Selbstbefriedigung in einer Beziehung. Das ist mir immer noch ein Rätsel. In meiner Jugend konnte ich mit SB locker umgehen und hatte nie irgendwelche Probleme damit. Bis ein Ex-Freund von mir, es sich täglich 3-4x selber gemacht hat und dazu irgendwelche Pornos angeschaut hat. Seid da an, habe ich mich selber nie mehr angefasst und finde es extrem widerlich, abturnend und verstossend, wenn mein jetztiger Partner sich selber Befriedigt. so 2x die Woche. Ich kann damit überhaupt nicht umgehen.
Noch weniger mit den Pornos.
Wie viel Selbstbefriedigung und Porno in einer Beziehung ist normal?
Und wieso überhaupt? Ich fühle mich betrogen damit.
Wie werde ich die schrecklichen Gefühle los? Ich kann ihn kaum mehr anfassen, küssen oder umarmen, wenn ich weiss, dass er sich einen runtergeholt hat.
Unsere Antwort
Du beschreibst da eine sehr interessante Entwicklung: Du konntest früher mit der Selbstbefriedigung locker umgehen. Dann kam es zu einer Veränderung, die du mit dem Verhalten deines Ex-Freunds in Verbindung bringst. Und seitdem spürst du Ekel und vielleicht auch Wut und Angst bei dem Gedanken an Selbstbefriedigung.
Du hast das schon sehr gut beobachtet, und ich möchte dich einladen, noch genauer hinzuschauen. Denn es geht nicht darum, diese Gefühle „loszuwerden“, sondern sie zu verstehen. Lies dazu auch mal unseren Text Wie lerne ich meine Gefühle verstehen? und Ich komme mit meinen Gefühlen nicht klar – was tun?
Ich stelle dir nun einige Rückfragen, die ich für relevant halte:
- Wie war das mit deinem Ex-Freund: Wie hat sich das häufige Masturbieren auf die Beziehung ausgewirkt? Gab es dadurch zum Beispiel weniger Paarsexualität? Oder hatte er dadurch weniger Zeit für dich? An welchem Punkt der Beziehung hat das angefangen? Wie gut war eure Beziehung generell? In anderen Worten: War es die Selbstbefriedigung an sich, oder waren es die Auswirkungen der Selbstbefriedigung, die dich und die Beziehung belastet haben?
- Ich lese aus deinem Text, dass du selbst früher auch Solosex gemacht hast und ihn angenehm fandest. Stimmt das? Und: Wie fühlst du dich jetzt bei dem Gedanken, dich selbst zu befriedigen?
- In welcher Weise fühlst du dich betrogen durch den Solosex deines Partners? Was genau verletzt dich daran? Welche Dinge sagt dein Kopf zu dir in diesen Momenten? Und welche Gefühle werden von diesen Gedanken ausgelöst? Wut? Scham? Ekel? Angst?
Solosex ist eine eigenständige Form der Sexualität, und nicht (nur) Ersatz für Paarsexualität. Selbstbefriedigung kann viele wichtige Funktionen erfüllen, vom Stressabbau bis hin zum Entdecken und Erlernen der eigenen sexuellen Lust und Kompetenzen. Es spricht also vieles für Solosex, auch in einer Beziehung. Daher gibt es auch kein allgemeines Maß an Solosex und Pornokonsum, dass in einer Beziehung „normal“ ist. Natürlich kann es aber zum Problem werden, wenn die Paarsexualität und die Beziehung darunter leidet. Wenn zum Beispiel eine Person immer lieber Selbstbefriedigung macht als Sex mit dem*der Partner*in zu haben. Wie ist das denn aktuell in deiner Beziehung? Denkst du, die Selbstbefriedigung deines Partners würde eurer Beziehung auch dann schaden, wenn du sie so „locker“ sehen könntest, wie du es früher getan hast?
Ich würde dir empfehlen, dich mit all diesen Fragen mal zu beschäftigen. Schreib deine Antworten am besten auf, das hilft beim Nachdenken. Und ich würde dir auch empfehlen, dich wieder an deinen eigenen Solosex heranzutasten. Und zwar wortwörtlich: erforsche und ertaste langsam und in kleinen Schritten. Es reicht für den Anfang schon, nur mal die Hand für einen Moment auf die Vulva zu legen. Eine gute Anleitung dafür findest du in unserem Text Selbstbefriedigung: Tipps für Frauen und alle mit Vagina. Es wird sich vielleicht erstmal komisch anfühlen, dich wieder selbst zu berühren. Das ist okay. Beobachte die Gefühle und Gedanken, die auftauchen, ohne sie zu bewerten. Dabei hilft es oft, tief zu atmen.
Schreib uns gern wieder, wenn du weitere Beratung möchtest. Gib dann diese Fragenummer mit an.
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