Frage Nr. 35385 von 05.07.2022
Ein ehemaliger Mitpatient schreibt mir dass er nachts, als ich schlief meine Brüste angefasst hat. Das er meine Brüste gesehen hat und mir in die Vagina reingefasst hat, die Finger abgeleckt hat und wieder in die Vagina reingemacht hat. Dann sich einen runtergeholt hat und anschließend sein Supermarkt auf meinen Brüsten und meinem Mund verteilt hat. Auf einmal löscht er die Nachrichten im Chatverlauf, indem er sie zurückruft.
So, wie kann ich ihn Anzeigen? Wo melde ich mich?
Unsere Antwort
Du kannst wegen der sexuellen Übergriffe bei der Polizei Anzeige machen. Raten würden wir dir, dies gut vorbereitet zu tun. Dafür wendest du dich in der Schweiz am besten an eine Opferhilfe-Beratung. In Deutschland hilft dir das Hilfetelefon weiter. Mehr Infos für die Schweiz findest du in unserem Kapitel «Sexualstraftaten und ihre Anzeige». Fraglich ist, ob du die Übergriffe nachträglich der Klinik mitteilst. Dort sind die Taten ja geschehen. Kliniken sind schliesslich verpflichtet, den Schutz von Patientinnen und Personal zu sicherzustellen.
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Frage Nr. 35380 von 04.07.2022
Ein Mitbewohner aus Bangladesch im Studentenwohnheim sagte zu mir, als ich mit ihm rumgemacht hatte, aber kein Sex (GV) wollte:"I will rape you"
Unsere Antwort
Der Mitbewohner hat dich bedroht. Jetzt ist die Frage, ob du dies der Leitung des Studentenwohnheims mitteilst. Sie wird die Sicherheit der Bewohner gewährleisten wollen. Wahrscheinlich ist sie sowieso dazu verpflichtet und hat für solche Situationen einen Plan. Wir würden dir auch zu einer Beratung bei einer Opferhilfestelle raten. Hier könntest du zusammen mit einer Beraterin überlegen, ob du eine Strafanzeige wegen Bedrohung bei der Polizei machst. Die Beraterin kann dir auch erklären, was dich bei einer Strafanzeige erwartet. Sie kann ebenso mit dir gemeinsam die Kontaktaufnahme zur Wohnheim-Leitung planen. Ausserdem könnt ihr zusammen abschätzen, wie gross die Gefahr ist, in der du dich befindest. Wird der Mann seine Drohung wahrmachen oder dir in anderer Weise Schaden zufügen? Gut wäre, wenn du Kolleg:innen oder Freund:innen über die Drohung informierst. Richte dann auf dem Handy einen Notruf ein, der die vertraute Kollegin informiert. Ein Notruf, der direkt an die Polizei geht, ist sicher auch sinnvoll.
Am besten nimmst du die Drohung ernst. Wenn du sie als Geheimnis behandelst, schützt du nur den Drohenden. Wichtig ist aber auch, dass die Angst sich nicht total in dir ausbreitet. Darauf kannst du selbst aufpassen. Wenn du beim Umgang mit der Angst Hilfe brauchst, kann eine Opferhilfeberaterin, aber auch eine psychologische Beraterin dich dabei unterstützen.
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Frage Nr. 35379 von 04.07.2022
Wie komme ich am besten aus einer toxischen Beziehung raus, wenn z.B. der Partner immer damit droht, sich selbst umzubringen, wenn man Schluss macht, aber er‘s letzten Endes doch nicht tut, aber man selbst immer Paranoia hat?
Es tut mir leid, falls ich die Frage kompliziert formuliert habe, aber ein Ratschlag wäre echt hilfreich für mich.
Dankeschön!
Unsere Antwort
Dein Partner manipuliert dich auf brutale Weise. Er übt psychische Gewalt auf dich aus. Ich empfehle dir Unterstützung dabei, dass du dich nicht mehr von ihm manipulieren lässt, denn dafür braucht es viel Kraft. Ich schlage dir eine Beratung bei einer Beratungsstelle für Gewalt in Beziehungen vor. Die Beraterinnen der Beratungsstelle BIF bieten zum Beispiel eine gute Online-Beratung an. Du kannst dich einfach per Email an sie wenden, das kostet nichts. Mehr über diese Beratung findest du in diesem Text.
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Frage Nr. 35378 von 04.07.2022
Hallo, ich bin W, 17
Letztes Jahr hat ein Junge den ich nicht gut kannte mich gezwungen ihn zu küssen (oder er hätte mich nicht nachhause gehen lassen) dieses Jahr hatte ich eine 8 Monaten lange Beziehung mit einem anderen Junge und am Anfang war es schön doch nach dem ich mein erstes Mal mit ihm hatte, wollte er nur noch Sex und so. Wenn ich etwas romantisches wollte statt jedes mal sex juckte es ihn nicht so. Ich habe dann schluss gemacht doch hatten danach noch einen hook up weil ich hatte den Sex ja eigentlich schon gerne, es war mir einfach zu viel und der Rest fehlte mir sehr. Das ist jetzt schon einige Monate her doch ich habe ihn (meinen Ex) vor 2 Wochen an einem Fest gesehen. Wir sprachen und er küsste mich. Dann hat er gesagt: “Ich habe mich schon immer gefragt wann ich dich zum nächsten Mal ficken werde”. Das fand ich soooooo grässlich und ich habe ihm auch gesagt ich will nichts mehr von ihm und ich vermisse ihn nicht.
Ich fühle mich so als ob mich niemand wirklich kennen lernen möchte und mich Männer nur als Stück Fleisch sehen. Ich spreche jetzt mit einem neuen Junge und wir haben und auch schon geküsst, ich habe aber Angst dass es wieder nur um Sex gehen wird und er sich eigentlich nicht wirklich für mich interessiert. Er hat zwar nicht gezeigt, dass es so ist ich habe einfach Angst und denke Jungs sehen sowieso nur Frauen als Objekte. Wie kann ich von dieser Angst wegkommen?
Unsere Antwort
Es gibt einen guten Aspekt an der ganzen Sache. Bei deinen sexuellen Erfahrungen hast du gemerkt, dass du "den Sex ja eigentlich schon gerne" hattest. Du möchtest aber nicht NUR Sex. Und dir gefällt gar nicht, wenn die jungen Männer sich nur für deine sexuellen Fähigkeiten interessieren. Ausserdem hat sich der erste Junge mit seiner herabwürdigenden Bemerkung unmöglich gemacht. Sehr verständlich, dass du das grässlich fandest. Gut, dass du ihm das auch sagen konntest.
Jetzt solltest du aufpassen, dass du dich nicht entmutigst. Es gibt Männer, die wenig Mitgefühl haben: Es gibt auch welche, die unbedingt Sex wollen. Und auch solche, die entwertend über Sex und über die Frauen, mit denen sie Sex haben wollen, denken und reden. Du hast solch einen Mann bereits kennen gelernt. Ab jetzt solltest du die Männer prüfen, mit denen du Kontakt hast. Zieh dich nicht enttäuscht zurück. Dann entgehen dir auch die guten Erfahrungen. Lies doch mal in Ruhe unsere Kapitel «Beziehungen eingehen» und «Tipps für Dating und Verführung». In den Texten findest du etliche Links.
Wichtig ist: Bleibe unbedingt bei deinen Werten. Lerne auch, diese auszusprechen. Zeige, wie du angesprochen werden willst. Du hast schon die Erfahrung gemacht, dass du gern Sex machst. Hüte diese sexuelle Fähigkeit. Auch das kannst du aussprechen: "Ich mache gern Sex. Ich habe aber nicht unentwegt Lust auf Sex.". Frage dich bei den möglichen Sexualpartnern, was der Mann ausser Sex noch zu bieten hat. Besprich mit ihm, was du gern mit ihm erleben möchtest. Und frage ihn auch, wie er sich eine Beziehung denkt. Je mehr du dich um deine Selbstsicherheit kümmerst, desto besser wirst du prüfen können, ob sich ein Mann für eine Beziehung mit dir eignet.
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Frage Nr. 35365 von 02.07.2022
Hallo,
Meine Tochter hat eine Spirale und war beim Regelbesuch. Dort wurde sie vom Arzt an der Klitoris stimuliert. Bin leider kein Arzt und und keine Frau und kenne mich da wenig aus.
