Hallo, danke für eure Antwort auf Frage Nr.38598.
Ich möchte mich um mein eigenes Leben kümmern. Ich war auch bereits bei einem Vorgespräch für eine Traumatherapie. Doch die Therapeutin hat im Vorgespräch bereits gefragt, ob ich ihr sagen könne, was genau passiert sei. Das hat mich überfordert und etwas abgeschreckt.
Ich möchte mich emanzipieren, vielleicht hinschauen und an mir arbeiten. Ich finde die Diskrepanz sehr schwierig Zwischen dem, was in mir los ist und Geschenken/ lieben Nachrichten, die ich vermehrt bekomme, seit ich mich etwas distanziert habe. Einerseits gibt mir das Gefühl, ich sollte dankbar sein und ich bin schlecht, weil ich diese Erinnerungen habe. Dass alles nicht wahr sein kann.
Andererseits weiss ich nicht, ob das schon fast manipulativ ist, so viel geschenkt zu kriegen, denn selbst abgesehen von den Erinnerungen an sexuelle Handlungen, die ich manchmal anzweifle, gab es viel schreien, körperliche „Strafen“, Bedrohung und Erniedrigung.
Ich habe auch Angst, dass er herausfindet, dass ich darüber nachdenke oder sogar Dinge schreibe. Ich habe (irrationale) Angst vor ihm, obwohl ich weiss, dass ich erwachsen bin und auf mich aufpassen kann. Ich versuche mich auch daran (mein Alter, dass ich weggezogen bin etc.) zu erinnern, wenn die Bilder/ Erinnerungen schlimm sind.
Kommt es oft vor, dass man an eigenen Erinnerungen/ am eigenen Verstand zweifelt, wenn man so Dinge erlebt hat?
Und ist es normal, dass gleich beim Vorgespräch nach Details der Ereignisse gefragt wird?
Danke vielmals für eure wertvolle Arbeit!
Unsere Antwort
Super, dass du dich um dein eigenes Leben kümmern und emanzipieren willst. Hut ab, was du alles schon machst. Super, dass du eine Traumatherapie machen willst! Ich unterstütze das alles voll und ganz.
Bei einer Traumatherapie ist es wichtig, dass du ein gutes Gefühl über die Therapeutin has. So wie ich das verstehe, hat sie dich gefragt, ob du ihr sagen könntest, was genau passiert ist. Sie hat aber nicht verlangt, dass du es erzählst, oder? Wie ist sie damit umgegangen, dass du überfordert warst? Es kann immer mal wieder vorkommen, dass jemand eine Frage stellt, die dich überfordert. Und, ja, es kann vorkommen, dass man im Vorgespräch gefragt wird, ob man Details erzählen kann. Wichtig ist dann, dass du mitteilst, dass dich das überfordert. Das sollte die Fachperson respektieren und feinfühlig damit umgehen. Ich würde der Fachperson eine Chance geben und sie einige Sitzungen lang austesten.
Was du sonst schreibst, passt sehr in das Erleben von Menschen, die durch die Eltern gequält und manipuliert wurden – und immer noch werden. Im eigenen Kopf wird höchste emotionale Verwirrung und Zerrissenheit erzeugt, und man traut sich selbst, seinem Erleben und seinen Erinnerungen nicht mehr. Du schreibst geradezu, als ob er Macht über deinen Kopf hätte – und dieses Gefühl ist auch typisch. Es ist wirklich umso wichtiger, dass du eine Traumatherapie machst, in der du die Stärke und Klarheit erreichen kannst, dich von deiner Kindheit und deinem Elternhaus zu emanzipieren.
Schreib uns einfach, wenn du wieder irgendwo anstehst. Gib dann bitte wieder die Fragenummer an.
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