Verhütung und Safer Sex / Wie kann ich eine unerwünschte Schwangerschaft verhindern?:
Viele Frauen, die nicht ungewollt schwanger werden möchten, fürchten sich vor einer Schwangerschaft. Damit dich die Angst nicht beeinträchtigt, helfen dir unter anderem Wissen, Reden, Handeln, Erfahrung und Genuss.
Wissen ist gut gegen Angst
Im Grunde ist Angst vor einer Schwangerschaft ein sinnvolles Gefühl, wenn du nicht schwanger werden möchtest. Die Angst hilft dir, wachsam zu werden und dafür zu sorgen, dass du nicht schwanger wirst.
Der erste Schritt gegen die Angst ist, dass du dich genau darüber informierst, wie du eine unerwünschte Schwangerschaft verhindern kannst. Dazu gehört, dass du weisst
- wie eine Frau schwanger werden kann,
- was Spermien zum Überleben brauchen,
- ob Lusttropfen zu einer Schwangerschaft führen können,
- auf was ihr beim Petting achten solltet,
- und welche Verhütungsmethoden es gibt.
Bei einer Beratungsstelle der sexuellen Gesundheit kannst du auch sämtliche Fragen stellen. Adressen von Beratungsstellen in der Schweiz findest du bei SEXUELLE GESUNDHEIT SCHWEIZ, Adressen in Deutschland bei profamilia.de, in Österreich bei familienberatung.gv.at.
Reden und Handeln sind gut gegen Angst
Ganz klar: Nur wenn du verhütest, kannst du verhindern, dass du schwanger wirst. Es wird deine Angst nicht geringer machen, wenn du hoffst, dass der andere Kondome dabei hat oder den Penis «rechtzeitig rauszieht» und auch nicht sonstwie Sperma in deine Vagina befördert.
Also: Rede mit deinen Sexualpartnern und mach mit ihnen ab, wie ihr verhüten werdet. Wenn du merkst, dass dein Partner keine Ahnung von Verhütung hat, kläre ihn auf. Und wenn du unterwegs bist und die Möglichkeit einer sexuellen Begegnung besteht, sorge dafür, dass du immer Kondome dabei hast.
Die Bedingungen klären ist gut gegen Angst
Stell dir vor, dein Sexualpartner sagt «Nee lass mal ich brauche keine Kondome, ich ziehe rechtzeitig raus» oder ähnliche Sätze, die verdeutlichen, dass er's mit der Verhütung nicht so ernst nimmt. Dann sag ihm, dass das bei dir nicht drinliegt. Sorge dafür, dass ihr beim Sex sicher verhütet. Schliesslich bist du die, die schwanger wird, nicht dein Partner. Und wenn du einen Partner hast, der sich querstellt und bei der Verhütung nicht mitmachen will – Finger weg!
Wenn es dir schwer fällt, auf Verhütung zu bestehen, lies bitte diesen Text.
Selbstsicherheit ist gut gegen Angst
Vielleicht merkst du, dass du trotz allem Wissen, Reden, Handeln und die Bedingungen klären immer noch so grosse Angst vor einer Schwangerschaft hast, dass sie dir die Lust am Sex ziemlich überschattet. Obwohl du eigentlich weisst, dass sie unbegründet ist.
Wenn jemand so unrealistisch grosse Ängste entwickelt, nennt man das Phobie. Angst vor einer Schwangerschaft – und auch vor einer Geburt – ist gar nicht so selten, Fachleute nennen das Tokophobie. Dahinter steckt auch die Angst vor der Verantwortung. Möglicherweise traust du es dir noch nicht zu, als Mutter für ein Kind zu sorgen.
Gegen die Angst hilft das Stärken deiner Selbstsicherheit als Frau. Als selbstsichere Frau kannst du dir vorstellen, genau dann schwanger zu werden, wann du das will. Dann vertraust du auch deiner Fähigkeit, verantwortungsvoll für Verhütung zu sorgen.
Erinnern an Verhütungsverantwortung ist gut gegen Angst
Bist du total gewissenhaft und passt wie ein Luchs auf, dass du nicht schwanger wirst? Benutzt vielleicht sogar zwei Verhütungsmethoden, um ganz sicher zu sein? Wie wäre es, wenn du dich an deine Superverhütungsverantwortlichkeit erinnerst jedes Mal, wenn beim Sex wieder ein panischer Gedanke hochkommt?
Gegen panische Gedanken kämpft man am besten mit anderen Gedanken an. Du könntest ein inneres Gespräch zwischen dem panischen Mädchen und der verantwortungsvollen Frau stattfinden lassen. Denn beide stecken in dir: «Hilfe ich werd schwanger! Da ist sicher was schief gelaufen!», bibbert das Mädchen in dir. Und die Frau in dir sagt beruhigend: «Nein, keine Sorge, ich hab das richtig gemacht, so kann ich nicht schwanger werden.» «Doooch da ist sicher was schiefgelaufen!» «Nein, keine Sorge, ich hab das richtig gemacht, so kann ich nicht schwanger werden.»
