Hallo Lilli,
ich bin 22 und war gerade für 8 Monate im Ausland. Ich hab es da so sehr geliebt und war das erste mal seid langer Zeit richtig glücklich und hatte das Gefühl, endlich wo angekommen zu sein. Jetzt bin ich seit ein paar Wochen wieder zu Hause und es geht mir super schlecht. Ich habe das Gefühl, wie den schlimmsten Liebeskummer meines Lebens. Ich bin traurig, weine die ganze Zeit und möchte einfach nur die Zeit zurück drehen. Ich fühle mich leer, habe Panikattacken und wirklich Angst depressiv zu werden. Ich hab Freunde und Familie daheim, Hobbies, Arbeit, eigentlich alles was man braucht um zufrieden zu sein. Aber ich bin es nicht. Ich habe versucht mit meine Freunden/Familie darüber zu reden aber sie verstehen es nicht. Ich weiß wirklich nicht was ich tun soll. Ich hab überlegt mir Hilfe zu holen, weiß aber nicht wohin ich gehen kann. Einen Therapieplatz schnell irgendwo zu bekommen, ist unmöglich. Könnt ihr mir da vielleicht weiterhelfen?
Unsere Antwort
Du scheinst gerade wirklich zu leiden. Es ist gut, dass du dir psychologische Unterstützung suchen möchtest. Ich weiß nicht, wo du lebst, aber ich vermute in Deutschland. Du hast recht, dass es dort zurzeit sehr schwierig sein kann, schnell einen Therapieplatz zu bekommen. Ich würde dich dennoch ermutigen, es zu versuchen. Eventuell hilft dir diese Website dabei weiter. Vielleicht könntest du auch in Erwägung ziehen, ein paar Stunden selbst zu zahlen, denn in Privatpraxen bekommt man in der Regel schneller einen Platz.
Darüber hinaus gibt es weitere Stellen, die psychologische Beratung kostenlos oder günstig anbieten. Zum Beispiel die AWO, die Diakonie oder die Caritas bieten sowas an. Am besten suchst du einfach mal im Internet nach solchen Stellen in deiner Nähe. Einige Arbeitgeber haben übrigens auch psychologische Beratungsangebote für ihre Mitarbeitenden – hast du da schon einmal nachgefragt?
Auch wir bei Lilli werden natürlich versuchen, dir weiterzuhelfen. Ich habe ein paar Rückfragen an dich. Du kannst uns gern wieder schreiben und sie beantworten. Ich habe mich gefragt: Was war im Ausland anders? Du schreibst, du hast zu Hause „eigentlich alles, was man braucht, um zufrieden zu sein“ – aber du bist es dennoch nicht. Im Ausland warst du es. Das spricht für mich dafür, dass da äußere Umstände eine große Rolle spielen. Denn wenn deine Unzufriedenheit rein aus deinem Inneren käme, dann wärst du auch woanders nicht glücklich. Daher lohnt es sich, mal genauer hinzuschauen: Was hattest du im Ausland im Gegensatz zu hier? Was hattest du nicht? Was hat dir das Gefühl des Angekommenseins gegeben? Welche Bedürfnisse wurden dort befriedigt und hier nicht?
Was mir auch auffällt: Du schreibst, deine Familie und Freunde verstehen dich nicht. Ist das neu, oder kennst du das von früher? Und hast du den Eindruck, sie versuchen wirklich, dich zu verstehen?
Zuletzt noch ein paar praktische Tipps. Was jetzt besonders wichtig ist, ist Selbstmitgefühl und Selbstfürsorge. Behandle dich selbst liebevoll. Geh davon aus, dass du gute Gründe hast, dich so zu fühlen. Versuch nicht, deine Gefühle zu verdrängen oder zu unterdrücken. Nimm sie stattdessen an, gib ihnen Raum und hör ihnen zu. Lies mal unseren Text über schwierige Gefühle. Und: Tu Dinge, die dir guttun. Nimm dir bewusst Zeit für Bewegung, Entspannung, soziale Kontakte, gutes Essen und ausreichend Schlaf. Bei Angst und Panikattacken ist die tiefe Atmung zudem ein wichtiges Werkzeug. Bitte lies auch mal diesen Text und diesen Text.
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