Es erscheint mir kompliziert. Ich möchte verstehen was es ist, wie man es nennt. Mir wurde als Kind unter den Rock gefasst. Mein Vater tobte zwar, aber das wars. Er fühlte sich sicher und verfolgte mich. Vom 6. bis 18. Lebensjahr. Der Mann machte mir furchtbare Angst und ich konnte nicht atmen und meine Stimme war immer weg, ich war erstarrt wie ein Stein, wenn er in der Nähe war. Ich berichtete meinem Vater, dass er mich verfolgt. Ich war zu dem Zeitpunkt im Grundschulalter. Er meinte zu mir, dass der Mann mich lieben! würde und was ich nur hätte etc. Wenn ich nicht schreie, kann es wohl nicht so schlimm sei etc. Das dies Liebe sei hat mich irritiert. Ich träumte aber ab diesen Zeitpunkt von diesem Mann in brutalsten sexuellen Fantasien. Diese gewaltvollen Träume haben sich seit dem ich 8 war nicht verändert, sie sind nur erwachsener geworden. Sie erregen mich, sie erschrecken mich nicht und ich komme ohne sie nicht zum Höhepunkt. Obwohl er mich als ich den Führerschein erhielt nicht mehr verfolgen konnte, träumte ich weiterhin. Es geht manchmal soweit, dass ich mir wünschte er hätte es getan, nur um diese Träume/Fantasien loszuwerden oder um etwas eindeutiges zu haben. Ich weiß nicht wie man das nennt. Gibt es einen Begriff dafür? Ich würde dies gerne wissen, um mich zu verstehen, denn mit meinen über 40 Jahren bin ich es weder los noch verstehe ich es. Es erscheint so irrational.
Unsere Antwort
Du hast sexuelle Übergriffe erlebt. Dein Vater hat zwar getobt, dabei aber vergessen, dich zu schützen. Er hat damit deine Irritation verstärkt. Dein Gefühl machte dich starr vor Angst. Dein Vater nennt das aber Liebe. Du steckst in dieser Ambivalenz fest. Verstehen kannst du das folgendermassen: Du musstest Gefühle ertragen musst, die unerträglich sind. Sie durften sich aber nicht unerträglich anfühlen, sondern waren ‚Liebe‘. Dein Körper hat alles getan, um damit klar zu kommen. Aus der Übererregung, die dich erstarren liess, hat er sexuelle Erregung gemacht und die sexuellen Fantasien gleich mitgeliefert. Damit hast du das Erschrecken, die Angst und die Erstarrung bewältigt. Inzwischen ist zwar die Täterschaft nicht mehr da. Dein Körper bleibt bei den alten Erregungsquellen. Dies ist normal, weil traumatisierende Erfahrungen für die Bewältigungsstrategien prägend sind. Mit deinen speziellen sexuellen Erregungsquellen und sexuellen Fantasien bewältigst du immer noch die alten Überlastungen. Das engt dein Sexualleben ein.Die psychiatrischen Krankheitslehre formuliert leider immer noch störungsorientiert. Wenn du deine Sexualität als leidvoll erlebst und sie deine Lebensweise beeinträchtigt, könnte deine Sexualität in die Kategorie der Paraphilien eingordnet werden. Da du sie als Traumafolge erlebst, könnte man dies als einen Symptombereich der Postttraumatischen Belastungsstörung ansehen.
Wenn du dich mit dir selbst, deinem Selbstverständnis, deiner Sexualität beschäftigen möchtest, empfehle ich dir eine Trauma- und Sexualtherapie. Dabei solltest du eine Fachperson suchen, die gut ausgebildet ist und mit deinen Fragen respektvoll umgeht.
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