Du bringst Sorgen also weg, indem du dein Gehirn geduldig mit neuer Information fütterst, die genau das Gegenteil sagt. Während du dir zuredest, achte darauf, wie du atmest. So kannst du dich zusätzlich beruhigen.
Atmen ist gut gegen Angst
In der Angst spannt sich der Körper an, und du atmest kurz und flach. Manchmal hechelt man da richtig, ohne dass man es merkt. Wenn du in angsterfüllenden Situationen ganz bewust langsam mit dem Bauch atmest, wirst du merken, dass dich das sofort ein bisschen beruhigt. Denn es entspannt den Körper. Du kannst beim Aus- und wieder Einatmen auch ganz langsam auf 100 zählen.
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Erfahrung und Genuss sind gut gegen Angst
Möglicherweise hast du noch wenig sexuelle Erfahrungen. Das Unbekannte kann die Angst grösser machen. Erfahrenheit und Übung hingegen erfüllen dich mit positiven, genussvollen Gefühlen – und wo mehr Genuss ist, hat die Angst schlicht weniger Platz.
Es ist daher sinnvoll, dass du übst, deine sexuelle Erregung und deinen Körper beim Sex zu geniessen. Das wird dir dabei helfen, dich in deinem Geschlecht besser zu verankern. Das wiederum gibt dir mehr sexuelle Selbstsicherheit.
Im eigenen Geschlecht verankert sein ist gut gegen Angst
Wenn du an deiner sexuellen Selbstsicherheit arbeiten möchtest, ist es auch hilfreich, wenn du die Vagina einbeziehst – sie gehört zu deinem inneren Geschlecht, also quasi zu deinem Kern als Frau. Wenn du lernst, sie mit angenehmen, erregenden und genussvollen Empfindungen zu füllen, dann bleibt sie kein weisser Fleck auf deiner Körperlandkarte, sondern wird zu einem belebten Zentrum deiner Weiblichkeit. Das macht dich selbstsicherer.
Andererseits ist die Bewegung wichtig: Bewegung fördert genussvolles Erleben der Sexualität und das Gefühl, beim Sex nicht passiv ausgesetzt, sondern aktiv handelnd zu sein. Auch das macht dich selbstsicherer. Wir empfehlen dir unsere Tipps zum aktiven und bewegten Sex und zum Beckenbodentraining. Wenn du die Übungen allein machst, stärkt das deine Eigenständigkeit als Frau, du bist nicht durch den Partner abgelenkt, sondern ganz bei dir.
Deine ganz persönliche Frauenrolle finden ist gut gegen Angst
Hinter der Angst vor Schwangerschaft kann sich die Angst vor dem Muttersein verbergen. Überleg dir mal: Wie ist für dich die Vorstellung, schwanger zu sein? Oder ein Kind nach der Geburt zu versorgen? Ist das, wenn du dir das ganz konkret vorstellst, sehr beängstigend?
Das Thema Frau- und Muttersein hängt immer auch irgendwie mit dem Thema «Mutter haben» zusammen. Vielleicht lebt dir deine Mutter etwas vor, das du findest, nie erreichen zu können. Oder was du nie erleben möchtest. Oder eure Beziehung ist schwierig und verstrickt, und es fällt dir schwer, dich ihr gegenüber abzugrenzen und zu behaupten. Dazu interessiert dich vielleicht dieser Text.
Dann ist es eine gute Idee, wenn du dich mit dem Frausein auseinandersetzt, damit du weisst, wie du als Frau sein möchtest – und damit du auch für dich selbst entscheiden kannst, ob du einmal schwanger werden möchtest oder nicht. Dazu interessieren dich vielleicht auch diese Tipps.
Fachliche Unterstützung kann sinnvoll sein
Wenn du merkst, dass du deine Angst vor Schwangerschaft nicht in den Griff bekommst, wäre fachliche Unterstützung sinnvoll. Ein Beratungsgespräch bei einer Beratungsstelle zur sexuellen Gesundheit kann sehr hilfreich sein. Adressen in der Schweiz findest du bei SEXUELLE GESUNDHEIT SCHWEIZ, Adressen in Deutschland bei Profamilia, in Österreich bei familienberatung.
Wenn das Problem wirklich hartnäckig ist, hilft eine Psychotherapie oder psychologische Beratung. Dort könntest du das Thema Frau- und Muttersein – das gern auch mit dem Thema «Mutter haben» zusammenhängt – beleuchten. Wenn die Therapie verhaltenstherapeutisch ausgerichtet ist, wird konkret an den angstauslösenden Situationen und am Umgang mit der Angst in den Situationen gearbeitet.
Falls du dir eine Fachperson suchst, würden wir dir jemanden empfehlen, der auch körpertherapeutisch arbeitet – denn Sex haben und schwanger werden finden ja auch im Körper statt. Sinnvoll könnte daher auch eine körperorientierte Sexualtherapie sein.