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Frage Nr. 36368 von 20.02.2023

Hallo,
zunächst einmal vielen Dank für eure tolle Arbeit! So unkompliziert und zielgerichtet bekommt man nirgends sonst Hilfe und wirklich guten Rat.
Jetzt zu meinem Problem:
Ich bin seit ein paar Jahren mit meinem Freund zusammen. Wir mögen uns recht gern. Er ist zwar recht zurückhaltend, was Liebesbeweise und Zärtlichkeiten angeht und ist eher introvertiert, aber ich weiß, dass er mich gern hat.
Nur beim Sex kommen wir überhaupt nicht zusammen.
Ich hatte in der ganzen Zeit mit ihm noch keinen einzigen Höhepunkt - egal, wie er es angefangen hat. Ich merke auch, dass ich nur wirklich loslassen kann, wenn ich ganz allein mit mir bin (dann klappt es ganz regelmäßig). Mittlerweile denke ich oft, dass er sich langweilen muss mit mir und verkrampfe immer mehr, weil er sich so bemüht und ich nicht entsprechend reagiere.
Leider können wir nicht gut über dieses Problem reden, weil er dann manchmal verletzende Dinge sagt, von denen ich aber weiß, dass er sie nicht so meint.

Ich habe auch schon alle möglichen Dinge ausprobiert (Beckenbodentraining, Entspannungsübungen, usw... Wir haben auch schon versucht gemeinsam mit entsprechendem Filmmaterial so weit zu kommen, dass es klappt - allein: dann fangen wir beide regelmäßig an, die Filmtechnik zu kommentieren oder sonstwas, dass gar nix mehr wird).

Ich komme auch recht häufig bis AUF den Berg - aber das Springen, das funktioniert nicht.
Was stimmt da nicht? Was kann ich tun?
Er sagt immer, ich müsse mich 'einfach nur entspannen' und wahrscheinlich hat er damit Recht - aber genau DAS, kriege ich ja eben nicht hin. Nie, wenn er da ist... Und ich weiß nicht, was ich tun kann.
Habt ihr eine Idee?

Unsere Antwort

Du hast dir schon viele Gedanken gemacht und einiges ausprobiert, aber bisher hat es noch nicht funktioniert. Offenbar wisst ihr gerade nicht weiter miteinander. Es ist verständlich, wenn zu Frust und Streit führt und da mitunter auch verletzende Sachen gesagt werden.

Es ist ein ganz häufiges Thema, dass Menschen allein zuverlässig zum Orgasmus kommen, aber mit anderen klappt es nicht. Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Vielleicht bist du gehemmt in der Gegenwart der anderen Person. Vielleicht hängt es mit deiner Erregungstechnik zusammen. Menschen steigern ihre sexuelle Erregung auf unterschiedliche Weise. Das heisst, es gibt bestimmte Techniken, wie sie ihren Körper einsetzen beim Steigern ihrer sexuellen Erregung. Diese Techniken gehen mit verschiedenen Vor- und Nachteilen einher. Bei Techniken in hoher Dauerspannung ist man eher gehemmt, weil das vegetative Nervensystem in so hoher Spannung eher in Habacht-Stellung ist und man sich dann eher beobachtet fühlt. Solche Techniken sind dann eher störungsanfällig. Da kann es sein, dass der Penis des Partners die sexuelle Erregung der Partnerin stört, statt sie zu steigern. Es ist einfach eine grosse Abweichung zu dem, was sie allein schon sehr häufig wiederholt und dadurch sehr gut gelernt hat. Mehr dazu steht in diesem Text über Erregungstechniken und in diesem Text über den Orgasmus.

Du scheinst schon viel bei uns gelesen zu haben. Hast du auch unseren Text Warum ist es gut, wenn Frauen sich beim Sex bewegen? gelesen? Den würde ich dir sehr empfehlen, weil darin erklärt wird, wieso "einfach nur entspannen" nicht der richtige Weg ist, sondern Bewegen. Bewegen hilft dir, deine sexuelle Erregung zu intensivieren. Wenn du einfach nur entspannst, schläft deine sexuelle Erregung sozusagen ein. Außerdem ist auf Kommando entspannen nahezu unmöglich. Wir können uns nicht zum Orgasmus entspannen, sondern müssen die sexuelle Erregung intensivieren. Das Intensivieren ist das, was dich weiterbringt. Und das kannst du selbst tun, und bist nicht darauf angewiesen, dass er das richtige tut.

Welche Erregungsquellen nutzt du schon?

Überschrift: Was finde ich erregend? Text: Jede Person kann lernen, die unterschiedlichsten Dinge sexuell erregend zu erleben.  Darunter ein Bild von einem Mann und einer Frau, die im Sitzen Sex haben. Um sie herum sind kleine Kästchen abgebildet, in welchen steht: Sexspielzeuge, Fantasien, Pornos, Bilder, Gedanken, Objekte, Atmung, Bewegung, Geschichten, Berührungen, Spiel mit den Muskeln.

Du schreibst, dass dir das Loslassen mit ihm schwer fällt. Du könntest etwas für mehr Gelassenheit und Achtsamkeit tun im Kontakt mit ihm. Das ist so ähnlich wie Entspannung, aber eben nicht das gleiche. Eine solche Gelassenheit kannst du entwickeln, wenn dein Oberkörper beim Sex in Bewegung kommt. Damit meine ich eine lockere Bewegung im Rücken, einen gelösten Kiefer und Nacken und ein Brustbein, dass sich mitbewegen darf. Das kannst du wunderbar allein üben und dann beim Sex zu zweit nutzen. Ein locker bewegter Oberkörper aktiviert den ventralen Vagus in deinem vegetativen Nervensystem und das ermöglicht eine emotionale Lösung und Beruhigung. Das macht dir den "Sprung" zum Orgasmus viel leichter. Es ermöglicht Zuneigung und Hingabe, und du kannst dir stressige Gedanken sozusagen "wegschaukeln". Denn in deinem Körper läuft ständig automatisch ein Programm ab, das überprüft ob du in Sicherheit oder in Gefahr bist. Hohe Anspannung signalisiert Gefahr, lockere Bewegung signalisiert Sicherheit. Viele Übungstipps dazu findest du in unserem Text Erregung zum Orgasmus: Tipps für Frauen.

Eine nackte Frau kniet mit einem Kissen zwischen ihren Beinen. Sie schaukelt ihr Becken nach vorne und hinten. Dabei atmet sie ein und aus.

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