Meine Frage ist:
Ist das in manchen Situationen normal bzw. notwendig?
Meine Tochter ist am Boden und ich helfe seelisch wo ich kann. Ich will verstehen ob ich hier eine Belästigung passiert ist oder nicht!
Danke für eure Hilfe…
Unsere Antwort
Nein, es gibt keine Situation, in der ein Gynäkologe die Klitoris stimulieren muss. Solche Stimulationen sind medizinisch nicht notwendig. Die Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe regelt die verschiedenen Behandlungen in Guidelines. Die «Richtlinien bei sexuellen Übergriffen in der Arztpraxis» beschreiben, was Ärzt*innen bei der Untersuchung beachten müssen. In Deutschland und Österreich gelten weitgehend die gleichen Regeln.
In der Schweiz gibt es bereits Urteile, die solche Übergriffe als Schändung klassifizieren, weil 1. zwischen Patientin und Arzt/Ärztin ein besonderes Vertrauensverhältnis besteht (Bundesgerichtsurteil BGE 5.10.2005 s. Erwägungen 1.2.1) und 2. die Frau auf dem Untersuchungsstuhl widerstandsunfähig ist (s.BGE 103IV 165).
Du kannst deiner Tochter bestätigen: Der Arzt hat sich falsch verhalten. Ihr Befinden ist auch leicht zu verstehen. Wenn Vertrauen missbraucht wird, fühlen sich die meisten Menschen sehr verletzt. Überraschende sexuelle Handlungen erschrecken und ängstigen. Die physische Unbeweglichkeit auf dem Untersuchungsstuhl verstärkt das Gefühl der Hilflosigkeit und Ohnmacht.
In der Schweiz, Deutschland und Österreich sind die Fachgesellschaften oder Ärztekammern für die Beurteilung von Verstössen gegen die ärztlichen Berufspflichten zuständig. Bevor deine Tochter eine Beschwerde einreicht, sollte sie sich an eine unabhängige Patientinnen-Stelle wenden. Hier Links zu Stellen in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich.
Deine Tochter könnte aber auch gegen den Arzt eine Strafanzeige machen. Um nicht wieder in die gleiche Ohnmachtssituation zu geraten, sollte sie sich vorher an eine spezialisierte Opferhilfestelle wenden. Sie wird dann über den Verlauf von Strafverfahren informiert und erhält auch psychische Unterstützung.
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Frage Nr. 35320 von 27.06.2022
Hallo!
Ich habe eine Frage die vllt net ganz in eurem Kontext ist aber ich hoffe ihr beantwortet sie trotzdem. Ich bin männlich und 15 Jahre alt. Wohnhaftin DE. Können meine Eltern mich dazu zwingen in z.B. einem Jugendwerk zu helfen oder mich in eine Freizeit -Aktivität zwingen wo ich gar nicht hinmöchte?
Danke für eure Arbeit und LG
Unsere Antwort
In der Schweiz haben deine Eltern Bestimmungsrecht über deine Freizeitaktivitäten bis du 18 Jahre alt bist. In Deutschland ist das wohl genauso. Natürlich müssen alle Aktivitäten die Vorschriften zu Kinderarbeit einhalten. Was da erlaubt und verboten ist, findest du auf dieser Website.
Weisst du, wie deine Eltern auf diese Idee kommen? Wir wissen nämlich, dass Jugendliche nachhaltigere Lebenserfahrung sammeln, wenn sie sich für ihre Freizeitaktivitäten interessieren können. Wenn sie voller Ablehnung irgendwo abgestellt werden, lernen sie vor allem lustlos zu sein. Meist gibt das Ärger.
Haben deine Eltern einen besonderen Grund für ihre Wahl? Oder gibt es eine Vorgeschichte? Wir raten dir, deine Eltern nach dem Grund zu fragen. Sie sollten dir auch erklären können, was du in dem Jugendwerk lernen kannst. Möglicherweise fällt dir dann eine Aktivität, bei der du genauso interessante Erfahrungen machen kannst. Und vielleicht können deine Eltern ihre Idee so gut begründen, dass auch dein Interesse geweckt ist.
Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass Jugendliche mit 15 Jahren ihre Freizeitaktivitäten selbst wählen können. Allerdings müssen Eltern darüber Bescheid wissen und ihre Zustimmung geben. Ohne das geht es nicht.
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Frage Nr. 35265 von 21.06.2022
Hallo liebes Lilliteam
Ich (W,16) war letztens mit einem Kollegen (M, 15) abends mit dem öffentlichem Verkehr unterwegs. Als wir einstiegen fragte gerade ein Junge meinen Kollegen ob ich seine Freundin bin. Er antwortete wahrheitsgemäss, Nein. Der Junge quatschte mich darauf sofort an und meinte sein Kollege (der aber die ganze Fahrt durch keinen Mucks von sich gegeben hat und nicht interessiert aussah) wolle mein Snapchat. Ich sagte Nein Danke. Doch er hörte nicht auf und fragte weiter wieso. Ich sagte halt ich benutzte es nicht und darauf hin fragte er ob ich ihm mein Insta gebe. Doch auch da sagte ich Nein. Also fragte er ob er meine Nummer darf. Auch da sagte ich Nein ist schon ok. Er fragte mich wie alt ich war und mein Kollege antwortete für mich, dass ich 14 sei. Er sagte darauf hin er sei es auch. Doch mein Freund fand, dass er mindestens wie 16 wenn nicht 17 aussah. Daraufhin wollte er von uns noch wissen ob wir Fussball als Sport betreiben und wo wir hin wollen. Doch ich antwortete nur nachhause. Ich wollte so uninteressant wie möglich wirken. Er verloren bald dann auch das Interesse und murmelte etwas von ich hätte dich eh nicht gewollt oder du bist sowieso nicht mein Typ.
Wie muss man sich in so einer Situation Verhalten? Darf ich laut werden und Nein "rufen". (Ich habe das Gefühl sie könnten dann aggressiv werden und naja was auch immer mit mir/uns machen)
Danke für die Antwort <3
Unsere Antwort
Du hast das sehr gut gemacht. Du hast regelmässig NEIN gesagt und warst dabei sehr standhaft. Schliesslich haben die jungen Männer das Interesse verloren. Ihre Gefühle hatten sie nicht so gut unter Kontrolle. Nicht nur, dass sie dich persönlich und sexuell belästigen. Sie mussten dich zum Schluss auch noch beleidigen. Lass dich dadurch nicht verletzen.
Du hast jetzt noch die Idee, laut NEIN zu rufen. Das macht sicher Sinn, wenn du auf dich aufmerksam machen musst, weil du Hilfe brauchst. Sonst kann es tatsächlich aggressiv wirken. Bei Leuten, die ihre Gefühle nicht gut kontrollieren können, kann das zu Wutausbrüchen führen. Dann hätte dich das Lautsein in Gefahr gebracht.
Deine ruhige Standhaftigkeit hat sehr geholfen. Das solltest du beibehalten. Vielleicht geht es auch kürzer mit einer Antwort. Beispiele: „Ich kenne dich nicht und gebe dir keine Daten von mir.“ oder „Du bedrängst mich. Das ist mir unangenehm oder macht mir Angst“ oder „Ich bin mit meinem Kollegen unterwegs. Bitte stör uns nicht.“ oder „Bitte lass mich in Ruhe.“ oder „Ich möchte wirklich nicht mit dir/euch reden.“ Danach solltest du dann versuchen, auf weitere Fragen nicht mehr zu reagieren.
Zentral ist deine Selbstsicherheit. Wenn du selbst nicht vergisst, dass du mit den Jungen wirklich nichts zu tun haben willst, ist dein NEIN am wirkungsvollsten.
Allerdings kann deine Selbstsicherheit nicht alles. Wenn du in Gefahr bist, brauchst du Hilfe. In deiner Situation war ein Freund bei dir. Es wird immer wieder Menschen geben, die aggressiv sind und dich verletzen wollen. Zögere in solchen Fällen nicht, um Hilfe zu rufen. Wir verlinken dich mit einem Beispiel zu sexueller Belästigung aus Zürich. Dort gibt es eine Stelle, an die man sich auch bei „leichten“ Belästigungen wenden kann. Vielleicht gibt es etwas Ähnliches in der Nähe deines Wohnortes.
