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Ich bin trans – wie sage ich es anderen Personen?

Bei deiner Geburt wurde dir ein Geschlecht zugewiesen. Dieses Geschlecht passt aber nicht zu dir. Du weisst, dass du trans bist. Bei deinem Coming-out erzählst du anderen von deinem inneren Wissen.

Was heisst Coming-out?

«Coming-out» kommt aus dem Englischen und heisst so viel wie etwas «öffentlich machen» oder «herauskommen». Das Coming-out ist für die meisten trans Personen ein grosser Schritt. Es bedeutet ihnen viel. Und es ist oft mit grossen Ängsten verbunden. 

 

Wie stellst du dir dein Coming-out vor?

Bevor du dein erstes Coming-out hast, überlege, was du überhaupt sagen möchtest und was nicht. Wie wünschst du dir dein Coming-out? Und was brauchst du dafür? Welche Befürchtungen hast du? Wer oder was könnte dir helfen, um bei deinem Coming-out ruhig und gelassen zu bleiben? Hast du vielleicht einen Gegenstand oder ein Stofftier? Etwas, was dir helfen könnte, «auf dem Boden» zu bleiben? Etwas, an dem du dich festhalten kannst. Was für dich sein kann wie ein Anker. Vielleicht hast du einen Hund oder ein Haustier, mit dem im Raum du dich selbstsicher fühlen kannst?

Wie bereite ich mich auf mein Coming-out vor? 

Mach dir immer wieder bewusst, dass du nicht dazu auf der Welt bist, um die Erwartungen von anderen Personen zu erfüllen. Du bist für dich verantwortlich. Das bedeutet, dein Leben so zu gestalten, dass es für dich passend und erfüllend ist. Dein Gegenüber wird dir vielleicht Fragen stellen. Überlege zuvor, was du bereit bist, von dir mitzuteilen. Beschäftige dich damit, wie es für andere ist, trans zu sein. Wie andere ihr Coming-out als trans Person erlebt haben. Welche Fragen ihnen gestellt wurden. Folge trans Personen auf Social Media, falls du das nutzt. Oder lies auf Seiten, die wir hier auf Lilli empfehlen. Suche auch nach virtuellen Gruppen-Treffen oder nach Aktivitäten von trans Gruppen bei dir in der Nähe. Dort findest du Rückenstärkung für alle herausfordernden Schritte auf deinem trans Weg.

Worüber rede ich bei meinem Coming-out?

Bei einem Coming-out kannst du über das sprechen, was dir wichtig ist. Entscheide selbst, wie weit du in dieser ersten Erklärung ausholen möchtest. Was soll dein Gegenüber wissen? Du musst dich auf gar nichts festlegen. Fühle dich zu nichts gezwungen. Am Anfang könntest du darüber sprechen, wie du dich damit fühlst, trans zu sein, und welche Gedanken dich dazu beschäftigen. Es darf deine Privatsache bleiben, ob du über geschlechtsangleichende Operationen nachdenkst. Möglicherweise hast du dazu selbst noch viele Fragen.  

Welchen Weg wähle ich für mein Coming-Out?

Manche trans Personen erzählen im persönlichen Gespräch oder am Telefon davon. Manche schreiben einen Brief oder eine Mail. Egal welche Weise du für ein Coming-out wählst, mache dir die Reichweite deiner privaten Nachricht bewusst. Überprüfe, wen deine Nachricht alles erreichen könnte – vor allem auf virtuellen Wegen (Internet). Eine E-Mail oder ein Post auf Social Media können schnell weiter verbreitet werden, ohne dass du darüber die Kontrolle hast.

Wann kann ich mit dem Coming-out anfangen?

Du selbst wirst fühlen, wann es der richtige Zeitpunkt ist. Es ist dann soweit, wenn dein inneres Wissen raus will. Wenn du dich so zeigen möchtest, wie du dich fühlst. Vielleicht möchtest du dich erst mit einer einzelnen Person vortasten, die dir am wichtigsten ist. Vielleicht ist die erste Person, der du davon erzählst ein*e Berater*in/Therapeut*in? In einer Beratung oder Psychotherapie lässt sich jeder einzelne Schritt deines Coming-outs planen und durchspielen.

Wie gehe ich bei einem Coming-out vor?

