Hallo Ich bin von Frage 37941. Vielen Dank für die Antwort. Meine Eltern streiten viel und mein Vater ist ein Mann, der sich nie entschuldigen kann und viele narzisstische Eigenschaften hat. Er hat mich auch öfters geschlagen als Kind und wenn ich ansprach, dass ich von ihm verletzt wurde, gab es nur mehr Probleme. Ich denke wegen dem bin ich “avoidant”.
Ich hatte viele sehr gute Freundschaften mit Frauen aber da ich öfters umgezogen bin, musste ich oft von vorne anfangen. Mit einigen habe ich auch Kontakt abgebrochen weil ich gemerkt habe, dass wir verschiedene Werte haben. Ich fühle mich einfach von niemandem verstanden und einsam. Mein Perfektionismus und meine Selbstkritik war schon immer da.
Ich habe auch schon in der Therapie daran gearbeitet aber es kommt manchmal immer noch hervor.
Wie kann ich engere Freundschaften haben? Ich habe letzte woche extra fast jeden Tag mit jemandem abgemacht und das war gut. Ich habe nächsten Freitag, Samstag und Sonntag auch mit Freundinnen abgemacht. Wie kann ich diese Freundschaften vertiefen und mich öffnen? Ich hebe mir eigentlich immer mühe gegeben, meine Freundinnen zu sehen auch wenn ich einen Freund hatte. Trotzdem fühle ich mich alleine. An was könnte das liegen?
Unsere Antwort
Du schreibst, dass du "avoidant" bist. Meinst du damit, dass du Beziehungen/Bindung vermeidest? Das geht natürlich mit Einsamkeitsgefühlen einher. Gegen Einsamkeit helfen intime, offene, ehrliche Beziehungen, wo beide aneinander interessiert sind. Wenn das bei dir noch nicht so ganz klappt, dann schlage ich vor, dass das an deiner Beziehung zu dir selbst liegt.
Denn die wichtigste Freundschaft, die uns aus der Einsamkeit befreit, ist die Freundschaft mit uns selbst. Du scheinst schon einiges gemacht zu haben, um sie zu verbessern. Bist du immer noch in Psychotherapie? Kommst du mit der Therapeutin noch weiter?
Es wäre auf jeden Fall gut, wenn du jemand hättest, der dir hilft, die Folgen der Gewalt durch deinen Vater (und, zumindest indirekt, durch deine Mutter) zu überwinden und dich von deinen Eltern zu emanzipieren. Du lebst ja immer noch bei ihnen, und das erschwert die Situation. Wir haben einen Text geschrieben, den ich dir sehr empfehle. Er erklärt, was wir uns selbst antun müssen, um uns an ein Elternhaus anzupassen. Selbstabwertung ist dabei eine zentrale Strategie. Es macht aus dieser Sicht total Sinn, dass du so selbstkritisch bist.
Wie kommst du weiter? Nun, zum einen bist du möglicherweise in der Therapie schon auf einem guten Weg. Dazu interessiert dich vielleicht auch dieser Text.
Zum anderen: Wäre es möglich, dass du ausziehst von zu Hause? In eine WG?
Und dann: Ich finde es sehr gut, was du alles mit Freundinnen unternimmst. Ich schlage vor, dass du das weiterhin machst. Lass dich weniger dadurch beirren, dass du dich trotzdem allein fühlst. Sag dir am besten: "Ich lebe Freundschaften jetzt so gut wie ich das jetzt grad kann, und das ist gut so". Freundschaften bieten dir neue Beziehungserfahrungen und Möglichkeiten, Beziehung zu üben.
Du kannst uns jederzeit gern wieder schreiben.
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