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Frage Nr. 35264 von 20.06.2022
Hallo,
ich bin w24 und seit 2 Monaten in einer Beziehung. Ich habe leider als Kind bzw. Jugendliche Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch gemacht und war auch bereits in Therapie. Heute würde ich sagen dass ich mit dem Thema eigentlich ganz gut zurechtkomme, in dem Sinne dass es mich im Alltag nicht mehr einschränkt oder mich sonderlich beschäftigt.
Für mich war es dennoch wichtig, dass mein Freund davon weiß, da es einfach ein Teil meiner Vergangenheit ist. Deshalb habe ich ihm davon erzählt, jedoch nur sehr allgemein, keine Details was genau passiert ist. Bloß bemerke ich nun, dass es immer mal so kleine Situationen gibt in denen ich mir denke "wenn er das jetzt wüsste, hätte er das nicht gesagt/gemacht". Einmal habe ich ihn auch darauf hingewiesen, weil er etwas sexuell sehr Explizites thematisiert hat, dass bei mir sehr negative Erinnerungen hervorruft. Er scheint generell offen dafür zu sein, mehr Details zu erfahren, aber ich weiß nicht ob ich mehr darüber erzählen soll. Was wenn er sich dann nicht mehr traut irgendwas zu sagen, aus Angst dass es bei mir was triggern könnte, das will ich auf keinen Fall. Wir sind ja nun auch noch nicht soo lange zusammen, vielleicht ist es auch einfach noch zu früh. Ich glaube, irgendwo in mir drin ist auch die Befürchtung, dass er plötzlich denkt, dass das was mir passiert ist ja gar nicht so schlimm war, wenn er die Details kennt. Aber in meinem subjektiven Erleben als Kind war es eben extrem schlimm, auch wenn keine brutale Gewalt oder sonstiges stattgefunden hat. Ich habe mich damals sehr hilflos und überfordert gefühlt und hatte stark mit mir selbst zu kämpfen, aber aus heutiger Sicht kann ich das natürlich alles besser überblicken. Ich bin mir einfach unsicher wie viel ich erzählen soll. Könnt ihr mir weiterhelfen?
Unsere Antwort
Du beobachtest gut und ziehst die richtigen Schlüsse. So weisst du auch, dass du mit allem, was du deinem Partner erzählst, etwas auslöst. Darum ist es gut, wenn du dir überlegst, wie genau du deinem Partner von den sexuellen Übergriffen erzählst. Du wirst allerdings nicht kontrollieren können, was du auslöst. Schliesslich hat dein Partner eigene Erfahrungen gemacht. Er hat eigene Werte und Haltungen. Darum wird er nicht all das vermeiden, was du für ein Leben ohne Trigger brauchst. Er wird möglicherweise mal etwas nicht so wichtig finden. Dein Job ist es dann, dich nicht angegriffen zu fühlen. Für dein subjektives Erleben kann trotzdem etwas extrem schlimm bleiben, auch wenn andere (er) das nicht nachfühlen können. Selbst wenn dein Freund dir gut zuhört und von ganzem Herzen wünscht, jede Verletzung zu vermeiden. Es wird ihm nicht gelingen. Du kommst inzwischen mit dem Thema ganz gut zurecht. Erwarte also von deinem Freund nicht ein super genaues und fehlerfreies Einfühlungsvermögen. Das könnte zur Belastung in eurer Beziehung werden. Zusammen mit deinen sexuellen Übergriffen hast du Gefühle wie Hilflosigkeit und Überforderung erlebt. Ähnliches kann auch derjenige erleben, dem solche Geschichten erzählt werden. Er könnte ganz verkrampft werden, mit dem Wunsch alles richtig zu machen.
Nimm als Richtlinie für dein Erzählen dein eigenes Bedürfnis. Wenn du möchtest, dass er bestimmte Erlebnisse von dir genauer kennenlernt, erzähl ihm davon. Wenn du aber merkst, dass du auf eine sehr einfühlsame Reaktion angewiesen bist und nicht weisst, ob er die bringt, sag es ihm nicht. Oder liefere ihm deine Lösung gleich mit. Dein Partner sollte ein mittelgutes Einfühlungsvermögen haben. Dann kannst du den Rest übernehmen.
Es gibt allerdings auch Partner, die Schwächen ausnutzen. Sie reagieren verletzend und beschuldigen das Opfer. Sie reagieren bevormundend und sagen vielleicht: „Bei deiner Vorgeschichte kannst du nicht.., darfst du nicht.., willst du nicht.., tut es dir nicht gut.., etc.“
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Frage Nr. 35227 von 15.06.2022
Ich habe eine Frage bezüglich Gewalt und toxischer Beziehung. Ich frage weil ich mich machtlos fühle und nicht weiter weiß.
(...)
Ich habe mich in der Beziehung als von Gewalt betroffen gefühlt. Meine Grenzen wurden auch sexuell selten respektiert. Es gab emotionale und körperliche Gewalt. Manchmal musste ich mich auf der Toilette einschließen oder weglaufen.
(...)
Meine Frage ist einfach: Ich kann nicht mehr. Was kann ich tun? Wo bekomme ich Hilfe?
(Bitte den detailierten Hintergrund gerne kürzen/ anonymisieren)
Unsere Antwort
Ich habe deine Frage sehr stark gekürzt, um deine Anonymität zu wahren. Es ist klar: Du brauchst dringend Unterstützung, da du emotional und mental noch so sehr verstrickt bist mit deiner ehemaligen Beziehungsperson, und da sie dich nicht in Ruhe lässt und weiter manipulieren und quälen kann. Bitte suche in deinem Umfeld nach einer offiziellen Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt für Männer. Ich kann dir da keine genaueren Angaben geben, weil ich nicht weiss, wo du wohnst.
Also: Hol dir Hilfe! Sowas Schlimmes bewältigt man nicht allein. Zum einen finde ich, brauchst du konkrete Unterstützung für den Umgang mit deiner ehemaligen Beziehungsperson, zum anderen brauchst du Unterstützung bei der Verarbeitung von dem, was passiert ist. Hier kann je nachdem auch eine Psychotherapie sinnvoll sein. Besprich das am besten mit der Beratungsstelle.
Ich möchte dir auch ein Buch empfehlen, das dir helfen kann, die Mechanismen der Gewalt und Manipulation besser zu durchschauen und dich von deiner ehemaligen Bezugsperson besser zu emanzipieren. Es ist von David Schnarch und heisst Brain Talk.
Ich wünsche dir alles Gute! Falls du weitere konkrete Fragen hast, schreib uns wieder. Gib dann bitte die Nummer dieser Frage an.
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Frage Nr. 35174 von 09.06.2022
Sind schizophrene Menschen gefährlicher als die Normalbevölkerung?
Unsere Antwort
Nein. Die allermeisten Menschen, die an Schizophrenie leiden, sind nicht gewalttätig oder gefährlich. Im Gegenteil: Es ist viel wahrscheinlicher, dass Menschen mit Schizophrenie Opfer von Gewalttaten werden, als dass sie selbst welche begehen. Schizophrenie ist eine ernste psychische Erkrankung, die aber mittlerweile gut behandelt werden kann. Der Großteil der Verbrechen und Gewalttaten wird von Menschen begangen, die keine psychische Erkrankung haben.
Diese Antwort gilt auch für Frage 35173.
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Frage Nr. 35172 von 09.06.2022
Ich bin auf den Begriff Femizid gestoßen. Davon sind jeden zweiten Tag Frauen betroffen.
Ich frage mich, wie ich Femizide vorbeugen kann und wie erkenne ich einen potentiellen Täter? Ich habe gehört, die Täter haben meist eine Narzistische Persönlichkeitsstörung. Stimmt das und wie erkenne ich das? Gibt es eine Früherkennung von solchen Taten?
Unsere Antwort
Tatsächlich wird in Deutschland jeden 2. bis 3. Tag eine Frau im Rahmen von nahen Beziehungen getötet. In der Schweiz sind es durchschnittlich 2 Frauen pro Monat. Menschen, die ihre intimen Partner*innen töten, sind vom Umfeld im Voraus nicht erkennbar. Sonst würden Femizide verhindert. Wir raten dringend davon ab, bei Partner*innen nach einer psychiatrischen Diagnose zu suchen. Menschen, die in Partnerschaften Gewalt anwenden, haben vielleicht narzisstische Persönlichkeitsakzentuierungen. Die Umkehrung, dass Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsakzentuierung potenzielle Mörder sind, ist aber mit Sicherheit falsch und gefährlich.
