Hallo, ich habe einen ausgeprägten Materialfetisch (Feinstrumpfhosen, Aerobickleidung) und brauche das zur Erregung, also die Partnerin muss das anhaben. In der Tat habe ich lieber keinen Sex als Sex mit einer nackten Frau. Meine Masturbationsfantasien drehen sich auch nur um die Kleidung. Inzwischen empfinde ich meine Fixierung als große Unfreiheit.
Kann ich
- den Fetischismus ersetzen, z. B. eine nackte Frau erotisch zu finden und zu wollen?
- die Bedeutung des Fetischmaterials geringer werden lassen, also dass mich das weniger erregt?
Mann, 52 Jahre
Unsere Antwort
Stell dir das so vor: Du hast sehr gut gelernt, dich auf eine bestimmte Art und Weise sexuell zu erregen. Dazu gehören bestimmte Fantasien oder Materialien. Je mehr du das tust, desto besser übst du es. Aber du übst nichts anderes. Und so lernst du immer besser, dich so zu erregen – aber du lernst nicht, dich auch auf andere Weise zu erregen.
Der Weg aus der Unfreiheit ist das Erforschen und Üben neuer Methoden und Quellen der sexuellen Erregung. So lernst du neue Möglichkeiten der sexuellen Erregung. Du wirst zeitlebens Feinstrumpfhosen und Aerobickleidung sexuell auch erregend finden können – aber es wird kein Muss mehr sein.
Der Knackpunkt ist, dass alles, was du neu probierst, weniger erregend und aufregend ist als dein Fetisch. Es wird sich lau anfühlen. Du wirst so wahrscheinlich erst mal keine befriedigende Erektion bekommen und ziemlich sicher keinen Orgasmus. Die beste Vorgehensweise ist, dass du deine Erregungstechnik bei der Selbstbefriedigung "störst", in dem du Gewohntes mit Neuem abwechselst in kurzen Zeitabschnitten (30 Sekunden bis eine Minute). Wir beschreiben das genauer im Text über das Üben.
Zusätzlich empfehle ich dir, dass du, unabhängig von sexueller Erregung, erforschst, was dein Penis so alles zu bieten hat an guten Wahrnehmungen – die sich mit der Zeit dann auch erregend anfühlen können. Hierzu empfehle ich dir diesen Text.
Es wäre kein Luxus, wenn du dich auf deinem Lernweg begleiten lässt. Ich empfehle eine Sexualtherapie nach dem Sexocorporel-Ansatz. Schau mal ob es da in deiner Nähe etwas gibt. Möglich ist auch das Übungsbuch Klappt's? von Michael Sztenc. Es ist ein guter Begleiter, wenn du dich auf eine Forschungsreise machst, deinen Körper und deine Sexualität neu zu entdecken.
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