unterschiedliche Berater*innen beantworten zu unterschiedlichen Zeiten, und je nach Schwierigkeit der Frage haben wir auch unterschiedlich lang an einer Antwort. Wir beantworten Fragen immer bis Donnerstagabend. Ab dem neuen Jahr ändern wir dann unsere Zeiten und beantworten alle Fragen bis Donnerstag 12 Uhr mittags.
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