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Erregung zum Orgasmus: Tipps für Frauen

Damit du einen Orgasmus erlebst, ist es hilfreich, dich nicht zu stressen. Je mehr du die sexuelle Erregung geniesst, desto eher bekommst du irgendwann einen Orgasmus. Da hilft es, wenn du die sexuelle Erregung mit viel Bewegung intensivierst.

Was ist ein Orgasmus?

Du willst lernen, einen Orgasmus zu erreichen? Bevor du hier weiter liest, lies bitte zunächst unsere Texte «Wie funktioniert die sexuelle Erregung bei Frauen?», «Orgasmus: Was ist das und wie erleben Frauen ihn?» und «Wieso komme ich (w) nicht (immer) zum Orgasmus?».

Wie komme ich zum Orgasmus?

Es gibt nicht die eine richtige Berührung am einen richtigen Punkt, um einen Orgasmus zu erreichen. Viele Wege führen nach Rom. Und genauso führen viele Wege zum Orgasmus. Es gibt zahlreiche Arten, wie du dich sexuell erregen kannst: Reibung, Druck, Vibration, Bewegung, Muskelspiel, Fantasien, Bilder und so weiter. Du kannst dich am ganzen  Geschlecht und auch an vielen Stellen am übrigen Körper sexuell erregen. Also sind nicht nur der Klitoriskopf und der G-Punkt sexuell erregbar.

Erregst du dich am äusseren Geschlecht? Oder erregst du dich in der Vagina? Oder erregst du dich an beiden? Je nachdem wirst du Orgasmen wahrscheinlich unterschiedlich erleben. Mehr dazu schreiben wir in unserem Text «Orgasmus: klitoral oder vaginal?». Du interessierst dich besonders für die sexuelle Erregung in der Vagina? Dann lies bitte auch unseren Text «Wie errege ich mich in der Vagina?».

Ich bin frustriert – was kann ich tun?

Vielleicht kennst du das: Du hast schon x-mal versucht, einen Orgasmus zu erreichen. Und das war in steigendem Masse frustrierend, weil es eben nicht klappte. Der Orgasmus wurde so zum Orgas-MUSS. Er wurde also zu etwas, das passieren MUSS. Nur wenn es einen Orgasmus gab, hat der Sex geklappt. Was ist hierbei das Problem? Du geniesst den Sex mit solchen Gedanken nicht besonders. Dabei ist Genuss eine ganz wichtige Zutat zum Orgasmus: Sexuelle Erregung + Genuss => Orgasmus.

Es gibt den Spruch «Der Weg ist das Ziel». Und in diese Richtung gehts auch beim Orgasmus. Wenn du das Ziel im Blick hast, denkst du ständig: «Wann komme ich endlich?». Wenn du den Weg im Blick hast, konzentrierst du dich darauf, was du in der sexuellen Erregung spürst und erlebst. Du spürst dann, wie angenehm sich das anfühlt. Damit füllst du sozusagen den Genusstopf immer mehr.

Unser Tipp ist daher: Nimm dir vor, beim nächsten Mal, wo du dich sexuell erregst, keinen Orgasmus zu haben. Nimm dir vor, das zu spüren, was ist, und das okay zu finden.

Der Weg ist das Ziel

Nochmal: Setz dich nicht unter Druck – Druck ist alles andere als sexuell erregend! Mach es dir lieber zum Ziel, zu geniessen. Geniesse das, was du erlebst. Genuss ist der Weg zum Orgasmus. Wenn du wie auf einer Autobahn im Eiltempo zum Orgasmus zischen willst, entgeht dir unterwegs allerlei Schönes. Dabei wären es genau diese Reiseerlebnisse, die dir das Futter für den Orgasmus liefern. Das Geheimnis des Orgasmus liegt also nicht im Orgasmus selbst. Sondern das Geheimnis liegt in der Art und Weise, wie du die sexuelle Erregung gestaltest und geniesst. Und es liegt darin, wie du deinen Körper in der sexuellen Erregung einsetzt. Also: Was du bei der sexuellen Erregung machst, spürst und erlebst, liefert die Zutaten für den Orgasmus.

Muskeln anspannen – ja oder nein?

Um die sexuelle Erregung auszulösen und zu steigern, braucht es Muskelspannung. Zum Beispiel im Beckenboden, Bauch oder Po. Für viele Menschen funktioniert das gut, wenn sie die Muskeln über längere Zeit (also mehrere Minuten) stark anspannen. Für andere funktioniert das nicht so gut. Das liegt zum einen daran, dass die Durchblutung im Geschlecht nicht so gut ist. Dadurch spürst du dein Geschlecht weniger gut. Es kann auch sein, dass du dadurch stressige Gedanken hast. Mehr zu den Vor- und Nachteilen andaunernd hoher Muskelspannung erfährst du in diesem Text.

Wir erleben in der sexualtherapeutischen Praxis relativ oft, dass Menschen wegen sehr hoher Muskelspannung beim Sex an irgendwelche Grenzen stossen. Daher empfehlen wir das abwechselnde Anspannen und Entspannen von Muskeln – auf gut deutsch: Bewegung. Dazu lies bitte diesen Text.

Spiel mit Bewegung

Die Beckenschaukel (siehe Bild unten) ist eine gute Art, die Durchblutung im Becken zu fördern. Das hilft dir dabei, beim vaginalen Geschlechtsverkehr zum Orgasmus zu kommen. Auch wenn du dein äusseres Geschlecht stimulierst, wirst du das intensiver erleben, wenn du dein Becken bewegst. Du findest Tipps dazu in diesem Text.

Die Bewegung deines Oberkörpers unterstützt das genussvolle Erleben der sexuellen Erregung. Das ist wichtig, denn der Genuss ist eine wichtige Zutat zum Orgasmus.