Die beste Früherkennung können die potenziellen Täter*innen selbst machen. Potenzielle Täter*innen können ihre Aggressivität einschätzen. Sie wissen, was sie denken, fühlen und planen. Wenn Menschen merken, dass sie ihr Verhalten nicht kontrollieren können und/oder Gewalthandlungen planen, sollten sie wissen, an wen sie sich wenden können, bevor sie Gewalt anwenden. Schweden betreibt zum Beispiel eine Hotline für gewalttätige Partner*innen. In der Schweiz gibt es Konflikt.Gewalt, die mehrere Beratungsstellen in verschiedenen Kantonen betreiben. Solche und ähnliche Beratungsstellen gibt es in ganz Europa.
Bereits 2008 hat Humanrights.ch geschrieben, dass Beratungsstellen für Täter*innen eine zentrale Rolle in der Prävention von Gewalt in der Partnerschaft spielen. Auch in Deutschland leistet eine Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit. Für die Risikoeinschätzungen und Beratungsarbeit braucht es Fachleute mit spezialisierter Ausbildung.
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Frage Nr. 35162 von 09.06.2022
Zu 35042:
Hallo Lilli-Team,
ganz wie ihr schreibt, war ich auf diesen Angriff nicht gefasst. Da ich bereits als Kind von meinem Vater öfters mal geschüttelt wurde, wenn ich etwas nicht verstanden habe, hat mein Gehirn in dem Moment nicht einen Angriff wahrgenommen, sondern eine Bestrafung. Ich dachte, ich habe was falsch gemacht, ich werde bestraft. Vereinfacht gesagt. Die Folge war, dass ich Angst hatte, noch etwas falsch zu machen. Also habe ich mich passiv verhalten. Daher klingt das Verhalten für Außenstehende nicht logisch, wenn man den Hintergrund nicht kennt. Dieses Verhalten wurde vor allem auch dadurch verstärkt, dass ich wegen irgendwelcher Fehler meine damalige Ausbildung verlor und als Autistin diagnostiziert wurde. Ich sollte in eine Behindertenwerkstatt und wurde als dumm hingestellt. Heute nach fast 10 Jahren kam raus, dass ich ganz normal bin. Die Diagnose kann mittels genetischem Nachweis nicht stimmen.
Auch das hat dazu geführt, dass ich bei jeglichen Fehlern erstmal erstarre und die Lage checke.
Meinen Job als Prostituierte habe ich aufgegeben. Grund war, dass die Kunden in Deutschland seit dem Corona Lockdown letzten Jahres (Die Bordelle mussten schließen. Die Frauen arbeiteten illegal.) sich jegliche Rechte durch den Schwarzmarkt nehmen. Vor allem eine Arbeit ohne Kondom ist mittlerweile Standard, aber verboten und riskant. Aber auch so kann ich die Forderungen nicht erfüllen, da ich nicht nachts um Uhres ohne Auto durch die Gegend stolpern kann.
Anreiz für den Job war, dass ich keine Alternativen hatte. Aber mittlerweile regen mich diese Männer so sehr auf, dass ich lieber ohne Einkommen bin. Ich kann das einfach nicht mehr.
Ab Juli 2022 bin ich erstmal auch wirklich komplett ohne Einkommen. Mir wurde mein Minijob gekündigt, der mich noch teils etwas auffing. Bisher wurden meine Sozialhilfen in Deutschland trotz Widerspruch noch nicht bewilligt und jetzt bin ich auch noch gekündgt. Es hilft nur noch der Gang zum Gericht mit Eilantrag.
In der Psychiatrie hat man mir leider nicht geholfen. Man ist nicht zuständig, da es kein Krankheitsbild gibt, dass man dort behandlen könnte.
Ich wurde wiedermal vor die Tür gesetzt.
Bei anderen Ärzten ist es ähnlich. Überfüllte Praxis, keine Annahme von Neupatienten.
Jetzt fängt mein Cousin über mir auch noch an wieder so am Rad zu drehen. Vor zwei Tagen hat er sich so besoffen oder Drogen genommen, dass er erst stundenlang immer tranceartig dieselben Schmerzschreie von sich gegeben hat und dabei wohl noch gegen die Wand geschlagen hat. Polizei rufen nützt leider nichts. Es ist seine Wohnung und solange keine akute Gefahr besteht, kann die Polizei da auch nichts machen und tut es auch nicht.
Nach einigen Stunden und ein bisschen Schlaf, den ich haben konnte mitten in der Nacht, ging es morgens dann weiter mit dem Theater. Seine Freundin redete auf ihn ein und er schrie die ganze Zeit nur noch belanglos immer lauter "Jaaaa". Ich habe nur darauf gewartet, dass es wieder knallt. Da er ein Mann ist, darf er das. So ist mein Umfeld und so geht es hier Tag und Nacht.
Wenn ich es nicht mehr aushalte, setze ich mir Kopfhörer auf, dann höre ich nichts mehr. Das anrufen der Polizei ist mir nicht erlaubt und führt nur zu Zoff.
Bezüglich des Typen glaube ich mittlerweile, selbst eine Schuld mitgetragen zu haben, wie das Gericht schrieb. Ich hätte reagieren können und ich hätte flüchten können, da ich ihn kurz ins Bad geschickt habe.
Aber genau wegen der Situation mit meinem Cousin damals und der Polizei, die sich beschwerrte, ich hätte sinnlos angerufen, habe ich nichts getan. Ich hatte subsumiert, ich habe etwas falsch gemacht, ich habe erst einen Fehler begangen, jetzt mach ich nicht nochmal den gleichen Fehler.
Mein Gedanke war: Ein Tod durch Ermordung ist immernoch ehrenvoller als ein Tod als arme Irre auf der Straße oder ganz alleine und vergessen.
Ich war bereit zu sterben. Und ich bin es immernoch.
Ich wüsste nicht, wie mir eine Opferberatungsstelle helfen kann.
Juristisch ist der Fall abgeschlossen, weil ich schuld war.
Schutz ist nicht notwendig. Der Täter hat kein Interesse an mir.
Die Schuld bleibt bei mir und ich muss dafür sorgen, dass sowas nicht nochmal vorkommt, weil ich bin die Frau.
Sollte es dennoch mal vorkommen, so muss ich den Täter direkt angreifen und notfalls töten, weil ich darf keine Polizei rufen, geschweige denn, ich könnte so schnell wählen und Hilfe anfordern, wenn ich alleine bin.
Unsere Antwort
Wir möchten dich weiter ermuntern, dich an eine Opferhilfestelle zu wenden. Möglicherweise können sie dich bei der Suche nach einer Psychotherapeutin unterstützen. Möglicherweise können sie dir auch Stellen vermitteln, die Auswege aus deiner jetzigen schwierigen Situation kennen.
Wir wollten dich mit unserer letzten Antwort (35042) zum Handeln ermuntern. In deiner heutigen Frage beschreibst du nun, dass du in der Kindheit das Erstarren gelernt hast. Dann ist es verständlich, dass dein Körper bei späteren Angriffen immer wieder erstarrt, ohne dass du das willst. Und du wirst immer wieder denken, du würdest bestraft. Gewalt als Gewalt interpretieren und sich dann wehren, ist dann nicht möglich. Die alten Reaktionen sind einfach schneller. In einer Psychotherapie könntest du lernen, mit solchen Körperreaktionen fertig zu werden und dich um dein Selbstwertgefühl kümmern. Du wurdest wohl oft schlecht behandelt und bist jetzt in einer schwierigen Situation. Da ist es auch logisch, dass dein Selbstwertgefühl nicht sehr stabil ist. Es braucht also deine Zuwendung und Unterstützung. Das gelingt am besten, wenn du professionelle Hilfe suchst und dann auch annimmst. In deinen bisherigen Fragen hattest du immer einen «guten» Grund, warum eine Beratung oder Therapie nicht mehr passt. Auch wenn das Urteil bereits gesprochen ist und du keine Sexarbeit mehr machst, könnte dir ein bisschen Unterstützung nicht schaden, finden wir.
