Guten Tag
weiblich, 23J
Selbstbefriedigung eher selten aber wenn, dann habe ich keine Probleme zum klitoralen Orgasmus zu kommen. Jetzt habe ich einen neuen Partner welcher sehr rücksichtsvoll ist & mein Orgasmus immer als sein Ziel nimmt.
Leider ist dies nicht oft möglich zu erreichen & das gibt schlechte Stimmung in der Beziehung.
Ich habe eure Texte zum Thema Orgasmus jeglicher Arten durchgelesen. Leider wird es nicht besser… ich weiss nicht mehr was tun.. es liegt definitiv an mir, dass ich mich nicht genug fallen lassen kann.. aber er gibt mir keinen Grund dazu. Wie kann ich mich lösen & den Orgasmus zulassen beim Oralsex. An einen vaginalen Orgasmus ist gar nicht zu denken… ich bin sehr verzweifelt & denke ob etwas an mir falsch ist (aber die Tatsache dass ich mich selber dazu bringen kann..)
Vielen Dank im voraus
Unsere Antwort
Erstmal: Mit dir und deiner Sexualität stimmt alles. Was du beschreibst, ist gar nicht so selten. Hier geht es um Erwartungen rund um den Orgasmus und um sexuelles Lernen.
Zunächst mal der Erwartungsdruck. Dein Freund setzt sich zum Ziel, dass du zum Orgasmus kommt. Da wird er sehr von dir abhängig, und er sorgt für Stress in der Beziehung. Frag ihn, warum das für ihn so wichtig ist. Hat er das Gefühl, er müsse dich befriedigen? Da kannst du ihm mal diesen Text zeigen. Ein Orgasmus fällt nicht vom Himmel, sondern ist Übungssache. Wenn er solchen Druck ausübt, ist das für deine sexuelle Erregung und deine sexuelle Lust überhaupt nicht förderlich.
Was du brauchen kannst ist ein Partner, der eigenständig ist und sein sexuelles Selbstwertgefühl nicht davon abhängig macht, dass er der Partnerin einen Orgasmus verschafft. Bitte lies dazu diesen Text über Eigenständigkeit in einer Liebesbeziehung. Entscheidend ist, dass dein Freund seine eigene sexuelle Erregung, seine eigene Lust, seine eigenen angenehmen Körpergefühle ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit beim Sex stellt. Das Ziel sollte für ihn sein, dass er den Sex mit dir geniesst. Und ihr könnt auch gemeinsame Ziele haben. Wie zum Beispiel, gemeinsam ganz bewusst zu spüren, was in euren Körpern passiert. Oder aber auch ganz einfach eine schöne Zeit miteinander zu verbringen.
Es ist wichtig, dass du mit deinem Partner redest: Sag ihm, dass seine Erwartungshaltung ein Lustkiller ist und dass du den Freiraum brauchst, dich zu spüren und zu geniessen, sonst wird das mit dem Orgasmus nie etwas. Du kannst ihm auch sagen, dass du für dich selbst am Üben bist – und ihm erklären, was du darunter verstehst. Hierzu folgendes:
Es ist super, dass du dich schon so viel mit dem Thema Orgasmus auseinandergesetzt und unsere Texte gelesen hast. Das ist ein wichtiger erster Schritt. Als nächstes braucht es jetzt viel Übung. Denn es reicht nicht aus, wenn du nur liest und dann versuchst, dich fallen zu lassen. Stell dir das so vor: Du hast bei der Selbstbefriedigung eine ganz bestimmte Technik der sexuellen Erregung gelernt. Mit deinem Freund müsstest du andere Techniken lernen. Lies bitte dazu unseren Text über das sexuelle Lernen.
Konkret meine ich das: Wenn du dich mit der Hand stimulierst, fühlt sich das für dein Geschlecht ganz anders an, als wenn er dich mit der Hand – oder gar mit dem Mund – stimuliert. Die Nervenendigungen in deinem Geschlecht kriegen ganz andere Reize. Und bei der Selbstbefriedigung trainierst du die Wahrnehmung und Erregung innerhalb der Vagina auch nicht.
Du kannst lernen, die verschiedenen Handlungen in euerer Paarsexualität erregender zu erleben, in dem du allein Dinge übst, die sich ähnlich anfühlen. Lies bitte dazu diese Tipps zum Üben beim Sex. Insbesondere kannst du auch die Wahrnehmung und die Erregbarkeit in der Vagina trainieren. Damit du den Geschlechtsverkehr erregender und lustvoller empfindest, empfehle ich dir diese Übungstipps.
Falls du Begleitung beim Üben möchtest, empfehle ich dir das Buch “Coming Soon” von Dania Schiftan. Da findest du noch mehr Übungstipps.
Du merkst also, es ist ganz normal, dass es Zeit und Übung braucht. Setz dich dabei also nicht unter Druck, sondern freue dich über jeden kleinen Fortschritt, wenn du Stück für Stück mehr fühlen und wahrnehmen kannst. Zuerst, wenn du alleine übst – und dann auch mit deinem Partner zusammen.
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