Auch das Spiel mit den Beckenbodenmuskeln fördert die sexuelle Erregung und die Durchblutung. Übungen dazu beschreiben wir in diesem Text.

Eine nackte Frau liegt mit angewinkelten Beinen auf dem Rücken. Sie hat beide Hände auf ihrem Geschlecht. Sie schaukelt ihr Becken vor und zurück. Dabei atmet sie ein und aus.

Wie schaffe ich das letzte Stück bis zum Orgasmus?

Um die sexuelle Erregung zum Orgasmus zu stigern, braucht es mehr Intensität. So erreichst du den Punkt, wo der Orgasmusreflex ausgelöst wird. Das kann zum Beispiel heissen: Die Berührungen werden kräftiger und schneller. Oder die Muskelspannung steigt, die Muskeln «pumpen» mehr. Oder die Bewegung wird schneller, grösser und stärker. Oder der Atem wird intensiver, die Stimme lauter, die Fantasien intensiver. Wir empfehlen dir, dass du mit dieser Intensivierung spielst und schaust, was du dabei erlebst.

Wie erlebe ich den Orgasmus intensiver?

Damit du den Orgasmus intensiver erlebst, ist es von Vorteil, wenn sich die sexuelle Erregung auch durch den Körper ausbreiten kann. Dazu kannst du zwischendurch immer mal wieder zum Beispiel mit dem Becken kreisen. Oder du machst mit dem Becken die Form einer 8. Stell dir auch vor, du wärest eine Pflanze im Wasser – und lass dich vom Wasser bewegen. Mit den fliessenden Bewegungen fliesst die Erregung durch den ganzen Körper. Sie fliesst besonders gut, wenn du dabei auch tief mit dem Bauch atmest.

Offener Mund und Stimme

Öffne während der sexuellen Erregung mal deinen Mund. Am besten ist es, wenn dein Mund mindestens einen Finger breit offen ist. Der Mund hat eine Verbindung zum Beckenboden. Wenn der Mund locker offen ist, ist auch der Beckenboden lockerer. Gut ist auch, wenn du einen Ton beim Ausatmen machst, zum Beispiel ein «Aaah», oder ein «Mmmmm». Was spürst du, wenn du das machst? Merkst du, dass durch die Stimme in deinem Körper Bewegung und Vibration ausgelöst wird? Das kannst du auch für deine sexuelle Erregung und Lust brauchen.

Wie kann ich Loslassen lernen?

Beim Orgasmus entlädst du körperliche sexuelle Erregung zusammen mit einem Entladen auf der Gefühlsebene. Auf körperlicher Ebene wird der Orgasmusreflex ausgelöst. Du erlebst ihn umso intensiver, je besser du auch «oben» loslässt. Damit meinen wir in Brust, Schultern, Hals, Nacken, Kopf. Loslassen will gelernt sein. Und du lernst gut, wenn du so tust als ob. Rein durch die Bewegungen und die Töne, die du machst, kannst du kaum anders als loszulassen. Kennst du den Film «Harry und Sally»? Vielleicht möchtest du dir den Film ansehen. Da gibt es eine Szene, wo Sally im Restaurant einen Orgasmus vorspielt. So einen Orgasmus kannst du für dich allein auch spielen – so oft wie möglich, dann kommt dir das mit der Zeit nicht mehr komisch vor.

Wie lange dauert das?

Wichtig ist: Orgasmen fallen nicht vom Himmel, und dein Gehirn braucht viele Wiederholungen, damit es etwas neues lernt. So funktioniert das sexuelle Lernen. Das heisst: Geduld ist angesagt. Wir empfehlen, dass du ausprobierst und dir Zeit nimmst, das oft zu wiederholen. Vielleicht 3-mal die Woche eine halbe Stunde. Oder 5-mal 5 Minuten. Weitere Tipps zum Üben findest du in diesem Text.

Wieso sollte ich allein üben?

Wir empfehlen, dass du allein übst, wenn dein*e Partner*in nicht dabei bist. Wenn du allein bist, kannst du dich nämlich ganz ungestört auf dich konzentrieren. Erlaube dir ruhig, zu übertreiben, während du dich für dich allein sexuell erregst. Du kannst alles übertreiben – alle Bewegungen, das Atmen, die Töne. Du bist allein. Und niemand sieht und hört dich. Falls deine Wände dünn sind und dich das stört, lass dabei einfach Musik laufen. Wenn du übertreibst, lernt dein Körper besser. Und du baust allfällige Hemmungen ab. Das ist vor allem wichtig, wenn du auch mit einem*einer Partner*in einen Orgasmus haben möchtest.

Wie kann ich lernen, mich zu zeigen?

Wenn du dich selbst bei der Selbstbefriedigung anschauen kannst, zeigst du dich auch lieber jemand Anderen beim Sex. Und du bist gelöster, wenn er oder sie dich sieht, während du sexuell erregt bist oder einen Orgasmus hast. Wir haben Eine Übung hierzu: Errege dich vor dem Spiegel. Und beobachte dabei, wie du sexuelle Lust erlebst. Du kannst das ruhig auch etwas spielend übertreiben. Wenn du das komisch findest, könntest du zuerst zur «Abdämpfung» ein rotes Tuch über die Lampe hängen.

Warum sollte ich über den Orgasmus Bescheid wissen?

Möglicherweise hast du in diesem Text zum ersten Mal davon gelesen, dass ein Orgasmus lernbar ist und was es dazu braucht. Fehlende Informationen können zu Problemen führen. Wichtig ist, dass du weisst: Du hast ein Recht auf richtige aktuelle Information zu Sexualität.