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Frage Nr. 35148 von 07.06.2022
Liebes lilli Team,
Leider bin ich sehr unglücklich mit meiner Beziehung. Wir streiten sehr häufig sehr heftig. Oft eskaliert so ein Streit. Die Kinder haben da schon zu viel mitbekommen. Ich habe keine Ahnung was ich tun soll. Wann immer ich Mut schöpfe und denke wir haben unsere Beziehungsprobleme wieder im Griff, streiten wir wieder. Wie schlimm muss es sein, damit eine Aufnahme zb in ein Frauenhaus möglich wäre? Ich frage, weil ich nicht weiß ob so etwas in meiner Situation überhaupt in Frage käme.
Ich sehe manchmal keine andere Lösung, als dass wir uns räumlich trennen um schlimmeres zu verhindern. Ich kann mit den Kindern [...]. Ich habe keine Familie oder Freunde bei denen ich unterkommen könnte. Den Kindern tut er nichts, würde er auch nicht. Das ist nicht das Problem, sondern eher wir als Paar.
Ich bin so gestresst, dass ich hier gar nicht mehr denken kann was ich will oder eine Perspektive entwickeln. Ich müsste in eine Art Schutzort um nachzudenken über die Situation und um die nächsten Schritte planen zu können. Ich bräuchte auch ein bisschen Unterstützung dabei. Ich kann mich sehr gut um meine Kinder kümmern, ich bin gesund, nehme keine Drogen, keine Suzidgedanken oder Depressionen.
Ich kann die Kinder auch nicht zu Hause lassen und alleine gehen. Zum einen weil die Betreuung nicht gesichert wäre, zum anderen will ich sie bei mir haben. Ich will sie dem Vater nicht wegnehmen aber bis wir/ ich eine Lösung gefunden haben sehe ich nicht so viel andere Optionen.
Er kann auch nicht aus unserer Wohnung raus bzw sieht er nicht den Bedarf und für mein Verständnis ist schon zu viel vorgefallen ich will verhindern dass es noch schlimmer wird.
Da ich momentan in Elternzeit bin und erst im nächsten Jahr wieder Einkommen beziehe kann ich auch nicht einfach ausziehen.
Aber ich halte es nicht mehr so gut aus zu Hause.
Ich wüsste gar nicht was ich sagen soll, weshalb ich hier weg will. Ausser, dass mein Partner mich schon mehrfach ins Gesicht geschlagen hat im Streit. Es tut ihm auch sehr leid was er getan hat. Ich will einfach nur noch weg von dieser Beziehung. Ich sehne mich so sehr nach Frieden. Ich will ihm wie gesagt nicht die Kinder wegnehmen sondern nur meine Ruhe und einen Ort an dem ich sicher bin.
Er hat mir versprochen, dass er mich nie wieder schlägt. Aber ich kann so nicht weitermachen.
Also würde so etwas für eine Aufnahme reichen? Was würde mich erwarten, ich habe Angst und weiß nicht was auf mich zukommt. Muss ich zur Polizei und Anzeige erstatten also ist für die Aufnahme Bedingung dass etwas strafrechtliches, was dokumentiert ist vorgefallen ist? Reicht es aus so auf Verdacht mich hin zu wenden?
Ich weiß nicht so genau was ich tun soll ich weiß nur das ich den Kindern was besseres bieten will. Sie sollen nicht weiter darunter leiden.
Wenn man denn aufgenommen würde, muss ich dann irgendwie zur Polizei? Das will ich nicht. Ich will nur meine Ruhe. Wenn man einmal so einen Prozess angestoßen hat, habe ich dann noch die Kontrolle darüber? Also wenn ich einfach eher als Prävention dahingehe? Kann ich von dort auch einfach wieder gehen, sollte ich keinen Bedarf mehr haben? Natürlich würde ich mir wünschen, dass wir unsere Probleme in den Griff kriegen könnten. Aber bis dahin brauche ich einen Plan B um sicher zu sein. Ich kann gar nicht sagen ob das jetzt "genug" Gewalt ist oder nicht, wenn man nur das Gefühl hat nicht sicher zu sein. Also ich befinde mich aktuell nicht in einer akuten Gefahr.
Ich wüsste jetzt auch nicht wie wir je wieder zusammen kommen könnten wenn man so einen Schritt gewagt hat, aber ich will alles für das Wohl der Kinder tun. Wir sind ihnen so kein gutes Vorbild.
(Ich sehe für mich keine Möglichkeit außer weiter irgendwie aushalten oder zu gehen. Ich kann nur nirgendwo hin. Da wir zu wenig Geld haben können wir auch nicht ausziehen und Freunde oder Familie hätten nicht genügend Wohnraum für mehr als eine Nacht. Ich würde auch nur so lange bleiben bis ich was dauerhaftes gefunden habe. Vorallem meinen Schulkindern will ich eine Odyssee nicht antun. Für den kleinen ist es bestimmt auch schwer seine gewohnte Umgebung zu verlieren. Aber da mein Partner auch nicht zur Deeskalation irgendwo unterkommen will weiß ich keinen anderen Ausweg.)
Was würdet ihr mir empfehlen?
Unsere Antwort
Du beschreibst deine Situation eindrücklich. Viele Frauen sind in einer ähnlichen Situation. Du wirst nicht täglich geschlagen, lebst aber unter bedrohlichem Dauerstress. Dein Mann könnte jederzeit wieder die Kontrolle verlieren und zuschlagen. Deine Kinder haben „schon zu viel mitbekommen“. Auch sie müssen mit der Bedrohung fertig werden und den Stress bewältigen. Dir ist bereits klar, dass du das nicht aushältst. Aber: Du zögerst noch. Verständlicherweise. Du weisst ja nicht, was auf dich zukommt. Du schreibst: „Ich müsste in eine Art Schutzort um nachzudenken“. Das ist ein sehr vernünftiger Gedanke. Wir verlinken dich mal mit dem Frauenhaus in Zürich. Du kannst dir da mal in Ruhe die Aufenthaltsbedingungen durchlesen. Eine Strafanzeige bei der Polizei ist keine Voraussetzung.
Du könntest natürlich auch gleich das Frauenhaus an deinem Wohnort anrufen. Sie werden dir sicher weiterhelfen. Wahrscheinlich werden sie dir eine Beraterin vermitteln, mit der du deine Situation besprechen kannst. Du kannst dann wählen, ob du dich zunächst telefonisch oder online beraten lässt oder lieber an einen geschützten Ort möchtest. Hier sind zwei Links für die Frauenhaus-Suche: Deutschland und Schweiz.
Vergiss nicht: Es ist weder für dich noch für deine Kinder förderlich, wenn du mehr aushältst als du ertragen kannst. Und wenn du dich unsicher fühlst, hast du genug erlebt. Dir reicht es! Das zählt. Übrigens: Gewalt ist bereits VOR dem ersten Schlag falsch. Mit dem ersten Schlag weiss dann auch das Umfeld, dass die Täterschaft gefährlich ist.
Du zeigst mit deinen Überlegungen, dass du umsichtig bist, dass du die Kinder durch deine Aktion nicht belasten willst und dem Vater die Kinder nicht entziehen willst. Das ist alles richtig und wichtig. Du kannst aber scheinbar besser an andere denken als für dich selbst sorgen. Darum raten wir dir spezialisierte professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. So erzielst du für dich und deine Kinder das beste Ergebnis.
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Frage Nr. 35050 von 16.05.2022
Guten Tag ich bin 49,seit bald 23 Jahren verheiratet, hatte eigentlich bisher immer das Gefühl ich sei zufrieden in Beziehing und Sexualität.Habe mehrere sex Übergriffe erlebt,während der Beziehung nicht von meinem Partner.Wir haben auch 2,Kinder 8 und 15 Jahre alt.Nun hat sich mein Mann 55 in den letzten Jahren sehr verändert, so dass ich mich bei ihm teilweise nicvt mehr so sicher und geborgen fühle.Er hat sich letztes Jahr geoutet zur BDSM Szene,er hat viele Fantasien Fesseln, Peitsche, Nadeln, Wachs,Fetischparties,Kleidung..Er dagte erst es seien nur Fantasie, aber er ist mehr und mehr bei der Umsetzung...Nun meine Welt ist dieseÜberhUpt nicht.Ich habe nichzs gegen vielleicht mal heftigeren schnelleren Sex, oder auch mal Augen verbinden und fesseln mit Dchal ider Tuch, nur die anderen Fabtasien gehen mir zu weit.Das habe ich ohm auch gesagt.Er setzt mich sehr unter Druck, probiert immer wieder mich zu überreden, dads eine oder andere auszuprobieren .Nur umso mehr Druck umso weniger Lust habe ich..Das ganze Thema ist belastet.Es führt immer wieder zu Streit, Muss deswegen unsere Beziehung und unsere Familie auseinanderbrechen?Nur weil der Sex plötzlich das wichtigste ist?was rätst du mir?
