Passiert „Grooming“ auch bei sexueller Gewalt in der Familie?
Ich bin jetzt erwachsen, ausgezogen und versuche, meine Vergangenheit zu bearbeiten. Um mich sicher zu fühlen, brauche ich Abstand von der Person. Aber er überhäuft mich mit Geld, Geschenken und lieben Nachrichten. Dann fühle ich mich wiederum wie eine schlechte, undankbare Tochter und zweifle an meinen Erinnerungen/ meiner Wahrnehmung. Ich will ihm nicht Unrecht tun, seine Gefühle nicht verletzen.
Aber wie unterscheidet man echtes liebevolles Verhalten ohne Hintergedanken von Manipulationsversuchen?
Unsere Antwort
Vielleicht möchtest du dir mal folgende Frage stellen: Was ist passiert, dass dieser Mann jetzt ein anderer Mensch ist? Hat er eine Therapie gemacht, an sich gearbeitet, dir gegenüber echte Reue gezeigt, wirklich Verantwortung für sein Verhalten übernommen? Welche Erfahrungen hast du mit ihm gemacht, die dir zeigen können, dass sein Verhalten jetzt liebevoll ist? Was spricht dafür, dass er nicht mehr manipuliert?
Wenn du ganz ehrlich hinschaust, siehst du wahrscheinlich, dass er sich nicht verändert hat. Denn du schreibst ja selbst, dass du Abstand von ihm brauchst, um dich sicher zu fühlen.
Ich bitte dich, diesen Text zu lesen darüber, warum Gewalt in der Familie so besonders schlimm ist. Ich bitte dich auch, diesen Text zu lesen darüber, wie man sich an ein Elternhaus anpasst. Die Texte zeigen dir, dass Schuldgefühle, Selbstabwertung und Loyalität gegenüber den Tätern gang und gäbe sind nach schlimmen Gewalterfahrungen im Elternhaus.
Du sagst, du bearbeitest deine Vergangenheit. So wie ich das sehe, hat die Gewalt immer noch nicht aufgehört. Sie geht weiter. Mit dem Geld, den Geschenken und den Nachrichten verwirrt und verstört er deinen Kopf.
Arbeitest du mit einer Fachperson? Wenn ja – bitte besprich mit ihr, wie du dich gegenüber diesem Mann abgrenzen kannst. Wenn nein, wende dich bitte an eine Opferberatungsstelle, damit du Unterstützung bekommst.
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