Viele erwachsene Frauen schauen selten auf ihr Geschlecht und spüren kaum nach, was es wahrnimmt. Und sie finden diesen Teil ihres Körpers nicht schön. Da Vertrautes schöner wirkt, hilft es dir, dein Geschlecht mit Fingern und Augen zu erkunden.
Wieso hilft es mir, mein Geschlecht zu erkunden?
Viele erwachsene Frauen haben keine Ahnung, wie ihr Geschlecht eigentlich aussieht. Sie würden ihre Vulva auf einem Foto nicht von anderen unterscheiden können. Ihre Partner*innen kennen es viel besser als sie selbst. Auch wenn sie es rasieren, sind sie gar nicht so richtig bei der Sache. Und wenn sie es mit Piercings schmücken, dann machen sie es für ihre Partner oder Partnerinnen. Der Teil des Körpers, den die Frau am meisten zur Frau macht, bleibt also ein weisser Fleck auf ihrer Körperlandkarte. Da stimmt ja was nicht, oder?
Wie finden Frauen ihr Geschlecht schöner?
Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen darüber, dass wir Fremdes, Unvertrautes weniger schön finden als Bekanntes, Vertrautes. Kein Wunder also, dass erstaunlich viele Frauen ihr Geschlecht nicht so mögen, ihre Partner oder Partnerinnen es dagegen voll OK bis wunderschön finden. Wenn dein eigenes Geschlecht dir vertrauter ist, wirst du es also auch schöner finden.
Wie streichle ich mein Geschlecht wach?
Mit den Augen kannst du nicht beurteilen, wie sich etwas anfühlt. Das kannst du nur mit den Fingern. Du spürst mit den Fingern, und du spürst mit der Stelle, die du berührst. Was sich am Anfang vielleicht komisch anfühlt, dort entstehen mit vielen Berührungen angenehme Empfindungen. Das Geschlecht muss also «wachgestreichelt» werden. Wie das funktioniert und warum das so ist, liest du in diesem Text. Wir empfehlen dir also, deine Vulva und Vagina oft mit den Händen zu besuchen. Was sich angenehm anfühlt, das magst du nämlich auch mehr und findest es schöner.
Du hast eine Beeinträchtigung, wegen der du deine Vulva oder Vagina nicht mit deinen eigenen Händen anfassen kannst? Dann kannst du vielleicht für dich nachfühlen, wie sich bestimmte Stoffe, ein bestimmter Druck oder ein zarter Windhauch anfühlen. Vielleicht hast du auch die Möglichkeit, dein Geschlecht zusammen mit deinem*deiner Partner*in zu erkunden. Lasst euch Zeit dafür, sprecht miteinander, wie es sich für dich anfühlt, aber auch, was dein Gegenüber fühlt. So kannst du dir nach und nach ein Bewusstsein über dein Geschlecht erarbeiten.
Wo kann ich mich ungestört anschauen?
So kurz beim Klogang mal Klitoris und Gechlechtslippen anschauen in irgend einer unangenehmen Kauerposition: lieber nicht. Such dir einen ruhigen Ort, wo du ungestört bist. Ideal ist dein Bett. Sorge dafür, dass das Zimmer warm genug ist, so dass du nicht frierst. Nur wenn du warm bist, kannst du auch gut entspannen. Du kannst vielleicht auch vorher duschen oder baden. Das wärmt und entspannt dich. Schliess die Tür ab oder häng ein Schild «Bitte nicht stören» daran. Wir empfehlen, dass du deinen Rücken mit genügend Kissen in eine halb aufrechte Position lagerst, so dass du deinen Körper nicht anstrengen musst, wenn du dein Geschlecht anschaust. Und dann: Lass dir Zeit. Alles was du langsam tust, spürst du auch besser.
Wenn du aufgrund einer Beeinträchtigung das nicht alleine umsetzen kannst, lass doch im Badezimmer oder im Schlafzimmer (oder wo auch immer du dich umziehst oder umgezogen wirst) einen Spiegel aufhängen. So kannst du immer wieder einen Blick auf dein Geschlecht werfen. Wenn du die Möglichkeit hast, kannst du auch darum bitten, nackt vor dem Spiegel alleine gelassen zu werden, sodass du in aller Ruhe deine Vulva anschauen kannst.
Wie kann ich es mir angenehmer machen?
Ein Taschenspiegel hilft dir, bestimmte Winkel zu sehen ohne dich dabei zu verrenken. Das ist entspannter so. Wir empfehlen dir, ein Gleitmittel oder ein Öl auf die Hand zu schmieren. Was du alles verwenden kannst, das liest du in unseren Texten über Gleitmittel und über die Pflege des Geschlechts.
Welche Rolle spielt mein Gesichtsausdruck?
Auch hierzu gibt es wissenschaftliche Untersuchungen: Was wir mit einem Nasenrümpfen oder einem pikierten Gesicht anschauen, finden wir auch nicht so schön. Also: Gesicht entspannen und zwischendurch auch mal lächeln – das macht alles schöner. Wichtig ist auch, dass du mit dem Körper entspannt bleibst. Denn wenn du den Körper anspannst, sind Berührungen nicht so angenehm. Eine gute Methode, den Körper zu entspannen, ist, mit dem Bauch zu atmen.
Wie entwickle ich Offenheit und Interesse?
Bitte lies dazu die Texte über die Vulva, die Geschlechtslippen, die Klitoris, der Hymen (das Jungfernhäutchen), die Vagina, die G-Zone, den Damm und den After. Stell dir bei deiner Erkundungsreise vor, du seist eine Forscherin. Es geht nicht darum, dass du dich erregst. Sondern es geht darum, dass du mit Augen und Fingern schaust, was so alles aussen und innen dazugehört. Dein Ziel ist, deine Körperlandkarte mit Information zu füllen, die an diesen Stellen vielleicht noch ziemlich leer ist.
Und die sexuelle Erregung?
Die weibliche Geschlechtsregion ist voller sexuell erregbarer Stellen. Wenn du daran arbeiten möchtest, das Berühren angenehm und dann auch erregend zu erleben, findest du in diesem Text weitere Tipps.