Unsere Antwort
Eure Beziehung muss nicht auseinanderbrechen, wenn ihr genügend Sachen habt, die euch miteinander verbinden. Bisher warst du mit der Beziehung zu deinem Mann zufrieden. Ihr habt zwei Kinder, die euch sicher verbinden. Dein Mann zeigt jetzt sexuelle Interessen, die du nicht so interessant findest wie er. Unterschiedliche Interessen sind für Beziehungen normal. Allerdings schreibst du: „Er setzt mich sehr unter Druck….“. Er findet also, dass du dich ebenso für BDSM interessieren musst wie er. Oder es ist ihm egal, ob dir das gefällt. Du sollst einfach mitmachen. Du spürst das richtig. Wenn man unter Druck steht, verliert man die Lust. Wenn dein Mann das gar nicht versteht, bekommt ihr verständlicherweise Streit. Dein Mann scheint zu erwarten, dass du nachgibst. Ist es ihm auch egal, ob du dich lustvoll und interessiert fühlst? Wir raten dir zum Gespräch mit deinem Mann. In unseren Kapitel «Wie löse ich Beziehungsproblem?» geben wir Hinweise und Tipps für Streitgespräche. Lies die Texte in Ruhe durch.
Für dich ist wichtig, dass du deine Position nicht aufgibst. Wenn du zu sehr nachgibst, verlierst du die Lust. Vielleicht könnt ihr euch erzählen, was ihr an eurer Beziehung schätzt. Vielleicht könnt ihr euch auch sagen, was ihr aneinander mögt. Vielleicht entsteht daraus bei Beiden der Wunsch, unbedingt zusammenzubleiben. Dann könntet ihr darüber verhandeln, wie ihr mit den unterschiedlichen sexuellen Bedürfnissen umgeht. Auch dazu haben wir ein Kapitel geschrieben: «Wie macht der Sex zu zweit mehr Spass?». Wenn eure eigenen Gespräche nicht fruchtbar genug sind, könnt ihr euch natürlich auch eine professionelle Beratung suchen. Geeignet für solche Gespräche sind Sexualberater*innen, Paarberater*innen oder auch Psychotherapeut*innen.
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Frage Nr. 34990 von 06.05.2022
Hallo,
Ich bin weiblich und 31. Ich bin im Laufe meines Lebens immer wieder mit dem Thema sexuellen Missbrauch in Kontakt gekommen, entweder durch Freunde oder aufgrund meiner Arbeit. Auch vor kurzem mussten wir auf der Arbeit wieder mit einem Fall klarkommen, der uns sehr mitgenommen hat.
Ich habe in solchen Moment immer sehr mit den Bildern in meinem Kopf zu kämpfen, die ich nur sehr schwer loswerde und in mir Ängste hervorrufen.
Vor allem macht es mir zu schaffen, dass ich diese furchtbaren Bilder von sexueller Gewalt meistens aus der Sicht des Täter erlebe. Das hat bei mir dann die Angst ausgelöst, dass das bedeutet, dass mit mir was nicht stimmt, dass ich diese Vorstellungen irgendwie gut finden könnte und selber irgendwelche furchtbaren sexuellen Tendenzen habe und zu so was fähig wäre. Dann werden diese Bilder natürlich nicht besser, sondern eher schlimmer, als wäre ich selbst der Täter.
Ich weiß, dass solche Angstkreisläufe nicht helfen diese Gedanken zu durchbrechen, aber ich bekomme wegen dieser Bilder, die dann einfach blitzartig auftauchen ein so schlechtes Gewissen und sage mir immer ich darf diese Bilder nicht haben, aber das bringt natürlich nichts. Und jetzt triggern solche Vorkommnisse natürlich, so dass ich diese Bilder schnell im Kopf habe, wenn ich von solchen Erlebnissen höre.
Also ich weiß wie das mit den Abläufen von Zwangsgedanken und Angst ist, aber trotzdem macht es mir zu schaffen, dass ich, wenn ich solche schlimmen Erlebnisse von Menschen erfahre, die abstoßenden Bilder von sexueller Gewalt auch aus Sicht des Täters sehe. Ist das denn normal?
Unsere Antwort
Deine Vorstellungen und Gedanken sind normal. Du willst sie ja nicht in Realität umsetzen. Fantasien von Gewalt können erregend sein – emotional und auch sexuell erregend. Das Erregende zieht uns an, erfüllt uns, belebt uns. Egal ob es schöne oder unschöne Inhalte hast. Da du vom Fach bist, benutze ich jetzt auch Fachbegriffe: Dein vegetatives Nervensystem ist rund um diese Fantasiegedanken im Kampf-Flucht-Modus. Da ist es ebenso möglich, dass man sich in der Opferrolle sieht wie in der Täterrolle. Das ist normal.
Das Ganze geht mit einer starken Aktivierung des Sympathicus einher. Und diese wiederum geht mit grosser mentaler und körperlicher Anspannung einher. Jedesmal, wenn du dir Sorgen über deine Gedanken machst, aktivierst du den Sympathicus stark. Und jedes mal wenn der so aktiviert wird, triggert das diese Gedanken und Bilder.
Anders gesagt: Intrusive Gedanken kommen dann, wenn wir in einem Zustand sind, wo diese Gedanken Platz haben. Das ist das Prinzip der Flashbacks. In dem Text über sexuelle Fantasien, auf den ich dich weiter oben verlinkt habe, schreiben wir mehr darüber. Umgekehrt gehen sie eher wieder, wenn wir uns in einen anderen Zustand versetzen. Wenn du in einem Zustand bist, wo dein ventraler Vagus stärker aktiviert ist, haben diese Gedanken keinen Platz. Falls du nicht weisst, was der ventrale Vagus ist, schau dir bitte diesen Film auf Youtube an.
Mein Tipp zum Umgang mit den Gedanken ist also: a) Akzeptiere, dass du sie hast. Normalisiere diese Gedanken als logische Bilder im Kampf-Flucht-Modus. b) Aktiviere den ventralen Vagus, während du sie hast. Das kannst du z.B. mit langem Ausatmen, oder mit lockerer Bewegung im Oberkörper, oder indem du ganz bewusst dein Gesicht entspannst und die Mundwinkel leicht nach oben bewegst. Gute weitere Übungen zur Regulierung deines vegetativen Nervensystems findest du im Buch "Der Selbstheilungsnerv" von Stanley Rosenberg.
Schau mal ob dich das weiterbringt. Bei weiteren Fragen schreib uns einfach wieder.
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Frage Nr. 34953 von 01.05.2022
Hallo. Ich kann meinem Partner nichts recht machen. Er schimpft den ganzen Tag nur mit mir. Er meint auch ich sei Geisteskrank verwahrlost und ich stinke. ( ich dusche 2x täglich). Außerdem lebe ich nur im dreck und Gestank ( ich räume jeden tag auf und putze regelmäßig). Er hat keine Freunde sitzt immer nur alleine in seinen Zimmer. Auch zu seiner Familie hat er keinen Kontakt.wenn sich seine Mutter meldet ignoriert er sie einfach. Er sagt sie ist gestört Ich habe Familie und viele Freunde. Er meint meine Freunde sind auch nur gestörte Menschen denen ich nichts bedeute. Und die Freunde kenne auch nicht mein wahres ich. Ich spiele dort nur eine Rolle. Meine Familie ist seiner Meinung nach auch total gestört und stinkt. Ich frage mich was ich falsch gemacht habe, dass er so einen Hass auf mich hat. Ich versuche mich auch zu ändern aber er merkt es scheinbar nicht dass ich mir echt Mühe gebe.
Unsere Antwort
Hast du eine Ahnung, warum du bei diesem Partner bleibst? Wie hältst du das aus? Und wie kommst du darauf, dass er mit seinen Demütigungen und Entwürdigungen recht haben könnte und du dich ändern musst? So wie du uns die Situation beschreibst, verletzt dein Partner deine Gefühle mit dem strategischen Ziel, dich zu verletzen. Er wird keinen deiner Änderungsversuche wahrnehmen. Sonst hätte er ja nichts mehr zu schimpfen.
