Schluss mit Gewalt / Wie schütze ich mich vor sexueller Gewalt?:
Gefühle sind Wegweiser. Sie helfen dir, herauszufinden, was du willst und was nicht. Du kannst lernen deine Gefühle richtig zu deuten.
Gefühle sind Wegweiser
Gefühle sind wie Wegweiser: «Angenehme» Gefühle - wie Glück, Freude, Zufriedenheit – geben dir die Rückmeldung, dass alles stimmt. «Unangenehme» Gefühle – zum Beispiel Angst, Wut, Ekel, Trauer, Verzweiflung, Scham – zeigen an, dass etwas nicht stimmt und du was tun musst, damit es dir besser geht. Nimm deine Gefühle ernst: Sie helfen dir, herauszufinden, was du brauchst. Sie helfen dir, dich gut um dich zu kümmern.
Angst bei neuen Erfahrungen ist normal
Unangenehme Gefühle sind in neuen Sitationen normal. Vieles Neue macht zum Beispiel Angst. Stell dir vor, du gehst zum ersten Mal in einen Club und fühlst dich total unsicher. Die Angst sagt dir, dass hier unbekanntes Neuland ist und du ein bisschen vorsichtig sein solltest. Je öfter du in den Club gehst, desto sicherer und erfahrener wirst du – und damit schwindet die Angst. Trotz Angst empfiehlt es sich also, in den Club zu gehen. Denn die Angst wird nicht kleiner, wenn du nie in den Club gehst! Besonders wenn du sexuelle Erfahrungen machst, sind gemischte Gefühle sehr häufig. Zum Umgang mit gemischten Gefühlen erfährst du mehr in diesem Text.
Manchmal lässt man eine Erfahrung besser bleiben
Es gibt Situationen, in denen dir die Angst zeigt, dass du die Erfahrung besser bleiben lässt. Stell dir vor, dein*e Freund*in möchte dich überreden, nachts mit ihm*ihr und zwei Unbekannten mitzugehen. Du hast dabei ganz unangenehme Gefühle. Sie sagen dir: «Gefahr!» Dann hör auf diese Gefühle. Egal, wie sehr deine Freund*in drängelt.
Angenehme Gefühle sind nicht immer gut
Nicht jedes angenehme Gefühl ist immer ein «gutes» Zeichen. Vielleicht fühlst du dich gut, nachdem du Alkohol getrunken oder irgendwelche Drogen genommen hast, und kannst so unangenehme Gefühle wie Angst, Scham, Traurigkeit oder Wut besser vergessen. Aber vergiss nicht: Gefühle sind Wegweiser. Wenn du sie einfach unterdrückst, respektierst du dich nicht. Mehr dazu liest du in diesem Kapitel (das ist für Jungen* und Männer* geschrieben, könnte dich als Mädchen* oder Frau* aber auch interessieren). Es gibt auch Menschen, die sich angenehm stark fühlen, wenn sie andere unterdrücken. Du siehst: angenehme Gefühle, bei denen andere zu Schaden kommen, sind überhaupt nicht gut.
Niemand schreibt dir vor, wie du dich zu fühlen hast
Drängeln, dich auslachen, Sprüche wie «Stell dich nicht so an!» oder «Angsthase»: Damit versuchen andere, deine Gefühle nieder zu machen. Lass dich nicht beirren. Niemand kann dir vorschreiben, wie du dich in einer Situation fühlen sollst! Deine Gefühle sagen dir, was für dich stimmt und was nicht. Vertraue deinen Gefühlen, sie helfen dir, richtig zu entscheiden.
Du kannst lernen, deine Gefühle besser zu erkennen
Vielleicht fällt es dir schwer, zu erkennen, wie du dich gerade fühlst. Oder du möchtest noch besser darin werden. Je öfter du dich fragst, wie es dir gerade geht, desto mehr wird es zur Gewohnheit. Probier zum Beispiel mal aus, dich eine Woche lang immer morgens, mittags und abends folgendes zu fragen: «Welche Gefühle hab ich gerade? Welche Gedanken gehen mir durch den Kopf? Wie fühlt sich mein Körper an? Was würde ich jetzt gern tun?» Du kannst die Antworten aufschreiben oder nur darüber nachdenken. Nach ein paar Wiederholungen wird es dir leichter fallen, die Fragen zu beantworten. In diesem Text von feel-ok findest du Beispiele, wann es sehr wichtig ist, dass du auf deine Gefühle achtest.