Hallo Lilli
Ich hatte Frage Nr. 37924 gestellt, vielen Dank für eure Antwort. Ich mache noch keine Traumatherapie, habe aber eine allgemeine Therapie.
Ich habe stark das Gefühl, mehrere Anteile zu haben: Eine erwachsene Frau, die mehr Abstand und Sicherheit hat und eben auch ein Interesse an Sexualität.
Und dann einen kindlichen Antwil, der sehr viel schmerzliche Bilder, Gefühle und Körperwahrnehmungen hat.
Die Person war mein Vater, was es emotional schwierig macht. Ich habe deutlich mehr Abstand, aber Familienzusammenkünfte sind schmerzhaft und aufwühlend.
Leider komme ich nicht so richtig weiter: Ich mache die Beckenschaukel, versuche bewegt und aktiv zu sein und eben auch wohlwollend statt verletzend. Trotzdem passiert es eigentlich jedes Mal, dass es (danach) fast wie in eine Art Reinszenierung geht, in der ich mir weh tue. Manchmal kommt infolge auch ein Flashback. Ich kenne allgemein dissoziative Symptome, „einfrieren“/ Kontrollverlust und Derealisation. Gestern kam es aber zu etwas neuem, sehr beängstigendem: Zunächst fühlte ich mich als sei gerade ein Übergriff passiert. Ich habe die Kontrolle verloren und der Körper hat gezuckt, die Augen haben sich weggedreht, die Atmung war ganz seltsam. Ich wollte, dass es aufhört, aber nichts half.
Ich weiss nicht, ob das bedeutet, ich sollte damit lieber warten? Vielen Dank für eure Antwort :)
Unsere Antwort
Es ist aus meiner Sicht absolut notwendig, dass du deiner Therapeutin von den Flashbacks und von dem Anfall erzählst. Es klingt wie ein dissoziativer Anfall. Solche Anfälle kann es bei PTBS geben. Es ist wichtig, dass du lernst, die Flashbacks und Anfälle in den Griff zu bekommen. Kannst du mit deiner Therapeutin anschauen, mit wem du diese Arbeit machen kannst?
Was deine Sexualität angeht: Schau bitte in diesem Text nach, was deine Erregungstechnik ist. Ich vermute, du machst nicht automatisch die Beckenschaukel und bewegst deinen Oberkörper auch nicht automatisch. Vielleicht beginnst du so, aber sobald die sexuelle Erregung ansteigt, nehmen hohe Muskelanspannung und kurze Atmung überhand.
Auf diese Weise aktivierst du deinen Sympathikus sehr und bringst dich in den Kampf-Flucht-Zustand. Danach kippst du möglicherweise in ein Loch, in dem der dorsale Vagus stark überhand nimmt. Das kann auch mit derartigen Anfällen einhergehen. Ich bitte dich, diesen Text über das Autonome Nervenssystem zu lesen, um besser zu verstehen, was das heisst. Lies bitte auch die Texte, die in dem Text verlinkt sind. Je besser du verstehst, was bei dir abläuft, desto besser kannst du das beeinflussen.
Wir verändern unsere sexuelle Technik nicht von einem Tag auf den anderen. Sondern das braucht Zeit und viele Wiederholungen. In deinem Fall würde ich dir eine Sexualtherapie empfehlen nach dem Ansatz des Sexocorporel. Das ist eine körperorientierte Sexualtherapie-Methode. Therapeut*innen findest du auf dieser Site.
Schau dir mehr Antworten und Infotexte an zum Thema