Wenn dein Essverhalten gestört ist, isst du nicht nach deinen körperlichen Bedürfnissen – und auch nicht nach Lust und Laune. Hinter dem gestörten Essverhalten verstecken sich andere Probleme, die ganz unterschiedlich sein können.
Was ist eine Essstörung?
Von einer Essstörung spricht man, wenn das Essverhalten gestört ist. Das heisst, du isst dann nicht nach deinen körperlichen Bedürfnissen – und auch nicht nach Lust und Laune. Gut möglich, dass dein Sättigungsgefühl und je nachdem auch dein Hungergefühl dir abhanden gekommen sind. Umso mehr werden Kalorienangaben, Essregeln und die Waage. Das Essverhalten kann äusserst kontrolliert sein und dann auch umkippen in Momente unkontrollierter Nahrungsaufnahme.
Persönliche Probleme hinter der Essstörung
Es kann sein, dass es so einiges gibt, das dich im Leben belastet und überfordert. Es gibt viele Menschen, bei denen das so ist. Aber nicht alle entwickeln eine Essstörung. Typisch kommt bei der Essstörung auch noch dazu, dass man sich im eigenen Körper nicht so richtig wohl fühlt. Eigentlich fühlt man sich mit sich selbst als Junge oder Mädchen oder Frau oder Mann ganz grundsätzlich nicht so richtig wohl. Und man spürt seine Sehnsüchte und Bedürfnisse nicht so richtig. Oder man nimmt sie nicht ernst. Oder man erlaubt sie sich nicht. Dadurch wird es auch nicht leichter, anderen zu sagen, was man will. Beziehungen mit anderen können so sehr stressig werden. Das Essverhalten hilft dabei, sich zu trösten, sich zu beruhigen, sich zu entspannen. Und es hilft, verunsichernde, verwirrende oder unangenehme Gefühle im Zaum zu halten.
Gesellschaftliche Einflüsse
Die Schlankheitsideale der heutigen Zeit sind absurd. Und wenn man so aussehen möchte wie Models, müsste man untergewichtig sein. Es herrscht auch die gängige Meinung «schlank ist gesund». Dabei kommen immer mehr wissenschaftliche Studien zur Erkenntnis, dass ein paar Kilo mehr lebensverlängernd sind. Und auch über gesunde Ernährung schwirren eigenartige Meinungen durch die Köpfe – zum Beispiel dass Kohlehydrate und Fette ungesund sind, oder dass alles Grünzeug gesund ist, egal wie viel man davon isst. Dabei leidet der Magen, und der Körper schreit. Und im Kopf entsteht die Essstörung. Wichtig ist, dass du mit einem guten Körpergefühl gegen diese Ideale und Märchen antrittst. Und wenn das Körpergefühl nicht gut ist, kannst du etwas dafür tun, dass es besser wird (Tipps für Frauen).
Die Essstörung als Lebensinhalt
Wenn du dich ständig mit Essen und Gewicht beschäftigst, ist es gut möglich, dass du Beziehungen, Freizeitaktivitäten, Beruf und Ausbildung vernachlässigst. Dein ganz besonderes Essverhalten kann es schwer für dich machen, mit anderen Menschen zu essen. Vielleicht schämst du dich über die Essstörung. Drum fällt es dir schwer, ehrliche Freundschaften zu haben. Und vielleicht weist du deinen eigenen Körper ab. Das kann eine sexuelle Beziehung schwierig machen. Möglicherweise fühlst du dich so sehr allein. Vielleicht wird die Essstörung deine einzige Freundin in der Einsamkeit. Vielleicht wird sie zur einzigen intimen Beziehung.
Welche Esstörungen gibt es?
Die wichtigsten sind Magersucht (Anorexie), Bulimie (Essbrechsucht) und Binge Eating (Essanfälle). Es gibt viele Übergangsformen. Und es gibt auch welche, die sich keiner dieser Gruppen klar zuteilen lassen. Dann spricht man von einer «nicht näher bezeichneten» Essstörung. Wenn du deshalb in eine Psychotherapie gehst, übernimmt die Krankenkasse die Kosten. Die Orthorexie (zwanghaftes Gesundessen) gehört nicht zu den Essstörungen, tritt aber gehäuft gemeinsam mit einer Essstörung auf. Wenn du nicht genau weisst, ob du eine Essstörung hast oder was für eine, liest du am besten die verschiedenen Texte durch, um zu schauen, was dich darin anspricht. Da stehen einige Tipps drin.