Verhütung und Safer Sex / Wie kann ich eine unerwünschte Schwangerschaft verhindern?:
Deine Eltern mischen sich zu stark in deine Entscheidung ein, welche Verhütung die richtige ist? Oder dir wird nahegelegt, dich sterilisieren zu lassen? Wir nennen dir deine Rechte und ermutigen dich zu einem Gespräch mit deinen Eltern und Fachpersonen.
Wieso lassen mich meine Eltern nicht einfach entscheiden?
Deine Eltern sind es wahrscheinlich gewöhnt, viele Gesundheitsentscheidungen für dich zu treffen. Das haben sie vielleicht immer so gemacht, während du ein Kind warst. Nun wirst du langsam erwachsen. Vielleicht bist du sogar schon 18 oder älter. Du hast deine eigene Meinung. Auch zu Verhütung.
Es kann sein, dass diese Veränderung deinen Eltern schwer fällt. Das berechtigt sie aber nicht dazu, über deinen Kopf hinweg zu entscheiden. Insbesondere wenn es um dauerhafte Formen der Verhütung geht, braucht es dein Einverständnis. Du darfst insbesondere nicht ohne dein Einverständnis sterilisiert werden. (Mehr zu Sterilisation bei Menschen mit Uterus und Sterilisation bei Menschen mit Penis)
Welche Verhütung passt für mich?
Über Möglichkeiten der Verhütung kannst du dich in diesem Text und diesem Text informieren. Es ist ausserdem sehr sinnvoll, dass du mit deinen Behandler*innen sprichst, worauf du speziell bei deinen gesundheitlichen Voraussetzungen achten solltest. Eine verantwortungsvolle Entscheidung für deine Verhütungsmethode berücksichtigt auch die gesundheitlichen Folgen deiner Entscheidung.
Verhütungsberatung bekommst du bei einer Fachstelle für sexuelle Gesundheit in deiner Nähe. Am besten sagst du schon bei der Anmeldung, welche Anforderungen du an die Barrierefreiheit hast.
Wie rede ich mit Ärzt*innen?
Ärzt*innen sind dazu da, dich über die Vorteile und Nachteile von verschiedenen Verhütungsmethoden aufzuklären. Sie sollen dir ermöglichen eine informierte Entscheidung zu treffen. Mehr nicht. Am Ende entscheidest du.
Falls dich deine Ärzt*innen dazu auffordern, dich sterilisieren zu lassen oder eine langfristige Verhütungsmethode zu nutzen, mischen sie sich in deine freie Entscheidung ein, ob oder wann du Kinder bekommen möchtest oder nicht. Das steht ihnen nicht zu. Genauso wenig, wie es ihnen bei Menschen ohne Behinderung oder chronische Krankheit zusteht.
Wie rede ich mit meinen Eltern?
Du kannst ihnen sagen, dass du langsam erwachsen wirst oder bereits volljährig bist und Entscheidungen selbst triffst. Du kannst ihnen auch Fragen stellen, um die Hintergründe zu verstehen. Du kannst ihnen sagen, was du nachvollziehen kannst und was nicht. Du kannst begründen, warum du dich so entscheidest, wie du es willst.
Du brauchst deine Eltern aber nicht überzeugen. Denn du brauchst ihre Zustimmung nicht. Selbst wenn du noch nicht 18 Jahre alt, aber urteilsfähig bist.
Was sind meine Rechte?
Mehr zu deinen Rechten erfährst du in unseren Texten Müssen meine Eltern vom Frauenarztbesuch erfahren? und Müssen meine Eltern vom Arztbesuch erfahren?
Laut der UN-Behindertenrechtskonvention steht Menschen mit Behinderung, die Eltern werden möchten, Elternassistenz zu. Aber an vielen Orten ist das noch nicht zufriedenstellend umgesetzt.
Wie hinterfrage ich behindertenfeindliche Einstellungen?
Wenn wir ein paar Jahrzehnte zurückblicken, gab es rund um Reproduktion weit verbreitete behindertenfeindliche Einstellungen. Kurz gesagt vertraten viele die Meinung "Gesunde Menschen sollten Kinder bekommen und kranke und behinderte Menschen nicht". Es kann passieren, dass dir solche Einstellungen auch heute noch begegnen. Manche Menschen haben diese Einstellung einfach übernommen, weil sie noch nicht die Gelegenheit hatten, sie zu hinterfragen. Andere – vermutlich weitaus weniger – vertreten diese Haltung aktiv.
Du könntest Menschen zum Nachdenken anregen, wenn du zum Beispiel sagst: "Ich bin ein vollwertiger Mensch und mir steht es ebenso wie jedem anderen Menschen zu, selbst zu bestimmen ob ich Kinder bekommen möchte oder nicht, und auf welche Weise ich verhüten will."
Wo finde ich noch mehr Informationen?
Wir empfehlen zum Weiterlesen über Ungleichbehandlung rund um Reproduktion die Broschüre "Reproduktive Gerechtigkeit" vom Gunda-Werner-Institut.
Wieso gibt es diesen Text?
Lilli findet es wichtig, Menschen mit körperlichen Problemen nicht zu vergessen bei der sexuellen Aufklärung. Wir wollen für sie und ihre Partner*innen ebenfalls eine Anlaufstelle sein. Das ist für uns ein wichtiger Schritt für Inklusion.