Finde heraus, was Menschen in deinem Umfeld über trans Personen denken und sagen. Beginne nicht bei denen, die abwertend oder negativ über trans Personen sprechen. Suche dir für deine ersten Coming-outs Menschen aus, die dir wirklich wichtig sind. Menschen, zu denen du Vertrauen hast und mit denen es dir leichter fällt, offen über deine Gefühle zu sprechen. Denn gute erste Erfahrungen stärken dich für deine weiteren Coming-outs.

Du triffst die Entscheidung über Zeit und Ort für dein Coming-out. Genug Zeit und der richtige Ort ermöglicht allen Beteiligten Raum zum Nachdenken. Das macht es einfacher, respektvoll auf dein Coming-out zu reagieren.

Was mache ich, wenn die anderen blöd reagieren oder Bedenken haben?

Manche Menschen tun sich vielleicht schwer mit deinem Coming-out. Manche brauchen Zeit und müssen sich selbst erst mal mit dem Thema auseinandersetzen. Gib ihnen Zeit. Vielleicht hilft es manchen auch, selbst eine Beratungsstelle aufzusuchen, um sich dort zu informieren. Wahrscheinlich hast du selbst auch einige Zeit gebraucht, um dir über deine Gefühle zum Trans-Sein klar zu werden.

Was mache ich, wenn andere mir nicht glauben, dass ich trans bin?

Lass dich nicht verunsichern, falls andere dir ausreden wollen, dass du trans bist. Du weißt am besten über dich Bescheid. Nimm Abstand von denen, die dich nicht so akzeptieren, wie du dich fühlst und siehst. Es ist nicht deine Aufgabe, diese Leute zu überzeugen. Such dir stattdessen Menschen, die dich stärken und unterstützen.

Wie oute ich mich in der Schule oder am Arbeitsplatz?

Suche dir in der Schule oder am Arbeitsplatz Menschen, die Einfluss auf andere haben. Wende dich an Vertrauenslehrer*innen oder deine*n Vorgesetzte*n, wenn du dich im Kontakt mit ihnen sicher fühlst. Bestenfalls unterstützen sie dein Coming-out. Bitte sie darum, dich mit deinem gewählten Namen und Pronomen anzusprechen. So werden sie ein Vorbild, dem andere folgen können. Und Mitschüler*innen, andere Studierende oder Kolleg*innen können so zeigen, dass sie dich akzeptieren. Mehr Tipps über das Coming-out am Arbeitsplatz findest du auch auf dieser Webseite.

Wo kann ich mir Hilfe für das Coming-out holen?

Finde heraus, wer zu dir steht und dich als Mensch wertschätzt. Lass dir von diesen Personen den Rücken stärken. Von Menschen, die dich so annehmen, wie du bist. Von denen, die dich mögen und gut finden. Auch die trans Community bietet dir einen sicheren Raum, um dir Rat und Tipps für dein Coming-out zu holen. Du findest dort Selbsthilfegruppen, gemeinsame Aktivitäten und informative Veranstaltungen. Lass dir von den Erfahrungen anderer trans Personen berichten. Schau mal in unsere Links zur LGBTQ*-Community.

Coming-out – ein Leben lang?

Es wird sich wahrscheinlich sehr befreiend anfühlen, wenn du dich das erste Mal geoutet hast. Bist du dann mal in einem neuen Umfeld, wirst du dich wieder fragen, ob du dich outen möchtest. Mit jedem weiteren Coming-out gewinnst du mehr Selbstvertrauen. Es wird dir zunehmend leichter fallen, wenn du gute Erfahrungen sammeln konntest. Und auch aus schwierigen Erlebnissen lässt sich Stärke gewinnen.

Du musst dich nicht für immer outen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie du mit Coming-outs im Laufe deines trans Wegs umgehen kannst. Manche sprechen ein Leben lang von sich als trans Person. Für sie ist das Trans-Sein ein wichtiger Teil ihrer Persönlichkeit. Andere entscheiden irgendwann, dass sie diese Erklärungen nicht mehr machen möchten. Sie sagen dann vielleicht: «Das war mein trans Weg und jetzt bin ich...» Oder sie benennen den trans Weg gar nicht mehr. Dann brauchen sie auch kein Coming-out mehr. Du entscheidest, was sich für dich richtig anfühlt.

Wann ist ein Coming-out trotzdem notwendig?

In manchen Situationen ist ein Coming-out aber vielleicht nicht zu vermeiden. Bei ärztlichen Untersuchungen könnte es zum Beispiel wichtig sein, sich zu outen. Du selbst bestimmst, wie ausführlich dein Coming-out in solchen Situationen sein muss.