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Wie finde ich heraus, wer ich bin und was ich will?

Viele Menschen sind sich selbst ein bisschen fremd. Hier erfährst du, warum Journaling dir dabei hilft, dir selbst näher zu kommen, warum es keine gute Idee ist, sich ständig anzupassen, und warum es wichtig ist, Fehler zu machen.

Was, wenn ich mich selbst nicht kenne? 

Du fragst dich vielleicht: "Wer bin ich eigentlich?" Du bist dir ein bisschen fremd. Wir schreiben hier einige Tipps, wie du dir näher kommen kannst.

Mach Erfahrungen, mach Fehler

Probieren geht über Studieren. Ganz klar: Erfahrungen sind eine hervorragende Methode, uns selbst näher zu kommen und herauszufinden, was wir wollen. Wir machen etwas, und das macht uns Spass. Also lernen wir: "Das mag ich". Oder wir lernen, dass wir es nicht mögen. Wir entscheinen uns für etwas und merken im Nachhinein, dass das ein Fehlentscheid war. Schlau sind wir nicht im Voraus, sondern im Nachhinein.

Der Englische Schriftsteller Oscar Wilde hat das pointiert ausgedrückt: "Erfahrung ist einfach nur der Name, den wir unseren Fehlern geben." Und der grosse Englische Staatsmann Winston Churchill sagte: "Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen."

Also: Warte nicht auf den Augenblick, wo du den perfekten Entscheid fällst und den richtigen Weg einschlägst, sondern erlaub dir, Fehler zu machen.

Mach Gedankenexperimente

Stell dir vor, es ist dein 100. Geburtstag, und all deine geliebten Menschen sind bei dir. Was möchtest du sehen, wenn du auf dein Leben zurückblickst? Wofür willst du stehen? Was sollen die Menschen an dir schätzen? Solche Fragen führen dich näher ran an das, was dir wichtig ist, und an das, was du willst. Vielleicht sind deine Ideen dazu noch sehr vage. Das ist in Ordnung. Mit jedem Jahr, mit allem was du tust und erlebst, mit jeder Erfahrung wird dir klarer, was du willst und was nicht.

Journaling – Tagebuch schreiben

Schreiben ist eine gute Methode, mit dir selbst in Kontakt zu kommen. Die einen schreiben täglich, andere nach dem Lust- und Launeprinzip. Probier, was dir selbst am besten liegt. Es gibt da wirklich kein Richtig oder Falsch. Hier sind ein paar Ideen:

  • Schreib auf, was du gerade denkst. Was dir so durch den Kopf geht. Es kann sein, dass du einfach frei von der Leber weg irgendwelche Worte hinschreibst, bis dann ein Satz entsteht. Das kann also ziemlich chaotisch aussehen. Du kannst auch irgendwas kritzeln oder malen. Niemand schreibt dir vor, wie es auszusehen hast.
  • Du hast sozusagen dein Tagebuch als Gegenüber. Drum gibt es Leute, die ihrem Journal einen Namen geben und jeden Tagebucheintrag mit einer Briefanrede beginnen. Überleg dir, wer oder was dieses Gegenüber sein sollte, dem du da schreibst. Vielleicht ist es eine bekannte Person. Vielleicht ist es deine Oma, die nicht mehr lebt. Vielleicht ist es eine Figur, die du dir ausdenkst. So kann dein Tagebuch eine Vertrauensperson werden.
  • Es kann auch interessant sein, festzuhalten, was bei dir und in deinem Leben so alles läuft. Wenn du ein Jahr später liest, bist du vielleicht überrascht, wie viel weiter du gekommen bist. Oder dass ein schlimmer Zustand vorbeigegangen ist. Oder wovor du damals Angst hattest und jetzt nicht mehr. Oder was du dir vorgenommen hast, und welche Erfahrung du dann damit gemacht hast. Das heisst, du lernst dich über den Verlauf der Zeit selbst besser kennen.
  • Ein Tagebuch kann ein täglicher Check-in mit dir selbst sein: Was denkst du? Was fühlst du? Wie gehts deinem Körper? Was war am Tag gut? Was nicht? Wann hast du dich kompetent, entspannt oder lebendig gefühlt? So bekommst du nach und nach ein Bild von den Dingen, die wichtig und wohltuend für dich sind.
  • Durch das Journaling bekommst du einen besseren Draht zu deinen Gefühlen. Du kannst besser herausfinden, was sie dir sagen wollen. Denn Gefühle sind Wegweiser. Sie zeigen dir, ob deine Bedürfnisse, Werte, und Anliegen erfüllt oder verletzt sind. Auch unangenehme Gefühle, wie zum Beispiel Neid, sind dabei hilfreich. Neid zeigt zum Beispiel genau darauf, was wir wollen, aber nicht haben.

Probier dich weniger anzupassen

Möglicherweise ist dir die Anerkennung von anderen wichtig. Du lernst, so zu sein, wie es ihnen gefällt. Wenn du das auf Dauer tust, drehst du das Gespür für dich selbst ziemlich leise. Es ist aber nicht weg. Du kannst es wieder laut drehen. Frag dich, warum du etwas tust oder denkst. Wenn die Antwort ist: "Weil er*sie das möchte" oder "Weil sich das so gehört" oder so etwas ähnliches, dann frag dich: "Was würde ich jetzt wollen?" Wenn die Antwort ist: "Ich weiss es nicht", dann ist das ehrlich.

Vielleicht hast du Angst, Personen zu verlieren, wenn du aufhörst, dich ständig anzupassen. Ja, das kann passieren. Die Frage ist aber, ob du von diesen Menschen momentan wirklich das bekommst, was du brauchst. Bekommst du das tatsächlich, wenn du dich den Menschen gar nicht wirklich zeigst? Oder sind sie vielleicht mit einem Scheinbild befreundet? Wie nah kann dir jemand wirklich sein, wenn du nicht echt bist? Wie gut fühlt sich Anerkennung an, wenn du etwas vorgemacht hast?

Wir finden: Wenn Menschen offen, ehrlich, authentisch sind, macht das sie attraktiv. Es kann sein, dass sich Leute von dir abwenden, die mit dem echten "Du" nicht klarkommen. Aber du wirst neue Menschen finden, die dich für das mögen und schätzen, wie du tatsächlich bist.

Andere fragen

Frag deine Partner*innen, deine Freund*innen, oder deine Familie, wie sie dich sehen. Schau, wie das mit dem übereinstimmt, was du von dir denkst.

Vielleicht gibt es Menschen, die du für ihre Selbstsicherheit bewunderst oder für ihre selbstbestimmte Art, ihr Leben zu leben. Frag sie doch mal, wie sie dazu gekommen sind, ihr Leben so zu gestalten. Wie sie ihre Hobbys gefunden haben. Wie sie Selbstvertrauen entwickelt haben. Wie sie mit Unsicherheiten umgehen.

Sei dir dabei bewusst, dass das ein anderer Mensch ist als du. Es geht nicht darum, so zu werden wie diese Personen. Du bist einzigartig und brauchst vielleicht andere Dinge, um erfüllt zu sein. Dennoch könnten die Erfahrungen anderer dir helfen, das für dich herauszufinden.