Du schreibst, er lebe sehr zurückgezogen und hätte keine Freunde. Ausserdem hält er alle für gestört. Sich selbst hält er wohl für ungestört. Ein Umfeld, in dem man der einzige „Normale“ ist, ist kaum vorstellbar. Es führt aber dazu, dass man sein Umfeld verachtet. Vielleicht „stinkt“ einem das Umfeld dann auch. Das alles, also seinen ganzen Frust, lädt dein Partner auf dir ab.
Wir raten dir, deine Eigenständigkeit zu bewahren. In einer Beziehung braucht es Platz für zwei Personen. Beide sollten sich einigermassen wohl fühlen. Wir haben für gute und für problematische Beziehungsformen etliche Texte geschrieben. Du findest sie unter den Links. Vielleicht findest du Anregungen für dich und deine Haltung zu eurer Beziehung.
Solltest du grössere Änderungen wünschen, raten wir dir zu einer psychologische Beratung. Eine geschulte Beraterin kann dich in deiner Eigenständigkeit unterstützen. Sie wird dir auch helfen, deine Bedürfnisse wahrzunehmen. Gemeinsam könnt ihr Wege suchen, wie du dich für deine Bedürfnisse einsetzt.
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Frage Nr. 34937 von 28.04.2022
Hi bin 25 Jahre alt.
Mutter von mein besten Kumpel hat mich nackt gesehen
War über Ostern bei mein Kumpel zu Besuch . Bin gerade fertig mit duschen und plötzlich Sand seine Mutter an Tür und schaute mich an und sagt schön großen Penis hast und schmunzelt . Seitdem wenn ich mein Kumpel abhole zum weg gehen sagt seine Mutter schmunzeln immer zu mir ich will dich Vernaschen. Ich will das nicht sie ist 55 Jahre alt und das tu ich mein Kumpel nicht an. Wie soll ich mich verhalten gegen über von ihr ich ,will kein Ärger von mein Kumpel wenn ich es ihn erzähle das seine Mutter mich Vernaschen will.
Unsere Antwort
Du musst nicht tun, was die Mutter deines besten Kumpels will. Aus dem Alter bist du raus! Du entscheidest, wann und mit wem du sexuellen Kontakt hast. Grundlage für jede sexuelle Handlung ist das gegenseitige Einverständnis. Das hat die Mutter des Kumpels nicht eingeholt. Und du hast ihr kein Einverständnis gegeben. Du bist sicher eigenständig genug, deine Wünsche und Bedürfnisse selbst angemessen zu vertreten. Überleg mal. Kannst du dir vorstellen, dass dein Kumpel auf dich sauer ist, weil seine Mutter sich sexuell belästigend verhält?
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Frage Nr. 34872 von 19.04.2022
Ich (w27) wurde mit 13 Jahren von einem Mann (um die 45-50 Jahre alt) im Auto mitgenommen. Diesen kannte ich von sehen, er sprach mich unter einem Vorwand an einzusteigen, was ich aus Leichtsinn auch tat.
Der Mann machte mir Komplimente, fuhr in eine weniger befahrene Straße, und versuchte mich u.a. über Wange und Gesicht zu streicheln. Zu einem gewalltvollen Übergriff kam es nicht, er ging behutsam vor und ließ mich als er mein Unbehagen merkte, wieder aussteigen. Macht aber deutlich dass er mich gerne wieder sehen wollen würde.
Auch wenn ich mich an meine Eltern gewandt habe, ist nichts weiter unternommen worden.
Seit Jahren Frage ich mich nun (bzw. Jetzt hier auch euch), ob nicht die Polizei hätte informiert werden müssen, bzw. ob das noch nachzuholen wäre, da ja ggf. andere Betroffenen nicht so glimpflich davon gekommen sein könnten. An wen kann man sich weden? Was würde ggf. auf mich zukommen?
Unsere Antwort
Der Mann hat eine sexuelle Handlung mit dir versucht. Du warst damals 13 Jahre alt und damit noch im Schutzalter. In der Schweiz wäre es ein Verstoss gegen Art 187 StGB Schweiz, wenn du die sexuellen Handlungen beweisen kannst. Die Verjährung tritt nach 15 Jahren ein (Art. 97 StGB Schweiz). Du könntest den Mann in der Schweiz also noch bei der Polizei melden. Allerdings ist es sehr wahrscheinlich, dass die Verjährung vor Ende der Strafuntersuchung oder des Strafverfahrens eintritt. Wir würden dir daher dringend raten, dich zunächst an eine Opferhilfeberatungsstelle zu wenden. Dort könntest du mit einer Beraterin besprechen, welche Beweise du vorlegen kannst und ob du der Polizei den Namen des Mannes nennst. Die Beratungsstelle klärt dich auch darüber auf, welche Belastungen du durch eine Strafanzeige zu erwarten hast. Eine Gefahr könnte z. B. sein, dass du Strafanzeige gegen den Mann machst und er eine Gegenanzeige wegen Verleumdung macht, weil er weiss, dass du die Straftat nicht mehr beweisen kannst.
Grundsätzlich sind wir bei Lilli der Meinung, dass möglichst viele Straftaten angezeigt werden sollten. Nur so kann die Polizei und die Gesellschaft erkennen, wie häufig sexuelle Übergriffe gemacht werden. Wenn eine Straftat sehr lange zurückliegt, ist allerdings eine Beweisführung schwierig. Zudem ist nicht ganz klar, ob dein Erlebnis als Offizialdelikt gewertet würde, da der Mann weder Druck ausgeübt hat noch Gewalt anwendete.
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Frage Nr. 34820 von 29.03.2022
Guten Abend
In meiner ersten langjährigen Beziehung hat mich mein damaliger Partner in einer Nacht als ich geschlafen habe sexuell belästigt, in dem er mich penetriert hat, ohne zu fragen.
Am nächsten Tag hat er mich verlassen. Ich habe damals zu spät realisiert, was wirklich passiert ist.
In einer Begegnung mit einem andren Mann 10 Jahre später wurde ich beim Schlaf von ihm mit den Fingern in der Vagina berührt.
Ich bin aufgewacht und habe ihn gefragt, was er da mache.
Der Mann ist dann in die gleiche Siedlung in die ich mit meiner Familie wohne eingezogen, nach 1 Jahr wieder ausgezogen. Damals stand er ganz nahe an mich heran und sagte, "wir machen das beste daraus." Ich habe nicht reagiert, weil es mir zu viel war, dass er mich ansprach. Ich habe meinen Partner und ein paar gute Freundinnen informiert. Es war mir nicht wohl und ich hatte Angst.
Ausserdem habe ich mich bei einer Stalking Beratungsstelle informiert, wie ich mich wehren kann, wenn dieser Mann plötzlich vor meiner Türe steht.
Nun, immer noch in der gleichen Siedlung habe ich einen Nachbarn, direkt neben an Türe an Türe. Durch Arbeitsgruppen haben wir uns kennen gelernt, er hat aber schon zwei mal je ein Treffen sausen lassen, ohne sich zu melden. Auf Nachrichten hat er angefangen nicht mehr zu antworten, nur noch mündlich auf dem Balkon.
Er fährt sich mit der Zunge über die Lippen, wenn wir uns sehen auf dem Balkon, Natürlich ist dann jeweils niemand sonst da, die / der dies sieht. Oder reibt mit seinen Händen auf einer Stuhllehne hin und her. Oder mit seinem Daumen an den Hosen bei der Hosentasche rauf und runter. Bei diesen zweimalen waren andere dabei, die haben dies anscheinend nicht bemerkt.
Angesprochen, dass ich gerne wissen wolle, was er von mir möchte, reagiert er mit Ausreden. Er scheint nett, ich habe sein "Interesse" mit wirklichem Interesse an mir und meiner Person verwechselt und ihn angesprochen, was sein Interesse bei mir auslöst. Dass ich es sehr schön fände mit ihm zu sprechen, aber er und ich beide Familie haben und mehr nicht möglich sei. Wie es denn bei ihm ausschaue.
Ich habe ihm gesagt, dass ich mit meinem Mann darüber gesprochen habe (was habe ich ihm nicht erzählt).
Darauf hin meinte er, er habe noch so viel los. Dann hat er mir noch Folgendes geschrieben ein paar Tage später.
