Ich habe ein Problem. Ich merke in letzter Zeit, wie ich unter meiner Geschichte und Erfahrungen leide. Ich höre aber gleichzeitig immer wie viel Schlimmes auf der Welt geschiet und denke mir dann nur, dass ichs vergleichsweise gut habe. Es ist schwer zu erklären, aber ich fühle mich dann mit meinen Erlebnissen schuldig. Ich weiss, dass es nicht hilfreich ist das Leiden und die Erlebnisse abzuwägen, aber dennoch mache ich es. Wie siehst du das?
Unsere Antwort
Du hast es selbst schon gesagt: Es ist wenig hilfreich, Leid und Schmerz zu vergleichen. Du kannst natürlich dankbar sein für die guten Dinge in deinem Leben. Dankbarkeit tut unserer Psyche gut. Aber dabei ist wichtig: Diese guten Dinge machen die schlechten Dinge nicht weniger real oder schmerzhaft. Ich würde dir wünschen, dass du dein eigenes Erleben und deinen Schmerz ernst nehmen kannst. Du bist es wert, Mitgefühl und Unterstützung dafür zu bekommen – von anderen und von dir selbst.
Wenn du merkst, dass Gedanken wie „Ich darf nicht leiden, anderen geht's viel schlechter“ kommen, dann ist das okay. Du musst sie nicht wegdrücken. Aber du musst ihnen auch nicht glauben. Du kannst dir dann sagen: „Ich merke, dass ich gerade wieder den Gedanken habe, dass... ". So bekommst du ein wenig Abstand zu den Gedanken. Manchmal kann es auch helfen, den Gedanken vor sich hinzusingen oder in einer lustigen Stimme zu sagen. All das hilft dabei, zu merken, dass es eben „nur“ ein Gedanke ist. Du musst ihm nicht die Macht geben, dein Verhalten zu bestimmen. Stattdessen überleg, was du dir in solchen Situationen Gutes tun kannst. Wie kannst du dir mit Mitgefühl und Selbstliebe begegnen? Was würdest du zum Beispiel zu einer guten Freundin sagen, die das erlebt, was du gerade erlebst? Vielleicht schaust du auch mal in unsere Texte im Kapitel Verarbeitung von Trauma und Gewalt
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