Hallo Lilli,
danke für die Möglichkeit, hier Fragen zu stellen! Ich würde gerne wissen, wie gut Kondome vor der Ansteckung mit Chlamydien, Tripper, Syphilis, HIV usw. schützen. Im Internet finde ich immer nur Aussagen wie „das Ansteckungsrisiko wird erheblich reduziert“. Aber was heißt „erheblich“? Reden wir da von einer Reduktion um 50% oder eher um 90% oder gar 99%?
Danke schon mal und viele Grüße
Unsere Antwort
Da stellst du tatsächlich eine ziemlich schwierige Frage. Denn wie gut Kondome vor den verschiedenen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) schützen, lässt sich gar nicht so leicht erforschen. Denn im Labor kann man zwar das Material testen, aber was dann im echten Leben passiert, ist etwas völlig anderes. Es besteht zudem ein großer Unterschied zwischen „perfekter Nutzung“ und „typischer Nutzung“, denn tatsächlich treten Fehler bei der Nutzung von Kondomen relativ häufig auf. Daher ist es sehr wichtig, dass du weisst, wie du Kondome richtig anwendest. Dazu empfehlen wir dir diesen Text.
Um wirklich zu erforschen, wie stark Kondome vor STI schützen, muss man Personen eigentlich über eine längere Zeit begleiten. Zunächst muss man sicherstellen, dass die Person nicht schon infiziert ist – was gar nicht so einfach ist, da STI oft erst Wochen bis Monate nach Infektion nachweisbar sind. Und dann muss man sich darauf verlassen, dass diese Personen wirklich ehrlich und gewissenhaft sind, wenn sie angeben, ob und wie sie Kondome genutzt haben. Du siehst also, wieso es so schwer ist, genau zu sagen, wie wirksam Kondome sind.
Grundsätzlich unterscheidet sich der Schutz je nach STI. Infektionen, die sich über genitale Flüssigkeiten (Sperma, Vaginalflüssigkeit) oder Blut übertragen, lassen sich durch Kondome ziemlich gut vermeiden. Das betrifft etwa HIV, Gonorrhoe (Tripper), Chlamydien und Trichomonaden. Denn das Kondom verhindert, dass Flüssigkeiten und Schleimhäute aufeinander treffen. Zu HIV gibt es die meisten Studien. Das Risiko sinkt, je nach Studie, um 80 - 95 %. Das heisst, wenn sich ohne Kondom 100 Leute anstecken würden, tun es mit Kondom nur 5 bis 20. Auch für Gonorrhoe und Chlamydien ist die Schutzwirkung in den meisten Studien relativ hoch. Eine neuere Studie fand heraus, dass die Wahrscheinlichkeit, sich mit Chlamydien, Gonorrhoe oder Trichonomaden anzustecken, durch durchgängige und korrekte Nutzung von Kondomen um 59 % sank.
Weniger wirksam sind Kondome bei Infektionen, die sich (auch) über die Haut übertragen, zum Beispiel Syphilis, HPV oder Herpes. Denn hier kann es sein, dass das Kondom die infizierte Hautstelle gar nicht bedeckt. Dann nützt es natürlich auch nicht.
Es braucht mehr und vor allem bessere Studien, um das alles weiter zu erforschen. Dieses Problem ist in der Wissenschaft bekannt. Falls dich das genauer interessiert und du nicht vor schwieriger Lektüre zurückschreckst, kannst du mal diesen Artikel lesen.
Wichtig ist aber: Es gibt derzeit keine bessere Art, STI zu vermeiden, als Kondome – außer natürlich gar keinen Sex zu haben. Sehr wirksam sind natürlich auch die Impfungen gegen HPV sowie die Impfungen gegen Hepatitis A und B.
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