Er schätze die Nachbarschaft im Haus. Die Gespräche entstanden aus der Nähe der Wohnungen. Für ihn sei jedoch ebenso eine Distanz im privaten Leben wichtig. Seine Familie, Kinde, Partnerin seinen ihm von Herzen wichtig. Besten Dank für deine Äusserungen. Besten Dank für deine Akzeptanz.
Er freue sich, schon bald mir und meiner Familie auf dem Balkon hallo zu sagen.
Ich habe ihm geschrieben, ich danke ihm für seine Klarheit und ich freue mich auch auf Balkongespräche.
Er ist dann noch in die gleiche Arbeitsgruppe meines Mannes eingetreten und schwatzt oft mit ihm auf dem Balkon, oder trinkt Kaffe mit ihm.
Frage: Warum passieren mir immer wieder solche Sachen mit Männern und wie kann ich lernen schneller zu reagieren?
Es ist oft sehr schwierig, weil erniedrigend, oder mir nicht klar im Moment was passiert.
Wie soll ich mich nun diesem Nachbarn gegenüber verhalten?
Ich meide den Kontakt wie möglich und ziehe mich auch raus, wenn er mit meinem Mann auf dem Balkon spricht. Er spricht mich jeweils an, auch wenn ich am Vélo bin, oder Wäsche aufhänge und ihn nicht bemerke.
Ich vermute, er hat ein defizitäre narzisstische Störung, ich eine dependente, kleines Selbstbewusstsein und dann bei mir das Vaterthema. Mein leiblicher Vater hat mich gezeugt, aber nicht für mich gesorgt, worauf ich von meiner leiblichen Mutter in ein Kinderheim gegeben wurde. Der Nachbar hat wohl auch ein Thema, mit seiner Mutter? Oder weshalb verhalten sich Männer so gegenüber Frauen? Warum muss er mich erniedrigen, damit er sich besser fühlen kann?
Und was denkt wohl seine Frau?
Danke für Ihre Antwort.
Weiblich
Unsere Antwort
Ich gehe auch davon aus, dass deine schwierigen Beziehungserfahrungen in der Kindheit dein Beziehungserleben und Beziehungsverhalten im Erwachsenenalter beeinflusst haben. Was das Thema deines Nachbarn ist, kann ich nicht beurteilen. Dafür müsste ich mit ihm reden.
Du beschreibst unterschiedliche Erfahrungen mit unterschiedlichen Männern. Ich empfehle dir, diese Erfahrungen und diese Männer nicht in einen Topf zu werfen. Es ist ganz klar: Wenn ein Mann mit seinem Penis in deine Vagina eindringt oder dich fingert, während du schläfst, ist das ein Übergriff. Beide haben dich offenbar nach dem Übergriff in Ruhe gelassen. Oder nicht? Beim zweiten hattest du offenbar sehr Angst vor Stalking. Warum?
Wenn ich die Geschichte mit deinem jetzigen Nachbarn durchlese, kann ich das durch zwei unterschiedliche Brillen tun. Durch die eine gesehen, belästigt er dich auf eine subtile Art – so subtil, dass das den anderen nicht auffällt. Durch die andere gesehen, belästigt er dich nicht. Sondern er probiert nett zu sein und dich zu respektieren. Das Problem liegt in diesem Fall darin, dass du ihn nicht klar siehst. Sondern du projezierst deine persönlichen Themen, Bedürfnisse und Ängste in ihn, und du interpretierst sein Verhalten als negativ auf dich bezogen – obwohl es das gar nicht ist.
Ich weiss nicht, welche Version dieser Geschichte stimmt. Ich erachte es als sinnvoll, wenn du dir eine Psychotherapeutin suchst und das genauer anschaust. Ich sehe das so: Ausgehend von deiner schwierigen Beziehungslerngeschichte bist du zum einen sehr feinfühlig und spürst versteckte Absichten und manipulatives Verhalten sehr gut – besser als andere. Zum anderen bist du auch anfällig dafür, das Verhalten der anderen als negativ dir gegenüber zu interpretieren. Bei jeder Begegnung, bei jeder schwierigen Situation, empfehle ich dir, dass du beides als gleichwertige Möglichkeit ansiehst.
In der Psychotherapie kannst du dein jetziges Beziehungsverhalten genau anschauen und seine Logik erkennen. In der Therapie kannst du auch mehr Selbstvertrauen aufbauen. Du lernst, dich besser selbst abzugrenzen und zu behaupten, wenn dich Männer belästigen und bevor sie etwas Übergriffiges mit dir machen. Und du kannst dich von Altlasten befreien, die dir jetzt möglichweise in bestimmten Personen oder bezüglich bestimmten Menschen eine verzerrte Sichtweise geben.
Ich hoffe, diese Antwort bringt dich weiter. Falls du weitere Fragen hast, schreib uns einfach wieder – und gib dabei die Nummer dieser Frage an.
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Frage Nr. 34818 von 29.03.2022
Hallo zusammen,
leider bin ich letzte Woche Opfer von Sextortion geworden. Ich habe über Instagram jmd kennengelernt, ich hatte zwar kleine Zweifel aber im Grunde schien alles normal. Am Abend wollte Sie dann über hangouts einen intimeren Videoanruf führen. Im Nachhinein weiß ich das es da bei mir hätte klingeln müssen und ich weiß nicht wie mir sowas passieren konnte, weil ich sowas normalerweise immer abblocke und nicht so naiv bin, aber ich hatte Lust und hab’s einfach mal gemacht. Zu Beginn dachte ich echt das wäre die gleiche Person, die sah aus wie auf Insta und bis auf den Ton der bei ihr nicht funktionierte passte alles. Dann wurde man intimer und irgendwann wurde mir direkt im Anruf ein Video von mir gegengespielt, indem man sieht das der ganze Call mit all meinen intimen Handlungen aufgezeichnet wurde. Dann wollte der Täter mich erpressen und meinte das Video wird überall veröffentlicht und an Freunde und Familie geschickt wenn ich nicht einen Geldbetrag zur Löschung zahle. Der Forderung bin ich nicht nachgegangen. Ich habe Screenshots von der Erpressung gemacht, der Person gesagt das ich die Polizei damit informiere und danach die Person bei hangouts blockiert und bei Insta gemeldet und blockiert. Im Anschluss habe ich direkt meine verwendete E-Mail Adresse geändert und mein Insta Konto auf privat gestellt. Ich habe bis heute auch nichts mehr wieder von den Erpressern gehört. Sie haben ja auch keine Chance mehr mich zu kontaktieren. Zudem habe ich gelesen, dass die eigentlich nur auf das schnelle Geld aus sind und meist nichts veröffentlichen und wenn dann direkt, was bei mir aber nicht passiert ist.
Ich habe aber trotzdem noch Angst, dass das Video von mir irgendwann irgendwo veröffentlicht wird, da man leider auch mein Gesicht anfangs sieht. Auch wenn ich einen Alert eingerichtet habe, dass ich bei Veröffentlichungen mit meinem Namen benachrichtigt werde, es kann ja auch unter ganz anderen Beschreibungen veröffentlicht werden. Ich weiß gerade ehrlich gesagt nicht mehr weiter und bin ein bisschen verzweifelt. Was kann ich noch machen ? Ich bin total sauer auf mich und möchte einfach nur dass das Video gelöscht ist. Aber das wird es wahrscheinlich nie sein. Vielleicht haben die es auch gar nicht erst gespeichert sondern mir nur im Anruf als Drohung gegengespielt. Aber diese Ungewissheit macht mich fertig. Vielleicht könnt ihr ja noch Tipps geben was man machen kann oder aus Erfahrungsberichten erzählen, was danach so passiert, gerade mit den Videos.
Danke schon mal im Voraus und viele Grüße
Unsere Antwort
Du hast alles richtig gemacht! Das kannst du auf der Website der Schweizerischen Kriminalprävention nachlesen. Raten würden wir dir jetzt noch, Strafanzeige bei der Polizei zu machen. Dafür gibt es zwei Gründe. Wenn es irgendeine Chance gibt, deine Bilder zu finden und das Video zu löschen, geht das wohl nur, wenn die Polizei ermittelt. Ausserdem ist es gut, wenn die Polizei das Ausmass von Sextortion richtig einschätzt. Das kann sie natürlich nur, wenn ihr möglichst alle Sextortion-Fälle gemeldet werden.
Für die Zukunft wirst du sicher deine "kleinen Zweifel" ernster nehmen und dich nicht auf intime Videoanrufe mit Unbekannten einlassen.
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